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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Graser
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Gott.«
    »Wir haben Ihnen Ihren Buben wiedergebracht.«
    Sie nickte bloß, ohne sich noch mal umzusehen.
    »Er hat einen Schwan abgekragelt. Den hab ich Ihnen in die Küche gelegt.«
    »Is recht.«
    Die Frau war ungefähr so munter wie die Fliegen, die an dem Band unter der Lampe klebten.
    »HabenS’ Ihren Mann schon mal besucht im Gefängnis?«
    »Is denn des erlaubt?«
    »Natürlich.«
    »Des hab ich net gwusst.«
    Im Fernseher schwamm ein weißes Schiff auf dem blauen Meer. Die Zähne des braun gebrannten Kapitäns blitzten in der Sonne. Eine Bordkapelle spielte einen Foxtrott.
    »Worum geht’s denn da in dem Film?«
    »Eine Liebesgeschichte. Lauter Schmarren.«
    »Also dann. Schönen Tag noch, Frau Holzner.«
    »Is recht.«

20
    Erst auf der Heimfahrt nach Passau legte sich die Schockstarre der März allmählich.
    »Ich mach das nicht.«
    »Was?«
    »Sie wollen, dass ich den Jungen therapier. Deswegen haben Sie ihn doch angeschleppt. Aber ich kann so was nicht.«
    »Sie haben doch ein Diplom, oder?«
    »Ja, klar. Aber ich brauch selbst eine Therapie.«
    »Das braucht ihr doch alle.«
    Allmählich wurde es dunkel. Die Straße kam der März viel zu schmal vor für zwei Autos, und immer wenn zwei Scheinwerfer entgegenkamen und schließlich vorbeihuschten, zuckte sie zusammen.
    »Außerdem hab ich vor Killern Angst.«
    »Er ist ein Kind.«
    »Natürlich. Jetzt brauchen Sie nur noch zu sagen, ein netter, kleiner Bursche. Nur leider rattert ab und zu ein Film in ihm los, in dem er sich ganz großartig vorkommt. Aber das geht ein bisschen sehr auf Kosten seiner Umgebung, finden Sie nicht?«
    »Doch. Das ist ja das Problem.«
    »Ich kann es nicht lösen. Alles, was ich Ihnen anbieten kann, ist ein Chop Suey.«
    »Ein was?«
    »Ein Chop Suey. Das ist eine Flugente mit allem möglichen Zeug drin. Bambus, Pilze und so. Sehr chinesisch. Hab ich in der Gefriertruhe.«
    »Wenn Sie sich die Mühe machen wollen.«
    Er setzte darauf, dass sie die Dinge vielleicht anders sehen würde, wenn ihre Alarmanlage aufgehört hatte, verrückt zu spielen. Tatsächlich verschwand auch der schrille Unterton in ihrer Stimme, als sie zwischen ihren Chinamöbeln herumsausen, die Glatze ihres grinsenden Terrakottabuddhas tätscheln und ein paar Räucherstäbchen zum Glimmen bringen konnte.
    Er veranstaltete schon mal eine Weinprobe und sah ihr zu, wie sie die Aluschale mit dem gefrorenen Chinesengericht aus der Pappschachtel schüttelte und in den Backofen bugsierte. Sie stellte den Küchenwecker und legte los:
    »Der Junge hat also mit angesehen, wie seinem Vater alle Felle davongeschwommen sind. Er sieht, wie der Vater kämpft, aber keine Chance hat, null. Ein Loser mit der entsprechenden Wut im Bauch.«
    »So ungefähr.«
    »Natürlich will der Bub seinem Vater helfen. Also identifiziert er sich mit den Superhelden, die er vom Fernsehen kennt und die wissen, wie man die Probleme löst. Lernen am Modell nennt man das. Superman, Wyatt Earp, James Bond und wie diese Cracks alle heißen, die die Bösen abknallen.«
    »Immerhin kämpfen die für das Gute.«
    »Das glaubt doch jeder von sich. Wenn Sie eine Umfrage starten, wer sich zu den Guten rechnet, landen Sie bei neunundneunzig Prozent. Die Bösen sind immer die anderen. Jede Wette, dass auch dieser Bauer sich zu den Guten zählt und der Bub sowieso.«
    »Sie sind eine gute Psychologin.«
    »Sie haben mich missverstanden.«
    »Wieso?«
    »Alles, was ich Ihnen sagen will, ist, dass ich dem Jungen nicht helfen kann. Er ist plötzlich in einem anderen Film, und es ist ein Film, in dem er ein Hero ist. Er ist der King of the World. Wie soll ich ihm das beibringen: Hey, Kleiner, dein Film ist der, in dem du ein Loser bist. Dein Vater ist einer von den Millionen Losern. Er ist eine arme Sau. Schau ihn dir genau an, denn du bist wie er.«
    »Sie meinen, das hört er nicht gern?«
    »Genau. Das Einzige, was mich wundert, ist, dass nicht mehr von diesen Kindern herumballern. Das Rezept kriegen sie ja von Hollywood. Und wenn ich sage Kinder, dann meine ich die kleinen und die großen, denn die meisten Menschen bei uns sind in punkto seelischer Reife auf dem Stand von Zehnjährigen.«
    Sie blickte kurz auf den Küchenwecker.
    »Das Chop Suey wird noch ein bisserl dauern. Möchten Sie vorher noch eine Frühlingsrolle? Die kann ich rasch in die Mikrowelle tun.«
    »Sie geben dem Kleinen keine Chance?«
    »Er hat keine. Die werden ihn in ein Heim sperren, wo alles vertreten ist. Lauter kleine Killer,

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