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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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musste schlucken. „Danke, Sir. Vielen, vielen Dank, Sir.“
    „Ist gut. Du hast es verdient. Vielleicht sehen wir uns
eines Tages wieder.“
    „Darüber würde ich mich sehr freuen, Sir“, strahlte er den
Mann an, wischte die Tränen weg. „Wenn Sie in Mombasa anlegen, Sir, darf ich
Sie besuchen kommen?“
    „Du bist uns jederzeit willkommen, William.“
    Er verabschiedete sich von allen und nochmals flossen ein
paar Tränen. Manche der Männer waren seine Freunde geworden und so etwas wie
ein Ersatz für seine fehlende Familie. Mister Kanther gab ihm zum Schluss ein
kleines Päckchen. „Alles, was man so benötigt. William, pass auf dich auf, und
wenn etwas ist, hinterlässt du eine Mitteilung bei der Hafenbehörde. Wir nehmen
dich sofort bei dem nächsten Halt mit.“
    Der Frachter hatte inzwischen angelegt und die ersten
Schwarzen strömten an Bord, um das Schiff zu entladen. Er schaute die Männer
an, muskulös, mit verschiedenen Hautfarben, von Schwarz bis Hellbraun, von groß
bis klein. Alle barfuß, nur mit Shorts bekleidet. Bei manchen war keine Farbe
des Kleidungsstückes feststellbar, da sie völlig verblasst waren.
    Mister Kanther redete mit einem der Männer, der sogar ein
Hemd trug und deutete nach vorn. Es folgte ein Schwall unverständlicher Wörter
des Mannes und die anderen eilten schnell in die Richtung.
    Mit schweren Herzen verließ er das Schiff,
nichtsdestotrotz war er neugierig, und voller Vorfreude. Unten drehte er sich
nochmals um, winkte nach oben, bevor er langsam weiterging. Es war ein
komisches Gefühl nun festen Boden unter den Füßen zu haben und irgendwie kam
ihm sein Gang anders vor, merkwürdig wackelig.
    Ausländisches Stimmengewirr, bunte Kleidungen und eine
reichhaltige Menschenvielfalt erwarteten ihn und langsam realisierte er, dass
er wirklich angekommen war. Afrika! Die vielen Sinnesempfindungen ließen seinen
Herzschlag beschleunigen, ein Glücksgefühl breitete sich in ihm aus. Er hatte
den Eindruck, als wenn er nach Hause kommen würde.
    Alles wirkte hektisch und überschäumend agil, so
fremdartig. Schwarze Frauen in grellen, bunten Kleidern, mit komischen Hüten
oder was das sein sollte, auf dem Kopf, spazierten langsam an den Holzbaracken
vorbei. Männer im Anzug mit weißen Hemden, die noch weißer wirkten durch die
braune Hautfarbe. Drei Schwarze nur mit einem Tuch bekleidet, dazu zig Ketten
und riesengroße Ohrringe liefen barfuß, wedelten mit etwas Komischen.
Benachbart zwei weiße Männer in hellen Hosen, Hemden, hohen Stiefeln, die
irgendwie gelangweilt wirkten. Aus einem großen Automobil stieg eine weiße
Frau, die einen Schirm aufspannte und zu den Männern nickte, etwas zu einer
farbigen Frau sagte, die sich eiligst entfernte. Er musterte die wenigen
Weißen. Diese Frau sah in dem hellblauen Kleid, das mit irgendwelchen komischen
Rüschen um den Hals umsäumt war, grotesk aus. Er hatte einmal Fotos der Queen
gesehen und diese Lady sah irgendwie so aus. Die Haare hochgesteckt, die Haut
wirklich weiß. Die Hände waren unter weißen Handschuhen versteckt, die diesen
komischen Schirm hielt. Selbst der hatte solche Rüschen. Ein Mann trat auf sie
zu, verbeugte sich, zog dabei den Hut. Sie hingegen nickte nur hoheitsvoll, wie
eine feine Lady. Der Mann in Hose und Hemd, einem bräunlichen Jackett, dazu
hohe Stiefel tragend, schlenderte weiter, blieb an der Seite stehen und blickte
zu dem Schiff empor.
    Er wurde aus seinen Betrachtungen gerissen, als der Beamte
nach einem Ausweis fragte. Schnell schob er die Dokumente hinüber, blickte in
ein paar schwarze Augen, dann senkte der Mann den Blick, studierte aufmerksam
die Papiere, während William erst in dem Moment die an der Seite stehenden
britischen Offiziere erspähte. Steif standen sie da, nur die Augen taxierten
mit der für Briten typischen Arroganz jeden Ankömmling genau, sehr genau.
    Doug Masters trat zu ihm und redete schnell mit dem
Beamten. William verstand kein Wort.
    „Du musst geimpft werden, morgen einige Papiere ausfüllen
und abgeben“, klärte ihn der Mann nun im perfekten Englisch auf.
    „Ich werde dich begleiten. Als Erstes fahren wir zu meinem
Freund. Robin wartet mit dem Wagen auf uns.“
    William folgte ihm, ein wenig beruhigter, dass er nicht
auf sich allein gestellt war. Dass er so viele Papiere benötigte, hatte er
nicht gewusst.
    An einen Wagen gelehnt sah er einen ungefähr 30-jährigen
Mann, der eine Zigarette rauchte. Er trug eine helle Hose, ein Hemd in der
gleichen Farbe und

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