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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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auf die man
stolz sein sollte. Aber das konnte man einer Frau, mit der man geschlafen
hatte, ja wohl kaum sagen. Er kam aber auch gar nicht dazu, viel zu sagen, weil
Evi sich neben ihn aufs Bett setzte, das Nachttischchen wegrollte, dabei Kaffee
verschwappte und viel zu schnell zu reden begann.
    »Gerhard, ich muss
dir das jetzt sagen. Ich liebe dich nicht. Wirklich! Ich war verliebt in die
Idee, jemanden zu treffen, der meinen Beruf versteht. Aber du bist es nicht.
Aber als ich dachte, dass du womöglich sterben könntest, da wurde mir klar,
dass ich einen sagenhaften Kollegen verliere, einen Freund, ja, alles, was mir
wichtig ist. Unsere Arbeit. Ich liebe es, mit dir zu arbeiten. Ich liebe meinen
Job. Deshalb klappt es bei mir mit Beziehungen nie, weil ich diesen Job so
verdammt liebe. Ich würde sterben, wenn das zu Ende ginge.« Sie atmete aus.
»Entschuldigung, ich musste das so raussprudeln, sonst hätte ich mich nicht
getraut. Ich habe die ganze Nacht vor dem Spiegel geübt.«
    Gerhard sah sie an,
schüttelte den Kopf, dann zog er sie zu sich her und drückte sie. »Autsch,
Scheiß-Rippe! Evi, so eine Ansprache von meiner kleinen beherrschten Fränkin.
Mädel, ich liebe diesen Scheiß-Job genauso, und ohne dich hätte ich keinen Fall
gelöst. Ich brauche jemanden, der Struktur in mein Chaos bringt, der meine
Unterlagen wiederfindet und einen Computer bedienen kann. Ich hatte nie eine
bessere Kollegin. Und ich nehme an, du wirst mir das jetzt gleich beweisen.«
    Er wusste, dass Evi
dankbar war, dass er das Beziehungsthema nicht mehr anrührte – und er selbst
war umso dankbarer. Und wie!
    Evi hatte sich
inzwischen auf einen Stuhl gesetzt, ihm eines seiner Frühstücksbrote geklaut
und begann: »Das Inventar der Hütte ist fast vollständig verbrannt, der
Kühlschrank war in sich geschmolzen, ist aber doch als Kühlschrank erkennbar
geblieben. Ein Teil der Substanzen ist sichergestellt. Zudem war da in einer
Kassette eine Liste der Abnehmer von diesem Seppi. Sie ist nicht mehr im besten
Zustand, aber die Spezialisten versuchen, sie zu rekonstruieren. Ein Fall für
Chemie-Ottochen. Für eine Anklage gegen Ostheimer wird es reichen. Ostheimer
ist immer noch in Ungarn, laut seiner Frau kommt er heute Abend wieder. Wir
versuchen, das zu checken, und wollen ihn womöglich abfangen.«
    »Meinst du nicht,
dieser Seppi hat ihn gewarnt? Von Oberstaufen bis Immenstadt ist der Brand doch
das Thema. Und Marcel füllt ja wohl in der AZ das Herbstloch mit meinem Schicksal.« Gerhard grinste gutmütig. Marcel Maurer,
der Lokaljournalist, war schon in Ordnung, dachte er.
    Evi zögerte, sprang
plötzlich auf und trat von einem Fuß auf den anderen. »Ja, Marcel hat mir versprochen,
dichtzuhalten. Die Feuerwehr auch.«
    »Wie,
dichtzuhalten?« Gerhard hatte sich in seinem Bett aufgesetzt – kerzengerade.
    »Nun, dieser Seppi,
also der wird Ostheimer nicht mehr gewarnt haben. Seine Leiche wurde im Stall
gefunden – oder besser, das, was übrig war. Er wurde erschlagen. Gerhard«, sie
zitterte auf einmal, »er ist in dem gleichen Feuer verbrannt, dem du gerade
noch so entronnen bist. Als sie dich ins Krankenhaus geflogen hatten, war auf
der Alp natürlich die Hölle los. Die Feuerwehr hat weiter gelöscht, die
Spurensicherung hat auf Hochtouren gearbeitet – und da haben sie die Leiche
gefunden. Marcel war da, und er hat es mitgekriegt, dass wir eine Leiche
geborgen haben. Wie gesagt: Er will sich still verhalten.«
    Gerhard hatte etwas
Mühe, das Gehörte zu verdauen. »Ist es wirklich dieser Seppi?«
    »Ja, ohne Zweifel.«
    Gerhard hatte in den
letzen Tagen, als er aus dem Fenster geblickt hatte, ständig damit gekämpft,
dass Szenen zusammenhangslos über die Ebene verstreut waren. Er hatte Probleme
gehabt, sie zu einem Bild zusammenzuführen. Ein Fragment dieses Bildes war,
dass dieser Seppi ihn zusammengeschlagen und die Bude angezündet hatte. Ihn
also hatte ermorden wollen. Und nun war der selbst tot? Und Ostheimer noch in
Ungarn? Aber das Fatale daran war, dass Seppi keine Aussage mehr machen würde.
Nie mehr.
    »Ich kann mir
ungefähr vorstellen, was du denkst«, sagte Evi leise. »Ein wertvoller Zeuge ist
tot. Das ist das eine. Aber wer hat ihn auf dem Gewissen. Ostheimer?«
    »Der soll doch in
Ungarn sein. Oder ist er schon wieder da?«, fragte Gerhard, um auf den neusten
Stand der Ermittlungen zu kommen.
    »Nein, seine Frau
wähnt ihn in Ungarn. Das kann Tarnung sein. Aber eins ist klar: Ohne Ostheimer
zu befragen,

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