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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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zu tun hat, warum ist er dann ...“ Er brach ab, schüttelte den Kopf und seine Augen wurden noch größer. „Natürlich!“, stieß er hervor, „alles hat ja darauf hingedeutet, dass er der geheimnisvolle Verführer sei. Schließlich sind die Briefe an ihn adressiert worden, und wenn er gewusst oder auch nur geahnt hat, wer der Tote in der Gruft von St. Johannis ist, dann hat er nur eins und eins zusammenzählen müssen und hat sich wohlweislich aus der Schusslinie begeben.“
    Franz nickte schweigend und dachte daran, wie treffsicher Ernsts Formulierung war. Ihm kam sogar der Gedanke, er schuldete Lapérouse Dank dafür, das Duell auf diese so wenig elegante Weise verhindert zu haben.
    „Die Sache mit der Englandreise – hast du das vorhin ernst gemeint? Oder war das nur ein Ablenkungsmanöver für Goltzow“, bohrte Ernst.
    „Wie weit bin ich gesunken, dass an jedem meiner Worte herumgedeutelt wird?“, scherzte Franz und rang theatralisch die Hände.
    „Ach, Franz, ich bin ja so froh für dich und deine Familie. Ich hätte nicht übel Lust, dich zu begleiten.“
    Franz blieb stehen und starrte Ernst ungläubig an.
    „Ich täte das natürlich nicht uneigennützig“, gab Ernst verlegen zu. „Du erinnerst dich gewiss an meine Konstruktionspläne. Ich würde nämlich bei der Gelegenheit gern mit englischen Ingenieuren und Maschinenbaumeistern sprechen, nachdem ich auf der Insel mein Patent angemeldet habe.“
    „Aber das ist ja wunderbar, Ernst, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!“
    „Sag nichts. Es ist mir selbst unheimlich, dass ich so etwas ausgesprochen habe, aber nun ist es gesagt und ich stehe dazu.“
    Franz Friedrich von Klotz und Ernst Ahrens schauten sich offen an und erkannten im jeweils anderen jenes Bedauern, sich nicht bis ins kleinste Detail offenbaren zu können, doch das tat ihrem grundsätzlichen Vertrauen zueinander keinen Abbruch. Jeder hatte in der kurzen Zeit ihrer Freundschaft die Grenzen des Freundes kennen und respektieren gelernt.
    „Fang jetzt bitte nicht damit an, mir zu versichern, wie dankbar du mir für meine Bemühungen bist, letztendlich hat ein unglücklicher Missgriff eines Dieners eine Lawine ins Rollen gebracht, ohne deren Abgang wir immer noch im Dunkeln tappen müssten. Glaube mir, der Zufall hat dir bei deinen Ermittlungen viel mehr geholfen als ich und ich bin es, der zu Dankbarkeit verpflichtet ist.“
    Franz wollte schon protestieren, doch Ernst ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
    „Ohne deine Entrüstung über mein Verharren in provinziellen Verhältnissen, ohne dein manchmal rücksichtsloses Vorgehen, um dein Ziel zu erreichen, wäre in mir der Gedanke nicht gereift, endlich einen Schritt zu wagen, vor dem ich mich gefürchtet habe. Und das, mein lieber Franz, ist allein dein Verdienst.“
    „Du beschämst mich, Ernst. Ich habe doch nicht bewusst auf dich eingewirkt, mir gebührt dein Dank nicht“, wehrte Franz ab.
    „Lass uns darüber nicht streiten, wir sollten vielmehr ans Plänemachen gehen“, gab Ernst gut gelaunt zurück.
    „Du erstaunst mich immer wieder. Ich hoffe, ich lerne dich auf unserer Reise besser kennen, weil ich Überraschungen gar nicht liebe.“
    „Was? Das ist mir aber neu.“ Ernst lachte und übertrug seine Unbeschwertheit auf Franz. Die Männer klopften sich gegenseitig auf die Schultern und setzten ihren Weg fort, der gemeinsam zu gehen nun doch nicht in Rostock enden sollte.

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