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weißblau queer gestreift

weißblau queer gestreift

Titel: weißblau queer gestreift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brandl
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wer! Das könnte Mandy sein! Schnell stehe ich auf und eile in den Flur. Mir ist ein wenig mulmig zumute. Hoffentlich ist sie es! Ich atme tief durch und öffne die Tür.
    Vor mir steht tatsächlich Mandy. Ihr Gesicht wirkt sehr ernst.
    »Hallo Mandy! Schön, dass du da bist. Komm’ doch bitte rein!«
    Mandy folgt mir schweigend ins Wohnzimmer. Ich setze mich auf die Couch und biete Mandy einen Sitzplatz an, aber sie schüttelt nur den Kopf. Etwas verunsichert blicke ich auf meinen störrischen Gast.
    »Du möchtest mir etwas sagen, Heidi? Nur zu!«
    »Ja, ähm … erst mal wollte ich mich bei dir entschuldigen. Ich habe mich unmöglich benommen, und es tut mir wirklich leid.«
    »Ja, stimmt. Du hast dich unmöglich benommen. Aber du wolltest mir noch etwas anderes mitteilen, oder?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Oh je, Mandy, könntest du bitte ein bisschen weniger böse schauen? Mir fällt das hier schon schwer genug …«
    »Na gut, ich versuch’s.« Mandys Stirn glättet sich ein wenig.
    »Und bitte setz’ dich hin.«
    Mandy nimmt auf einem Sessel mir gegenüber Platz. Sie sieht mich durchdringend an und hebt erwartungsvoll ihre Augenbrauen. Ich schlucke und beschließe, nun lieber auf den Boden zu sehen als in Mandys strenges Gesicht, wenn ich rede. »Also, ich wollte dir erklären, warum ich mich so bescheuert verhalten habe: Es hat damit zu tun, dass ich dir nicht ganz die Wahrheit gesagt habe. Ich habe etwas vor dir verheimlicht, was mir sehr unangenehm war. Was mir auch Angst gemacht hat, was einfach nicht in meine Welt passen wollte. Und das Dumme daran war: Ich war mir nicht mal ganz sicher damit … Das bin ich mir eigentlich noch immer nicht … «
    Mandy stöhnt ungeduldig. Dann sagt sie: »Mensch, Heidi, jetzt schwafel doch nicht um den heißen Brei herum. Du glaubst, dich in mich verliebt zu haben, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Das hättest du mir doch einfach sagen können.«
    »Aber ich wollte nicht unsere Freundschaft gefährden!«
    »Na, das ist dir ja wunderbar gelungen.«
    Vorsichtig hebe ich den Kopf. »Du kannst ganz schön kalt sein, Mandy«, murmele ich.
    »Ich mag jetzt kalt sein, aber das bin ich nur, weil du mich sehr verletzt hast. Ich kann dir nicht mehr vertrauen, Heidi. Und du vertraust mir ja auch nicht, das habe ich gesehen.«
    Ich starre auf meine Füße, mein Blick verschwimmt. »Kannst du mich denn gar nicht mehr leiden?«
    »Doch. Aber ich kann nicht weiterhin mit dir befreundet sein. Es ist zu viel passiert.«
    Tränen tropfen auf meine Socken. »Tut mir leid, Mandy. Ich habe viel falsch gemacht. Aber das liegt auch daran, dass ich so viel Angst hatte …«
    »Wovor denn? Vor dem, was die Leute reden könnten?«
    »Ja. Und auch davor, wie meine Eltern reagieren. Dass sie sich wegen mir schämen könnten – wovon ja fest auszugehen war.«
    »Wie kannst du denn erwarten, dass die Leute dich akzeptieren, wenn du dich selbst für dich schämst?«
    »Schon gut, Mandy, schon gut. Bitte hör’ wieder damit auf, ich fühle mich schon mies genug. Du hast ja recht.«
    Mandy erhebt sich. »Ich denke, es ist alles gesagt. Ich gehe jetzt.«
    Kurz darauf höre ich, wie die Tür ins Schloss fällt. Das Geräusch erzeugt einen scharfen Stich in meiner Brust. Mein gesamter Körper verkrampft sich schmerzvoll und mir ist klar: Es ist aus. Endgültig. Noch bevor es wirklich angefangen hat.
     
    ◊◊◊
     
    War ich zu hart zu Heidi? Als ich sie so vor mir sah, kam plötzlich die ganze Wut und Enttäuschung hoch und irgendetwas ist mit mir durchgegangen. Ich habe wirklich sehr unbarmherzig reagiert. Wahrscheinlich hätte ich in der Situation ruhiger und freundlicher bleiben sollen. Schließlich wollte Heidi mir ihre Gefühle gestehen und sich versöhnen. Wollte ehrlich sein und endlich alles richtig machen. Diese Aktion hat sie bestimmt viel Kraft und Überwindung gekostet. Und kaum macht sie mal etwas Sinnvolles, Mutiges, blocke ich ab und zeige keinerlei Verständnis. Aber es ärgert mich, dass sie mir so misstraut hat. Wir hätten bestimmt gemeinsam einen Weg gefunden.
    Es zerreißt mir das Herz, wenn ich daran denke, wie unglücklich und zerknirscht sie vorhin ausgesehen hat. Wie sie geweint hat, und dazu ihr flehender Blick … Es zerreißt mir wirklich das Herz. Aber ich glaube, mich hat bisher kein Mensch derart tief verletzt wie Heidi. Außer Marcel vielleicht, aber das war etwas ganz anderes. Und was ist das mit Heidi? Keine Ahnung. Inzwischen wundert sich auch Jens schon über mich. Was ich

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