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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Graser
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traumatischen Erlebnisse überhaupt nicht mehr aufhörten. Aus dem wurde, wenn er durchhielt, automatisch ein knallharter Brocken, der auch noch seine Störung unter den Teppich kehrte. Kreuzeder, stand also im Morddezernat bald vor der Alternative, zu kündigen oder zu brutalisieren. Er hatte schließlich das durchlaufen, was die Kollegen dort »Abhärten« nennen, und war ausgesprochen erfolgreich. Aber irgendwann setzte wohl eine Art innerer Kündigung ein. Und die März fragte sich, ob er damit nicht sogar richtiglag.
    Vielleicht sträubte sich sein Innenleben zu Recht gegen den Polizeiberuf. Vielleicht war er von seinem Wesen her eher ein musizierender Gastwirt, ein charismatischer Prediger oder ein philosophierender Nachtpförtner, der spät heimkehrenden Hotelgästen auf die Nerven ging. Aber das war noch alles graue Theorie. Sie wollte sich erst einmal ein genaueres Bild von ihm machen und bot ihm einen Termin in ihrer Privatpraxis an. Die befand sich in einem Reihenhaus, dessen Fassade von allerlei Kletterpflanzen bevölkert wurde. Dort wohnte sie auch. Zu ihrer Überraschung hatte Kreuzeder einen kleinen Buben dabei.
    »Grüß Gott. Das ist Käptn Kirk.«
    »Grüß euch. Kommt doch rein.«
    Bei ihrem rechten Auge war nicht nur die Netzhaut blau, sondern auch die Umgebung.
    »Sie haben aber rabiate Patienten.«
    »Das war gar kein Patient. Das war mein Briefträger. Der ist so furchtbar besitzergreifend.«
    Sie führte ihre Gäste ins Wohnzimmer, in dem asiatische Möbel, Schummerlicht und Räucherstäbchen grüßten. Auf dem fernöstlichen Diwan lungerte ein dünner, langhaariger Mann herum, mit einem Ziegenbart, Jesussandalen und dem dazupassenden Lächeln.
    »Das ist Eddie. Wir kennen uns von einem Töpferkurs in der Toskana. Herr Kreuzeder und Käptn Kirk.«
    »Hallo, Eddie.«
    Kreuzeder hob die Hand zum Gruß. Eddies Lächeln wurde breiter. Eine gelbe Zahnreihe kam zum Vorschein.
    »Hallo.«
    Die März deutete auf die Sitzkissen.
    »Setzt euch doch. Wie wär’s mit einem Tee? Jasmin? Oder grüner?«
    »Bier gibt’s hier keins?«
    »Nein.«
    Sie wandte sich an den Kleinen.
    »Und du? Apfelsaft?«
    »Ein Eis.«
    »Hab ich nicht.«
    Sie entschwebte in die Küche. Die beiden Ankömmlinge nahmen Platz. Eddie bleckte immer noch seine gelben Zähne.
    »Sie sollten es mal mit autogenem Training versuchen. Ist gesünder als Bier. Ehrlich.«
    Kreuzeder musterte ihn, ohne eine Miene zu verziehen. Eddies Lächeln hielt stand.
    »Mir hat’s jedenfalls geholfen.«
    Schließlich kam die März mit einem Apfelsaft zurück, den sie Moritz hinstellte.
    »Na, habt ihr euch gut unterhalten?«
    Niemand hielt eine Antwort für nötig. Sie setzte sich zu der gemütlichen Runde. Der Bub schob sein Glas weg.
    »Was soll das?«
    »Magst du keinen Apfelsaft?«
    »Quatsch nicht dumm rum, Puppe. Ich hab doch gesagt, ich will ein Eis.«
    »Aha.«
    Sie betrachtete den Knirps nun etwas genauer. Eddie stand auf. Sein Lächeln war dünner geworden.
    »Ich glaub, ich geh dann mal. Tschüss, Leute.«
    »Ich bring dich zur Tür.«
    Die März begleitete ihn auf den Flur. Kreuzeder hob zum Abschied die Hand. Moritz war sauer.
    »Krieg ich jetzt kein Eis, oder was?«
    »Nur die Ruhe, das machen wir schon.«
    »Die Puppe geht mir gewaltig auf die Eier. Ein Auge wär noch frei. Was meinst du, Spock?«
    »Ich halt mich da raus.«
    Die Gastgeberin kam mit einem frisch aufgebrühten taiwanischen O Long Tee zurück, ließ sich aber dann doch zu einem Spaziergang auf der Innpromenade überreden. Dort kannte sie einen Kiosk, an dem ein Langnesefähnchen wehte. Spock kaufte dem Käptn drei Eiswaffeln, mit denen er zufrieden schmatzend vor den beiden Erwachsenen herlief. Die März hatte rote Bäckchen in ihrem Porzellangesicht.
    »Eddie ist wahnsinnig eifersüchtig. Dabei hat er gar kein Recht dazu.«
    »Natürlich nicht.«
    »Er ist kein Patient. Nur ein Bekannter. Er hat mir eine fürchterliche Szene gemacht wegen dem Briefträger. Der kommt immer wieder mal zum Frühstück. Er ist ja unheimlich lustig.«
    »Das sieht man.«
    »Ich weiß auch nicht, was in ihn gefahren ist. Ich hab immer gedacht, ich bedeute ihm gar nichts. Er ist ja verheiratet und hat vier Kinder.«
    »Der Briefträger oder Eddie?«
    »Der Briefträger. Er heißt Jochen. Eddie hat zwei Kinder und ist geschieden. Lebt aber noch mit seiner Exfrau zusammen.«
    »Mhm.«
    »Das interessiert Sie vielleicht gar nicht so sonderlich?«
    »Nein.«
    »Ich finde das alles verwirrend, aber es

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