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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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er
nachsehen konnte, wie weit sie wären, erklärten sie augenzwinkernd oder er
solle nachsehen, ob die Taue noch ordentlich zusammengerollt lagen. Selbst der
Käpt’n hatte angeordnet, dass der Junge am Samstagnachmittag und Sonntag freibekam.
Keiner der Seebären war deswegen aufgebracht. Alle mochten den Jugendlichen und
bewunderten dessen Mut, daneben seine Zuversicht auf ein besseres Leben.
    Ihm hingegen waren diese kleinen Vergünstigungen
unangenehm, obwohl er sich darüber freute. Er revanchierte sich bei seinen
Kameraden dafür mit Kleinigkeiten. Sonntagvormittag zum Beispiel nähte und
flickte er für sie die Kleidung, drehte Zigaretten oder putzte Schuhe. Das
alles erledigte er an Deck, während er sich mit Doug unterhielt. Gelegentlich trug
er sogar die großen Töpfe nach oben und schrubbte sie, bis man sich darin
spiegeln konnte.

*
    W illiam und die meisten Gäste an Bord wünschten,
dass die lange Reise endlich enden möge. Er wollte das Land seiner Träume
erreichen und sehen, wie es dort wirklich aussah. Ihm gefiel sein Leben an
Bord. Er hatte sich an das schwankende Deck gewöhnt und seine Arbeit
verrichtete er gern, fand sie nicht schwer. Trotzdem überwog nun die Ungeduld.
    Beiläufig schaute er den wenigen Passagieren verstohlen
zu, wenn er oben die Abfälle entsorgte oder das Vieh fütterte. Es waren nur
zwei ältere Ladys dabei, der Rest Männer: Alt und Jung. Manche mit steifen
Kragen und Anzügen, andere legerer gekleidet. Alle wollten zum afrikanischen
Kontinent, wie er von John erfahren hatte. Sie sahen so aus, wie er sie oftmals
gesehen hatte und das beruhigte ihn.
    Nachts im Bett liegend, lauschte er den Geräuschen des
Schiffes. Bisweilen hörte er das Knarren der Planken oder das Tosen des Ozeans,
wenn die Wellen gegen den Rumpf schlugen. Er liebte diese Laute, die ihn in den
Schlaf wiegten.
     
    Eines Nachmittags rief ihn John an Deck und er sah ein
ungewöhnliches Spektakel. Es sprangen Fische hoch aus dem Wasser, manche
klatschten auf das hölzerne Schiffsdeck. Die wurden rasch aufgesammelt und von
Matrosen und Passagieren ins Meer zurückgeworfen. Es sah lustig aus, wie sie
die großen Brustflossen fast wie Flügel spreizten, mit der schlagenden
Schwanzflosse, die zweigeteilt schien, in die Höhe schossen, manche glitten so
nur über die Wasseroberfläche.
    Die Passagiere lachten schallend über das Spektakel.
    „Das sind fliegende Fische“, erklärte John breit grinsend,
dass seine Zahnlücke so richtig zum Vorschein brachte. „Sie schaffen angeblich,
wenn sie fliegen, bis zu fünfzig Schwanzschläge pro Sekunde. Beim Flug steigen
die Fische bis zu zehn, elf Meter in die Höhe und können insgesamt über
zweihundert Meter weit gleiten, wobei sie mehrmals auf dem Wasser aufsetzen,
jedoch nicht eintauchen. Ihre durchschnittliche Fluggeschwindigkeit beträgt
etwa dreißig Meter pro Stunde, heißt es.“
    Eine Weile schaute er zu, dann rief die Arbeit ihn unter
Deck. Irgendwie war dieses lustige Erlebnis für ihn ein verheißungsvolles
Zeichen für eine zufriedene, erfolgreiche Zukunft.
     
    Die Weiterfahrt an der Küste der Kronkolonie entlang
erzeugte bei William ein gewisses Kribbeln im Bauch, während er zu dem Land
hinüberspähte. Es wurde nun tagtäglich wärmer, obwohl eine leichte Brise die
Luft abkühlte. Unter Deck war die Luft stickiger und besonders in der Kombüse
mitunter unerträglich heiß.
    „Was du da siehst, ist Lamu, ein Archipel und danach kommt
Malindi. Ein Ort, der früher sehr viel Bedeutung hatte, akut allerdings
weniger. Von da aus sind es ungefähr noch 110 Kilometer bis Mombasa. Kannst du
schwimmen?“
    „Ja! Wir sind manchmal ins Wasser gesprungen und
irgendwann konnte ich es.“
    „Mein Freund Robin und ich waren in Malindi tauchen. Wir
haben uns eine Ausrüstung bei der Kriegsmarine ausgeliehen. Das ist
wunderschön. Klares Wasser und ungeheuer viel Fischreichtum.“
    „Ist das nicht sehr gefährlich?“
    „Gefährlicher ist es, im Highland eine Farm aufzubauen.“
    William blickte ihn einen Moment verblüfft an, lachte
laut. „Wahrscheinlich!“
    „Siehst du den weißen Küstenstreifen? Das ist Sand und
mein Freund sagt, man könnte dort Hotels bauen, damit die Leute ihren Urlaub da
verleben. Nur gibt´s da keinen Strom, Wasser oder sonst etwas. Vielleicht wird
das irgendwann erschlossen. Robin glaubt fest daran.“
    „Hat dein Freund auch ein Hotel?“
    „Nein, er ist Doktor, und zwar mit Leib und Seele. Seine
Frau Mabel ist

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