weißblau queer gestreift
Handout. Jedenfalls nicht, wenn ich eine ordentliche Note will.
Genervt stehe ich auf. Nein, so geht das nicht. Ich schaffe das nicht alleine. Ob mir Heidi helfen kann? Sie kann doch bestimmt gut mit dem Computer umgehen. Schließlich studiert sie schon lange. Aber ich will Heidi nicht belästigen. Immer wenn ich sie besuche, wirkt sie genervt und beschäftigt.
Am Donnerstag habe ich ihr die Auflaufform zurückgebracht. Sie hat sich kurz bedankt, auch für das Stück Gemüseauflauf, das ich ihr vor die Tür gestellt hatte. Dann hat sie aber auch gleich gesagt, sie müsse sofort wieder los, um noch was einzukaufen. Am Freitag war ich bei ihr, um sie zu fragen, ob sie mir nette Cafés in der Umgebung empfehlen kann und ob wir mal gemeinsam ein Eis essen gehen. Heidi nannte mir zwei Cafés in Plattling, meinte aber, dort sei es ziemlich fad. Um richtig wegzugehen, müsse man schon bis nach Deggendorf oder Straubing fahren. Sie selbst habe momentan keine Zeit, um in Cafés herumzusitzen. Am Sonntag, als ich sie gebeten habe, die Musik etwas leiser zu machen, hat sie nur mit den Schultern gezuckt und gebrummt, sie brauche die Musik, um sich ein wenig abzureagieren. Als ich sie gefragt habe, was denn los sei, hat sie nur etwas von Stress mit einer Freundin gemurmelt. Mehr habe ich nicht aus ihr rausbekommen. Warum ist Heidi oft so schlecht gelaunt? Hat sie Sorgen oder Probleme? Sie wirkt auch so müde und antriebslos. Ob sie Drogen nimmt?
Aber selbst wenn Heidi so merkwürdig und launisch ist und mir das Gefühl gibt, dass ich sie mit meinen Besuchen störe: Heidi ist die Einzige, die mir jetzt mit dem Handout helfen kann. Und ich brauche unbedingt Unterstützung, sonst verhaue ich meine erste Note.
Nach einer Tasse Kräutertee bin ich so weit. Meine Nerven sind gestärkt und ich habe mich mental auf eine gestresste Heidi eingestellt. Ich gehe die Treppe hinauf und klopfe an ihre Tür. Heidi öffnet. Als sie mich sieht, wirft sich ihre Stirn in Falten.
»Mandy? Du, ich hab’ fei nicht viel Zeit. Muss in zwanzig Minuten los zur Arbeit.«
»Ja, so etwas habe ich mir schon gedacht. Ich hätte auch nur eine kurze Bitte, oder vielmehr eine Frage. Weißt du, wie man eine Kopfzeile einrichtet?«
»Eine Kopfzeile? Du meinst in einem Word-Dokument?«
»Ja, genau. Ich muss heute Abend unbedingt ein Handout fertig bekommen. Und ich kriege das allein nicht hin.«
»Na gut, komm rein, ich zeig’s dir.«
Ich folge Heidi ins Wohnzimmer. Sie setzt sich an den PC, ich stelle mich neben sie.
»Da schau«, sagt sie, »ich mache jetzt das Dokument auf. Dann klicke ich in der oberen Leiste auf Ansicht und da auf Kopf- und Fußzeile . Das war’s schon. Jetzt kannst du in die Kopfzeile reinschreiben, was immer du magst.«
»Oh. Dann ist das ja gar nicht so schwer.«
»Nein.«
»Danke, Heidi. Das war’s. Dann lasse ich dich jetzt wieder in Ruhe.«
»Mhm.«
Ich verabschiede mich und gehe zurück in meine Wohnung. Sofort setze ich mich an den PC und mache das mit der Kopfzeile. Nicht dass ich es noch vergesse. Ein zweites Mal stören möchte ich Heidi auf keinen Fall. Wie genervt sie wieder war! Nein, ich werde künftig nicht mehr bei ihr klopfen. Wenn sie Lust auf eine Unterhaltung hat, soll sie doch zu mir kommen.
◊◊◊
Was ist nur mit Mandy los? Sie hat sich seit vier Tagen nicht mehr bei mir blicken lassen. Inzwischen hatte ich mich fast schon an ihre täglichen Belästigungen gewöhnt. Naja. Umso besser. Ich brauche ja wirklich meine Zeit, für die bescheuerte Magisterarbeit. Der Zoff mit Lizzy hat mir genug Zeit und Nerven geraubt. Ich habe den Verdacht, da läuft wieder was zwischen ihr und Olaf. Sie streitet das ab, ziemlich aggressiv sogar. So aggressiv, dass es schon wieder auffällig ist. An diesem Wochenende will sie mich besuchen, ganz bestimmt sogar. Mal sehen. Ich glaube, es geht langsam zu Ende. Die Luft ist raus. Die Vorfreude aufs Wiedersehen, das Kribbeln, all das vergeht mehr und mehr. Wir zoffen uns inzwischen wie ein altes Ehepaar. Unsere Telefonate: nur noch eine lästige Pflicht. Ist vielleicht gar nicht schlecht, wenn sie mich am Wochenende mal wieder versetzt. Dann hätte ich Zeit für diese blöde Abschlussarbeit. In den letzten zwei Wochen habe ich gerade mal vier Seiten geschafft. Daran ist bestimmt der Ärger mit Lizzy schuld. Wenn das so weitergeht, sitze ich in den nächsten zwei Jahren immer noch dran.
Sisyphos und das Glück … was für ein blödes Thema. Wo war ich? Ach, bei dem
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