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weißblau queer gestreift

weißblau queer gestreift

Titel: weißblau queer gestreift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brandl
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gleich. Sag mal Mandy, das stimmt doch nicht, oder? Du bist nicht les-lessbisch?«
    »Fändest du es denn schlimm, wenn ich es wär?«
    »Hm, naja … also gerade normal ist das ja nicht.«
    Ich muss ganz tief durchatmen. »Aha. Daher weht der Wind!«
    »Es ist nun mal gegen die Natur. Aber deswegen braucht man noch lange keine Wasserbomben schmeißen: Das ist ungezogen.«
    »Verstehe. Nun, dann hat es wohl keinen Sinn mit deinen Kindern zu sprechen. Ich bin übrigens nicht lesbisch, Helga. Aber ob du mir das glaubst, ist mir eigentlich egal.«
    Ich drehe Helga den Rücken zu und gehe. Im nächsten Moment sehe ich Heidi. Sie steht in der Einfahrt und starrt mich an. Ich erkenne sofort, dass sie mir nicht ins Gesicht sieht. Ihr unverhohlener Blick auf meine Brüste macht mich noch wütender.
    »Pass auf, dass dir deine Augen nicht rausfallen«, zische ich.
    Heidi wird ganz rot und blickt beschämt zu Boden.
    Ich marschiere mit zackigen Schritten an ihr vorbei und verschwinde ins Haus. Sind denn hier alle verrückt geworden? Nein. Ich mag heute nicht mehr raus. Nach Maria und Franz sehe ich morgen. Wenn das so weitergeht, muss ich zusehen, dass ich bald von hier wegkomme. Bestimmt gibt es noch andere günstige Wohnungen in der Umgebung. Und welche, wo die Leute nicht ganz so schräg drauf sind!

Kapitel 7
     
    Zefix! Ich wollte Mandy doch bloß zu Hilfe kommen. Habe vom Fenster aus gesehen, was die Bengel mit ihr gemacht haben. Blöde Saufratzen. Bestimmt liegt ihr dummes Verhalten an dem bösen Tratsch im Dorf. Dass die Leute Probleme mit mir als Lesbe haben, war ja zu Erwarten gewesen. Aber was zum Geier haben sie gegen Mandy? Wie kann man nur derart dämlich sein zu glauben, sie und ich seien ein Liebespaar?
    Nein, so kann das nicht weitergehen. Ich muss versuchen, Mandy zu helfen. Entschlossen gehe ich zurück in meine Wohnung. Dort aber bleibe ich unschlüssig im Wohnzimmer stehen. Was soll ich tun? Soll ich einen Zettel ans Gemeindebrett hängen? Eine Mitteilung, dass Mandy weder lesbisch noch mit mir zusammen ist? Naja. Kann sein, der Zettel wird sofort wieder weggemacht. Vom Jockl oder sonst wem. Das ist zu unsicher. Aber wie kann ich sonst Mandy unterstützen? Die Leute sollen doch erfahren, dass Mandy nicht lesbisch ist, und zwar bald. Damit sie das arme Mädel in Ruhe lassen.
    Hm … ich könnte eine Nachricht auf dem Computer schreiben und so sechzig-, siebzigmal ausdrucken. Die Mitteilungen könnte ich dann in die Briefkästen der Leute stecken. Wenn ich schnell bin, schaffe ich das in einer Stunde. Schließlich habe ich heute noch was vor. Und dazu muss ich bis nach Deggendorf fahren … Ob die Idee was taugt? Ein bisschen dämlich kommt es mir schon vor. Andererseits, wie oft musste ich schon irgendwelche Kirchenzettel im Auftrag meiner Mutter verteilen? Das Zeug, was da draufsteht, ist bestimmt nicht wichtiger als das, was ich jetzt zu sagen habe. Und viel kaputt machen kann ich damit auch nicht. Was soll’s. Einen Versuch wird es wert sein.
    Ich setze mich an den Computer und beginne zu tippen …
     
    Liebe Daberinger,
     
    derzeit wird viel über mich und Mandy geredet. Um weiteren Gerüchten vorzubeugen, möchte ich euch sagen, wie es in Wirklichkeit ist. Es stimmt: Ich bin lesbisch und habe das verheimlicht, weil ich Angst vor euren Reaktionen hatte. Mandy aber ist keine Lesbe. Wir sind auch ganz bestimmt kein Paar. Mandy wollte mich nur vor dem schlechten Gerede in Schutz nehmen. So muss wohl der Eindruck entstanden sein, dass sie mehr für mich empfindet. Was aber keinesfalls stimmt. Sie hat nur ihre Meinung gesagt und getan, was sie richtig fand. Bitte haltet Mandy aus der Sache raus, sie ist nicht lesbisch und macht euch auch nichts vor.
     
    Schöne Grüße
    Adelheid Hinterdobler
     
    Ich lese mir den Brief noch einmal durch. Habe ich mich klar genug ausgedrückt? Ja, ich denke schon. Und soll ich die Aktion hier wirklich durchziehen? Ich nicke bestätigend für mich, dann drucke ich den Brief siebzig Mal aus.
    Meine Arbeit geht ziemlich schnell voran. Dank meiner Mutter bin ich ja gut geübt im Zettelverteilen. Im Handumdrehen habe ich zwanzig Stück verteilt, bald sind es dreißig. Mir fällt jetzt auf, dass ich gar nicht mehr so verkrampft bin, obwohl ich mich ja im Dorf zeige.
    Als ich an der Kirche vorbeiradle, kommt mir die alte Huberin entgegen. Ich grüße und schaffe es sogar, dabei zu lächeln. Zu meiner Überraschung grüßt die Huberin zurück. Da erfasst mich ein Anfall von Mut

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