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Weiß wie der Tod

Weiß wie der Tod

Titel: Weiß wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Polizei gemeldet und nach einer ihrer freiberuflichen Mitarbeiterinnen gefragt: Marion Becker. Sie sei nicht, wie es in der Branche üblich ist, am Morgen nach der Verabredung mit einem ihrer Kunden in der Agentur erschienen.
    Frau Winter hat zu jener Zeit einen Escort-Service unter dem Namen Best Date betrieben. Was sagen Sie dazu, Frau Landau?«
    Marion hatte sich die Ansprache Michaelis’ regungslos angehört. Nun traten Tränen in ihre Augen. Naima reichte ihr ein Taschentuch. »Frau Landau. Sagen Sie uns, was damals passiert ist. Wir wollen Ihnen helfen.«
    »Meine Mutter weiß nichts davon«, schluchzte sie, »und sie darf auch nie davon erfahren …«
    Naima nickte ihr aufmunternd zu.
    »Es stimmt, ich habe damals für Saskia gearbeitet. Es war leichtverdientes Geld, und es ging auch immer gut …«
    »Bis Sie an Jochen Landau vermittelt wurden.«
    »Nein, Jochen hat damit überhaupt nichts zu tun. Im Gegenteil, er hat mich gerettet.
    Ich habe Jochen in der Kneipe um die Ecke kennengelernt. Ja, es stimmt, er ist in jener Nacht handgreiflich geworden. Ich hatte nein gesagt, aber er war wie von Sinnen. Er hatte versucht, mich zu vergewaltigen, aber er konnte nicht, dafür war er viel zu betrunken. In meiner Wut bin ich zur Polizei gelaufen und habe ihn angezeigt. Am nächsten Morgen stand er vor meiner Tür und wollte sich entschuldigen. Natürlich habe ich ihn stehen lassen und beschimpft. Aber er ließ nicht locker. Er hat mir Blumen vor die Tür gestellt und sich tausendmal entschuldigt. Irgendwann bin ich dann weich geworden. Wir haben uns ausgesprochen, und ich habe ihm verziehen.«
    »Wie kam es zu dem Angriff? Hat er Sie …«
    »Nein, nicht er. Es war einer meiner Kunden, die mir Saskia vermittelt hatte. Ein Architekt aus Hamburg, der zu einem Symposium in der Stadt war. Der Kerl war mir von Anfang an nicht geheuer, aber bis dahin war ja alles immer gutgegangen. Er hat mich ausgeführt. Wir haben viel gelacht und getrunken. Schließlich wollte er, dass ich mit auf sein Zimmer komme. Ich habe abgelehnt. Der Typ war mir einfach unangenehm.«
    »Kam es oft vor, dass Ihre Kunden mehr wollten als nur einen netten Abend?«
    »Ja, aber ich hatte immer das letzte Wort. Das gehörte zur Firmenpolitik, und die Kunden wussten das.«
    »Wie oft sind Sie auf die Bitten eingegangen?«
    »Nur zweimal in der ganzen Zeit. Es waren Männer, in die ich mich hätte verlieben können, wenn ich sie in einer anderen Situation kennengelernt hätte.«
    »Aber es wurde nichts daraus.«
    »Nein, natürlich nicht. Sie wussten ja, wie wir zusammengekommen waren. Sie hätten mir das nie verziehen. Ein amouröses Abenteuer, ja. Aber eine ernsthafte Beziehung?«
    »Wie kam Jochen ins Spiel?«
    »Er war uns an diesem Abend gefolgt. Später hat er mir erzählt, dass er schon in mich verliebt gewesen war.
    Ich war mit meinem Kunden auf dem Weg vom Restaurant zurück zum Wagen. Er wollte mich noch zu Hause absetzen. Ich wollte das nicht, aber er bestand darauf. Schließlich habe ich eingewilligt. Es war mitten in der Nacht und die Gegend menschenleer. Kaum war ich eingestiegen, fiel er über mich her. Ich setzte mich zur Wehr, aber ich hatte keine Chance. Er hielt mir ein Messer an die Kehle.«
    »Wie kam es zu den Verletzungen?«
    »Ich konnte etwas greifen, das im Wagen lag. Ich weiß nicht, was es war, aber es hatte Gewicht, und ich habe zugeschlagen. Leider zu schwach. Er ist dann völlig durchgedreht und hat auf mich eingestochen. Wenn Jochen mich nicht aus dem Auto gezogen hätte, säße ich heute nicht hier.«
    »Wieso haben Sie den Mann nicht angezeigt?«
    Marion seufzte. »Wie hätte ich das meinen Eltern erklären sollen? Es wäre ja zum Prozess gekommen. Meine Mutter wäre vor Scham in den Erdboden versunken. Die Nachbarschaft, die Freunde, die Familie und die Tochter eine Hure? Niemals.
    Schließlich hatte Jochen eine Idee. Er hatte das Kennzeichen und war Zeuge.«
    Naima ahnte, worauf es hinauslief. »Sie haben ihn erpresst?«
    Marion nickte. »Ja, und Jochen hatte einen Job in einem angesehenen Architektenbüro sicher. Wir haben wenig später geheiratet und sind nach Hamburg umgezogen.«
    »Wie kam es dann dazu, dass er Sie geschlagen hat?«
    »Das setzte erst viel später ein. Da waren Katja und Lara schon geboren. Der Seniorchef wurde krank, und Jochen sah seine Felle davonschwimmen. Er wurde von Tag zu Tag gereizter. Schließlich begann er mir meine Vergangenheit vorzuwerfen. Wir stritten uns wochenlang. Ich zog zu meiner

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