Weisse Haut - Schwarze Haut
Einkaufstour. Er brauchte neue
Pflanzen, Saat, Lebensmittel. Als er Babyspielzeug erblickte, nahm er ein
Stofftier und eine Rassel mit. Für die kleine Kinjija kaufte er eine Puppe. Er
verließ den Laden mit den Päckchen, als er gegen einen Jungen prallte.
„Mister, haben Sie einen pesa?“
„Bist du nicht ein bisschen zu jung, um zu betteln?“
„Ich habe Hunger. Bitte, einen shilingi.“
„Wohnst du in Nairobi?“
„Hapana, bin allein, alle tot, Mister, bitte einen
shilingi.“
Er blickte den Jungen an. Er war höchstens dreizehn,
vierzehn und dünn. Die kaputten Shorts und ein altes Hemd verdeckten das nur
notdürftig.
„Wo lebst du denn?“
„Mal hier, mal da.“
„Wie heißt du und wie alt bist du?“
„Lokop und ich bin zwölf.“
„Willst du einen Job?“
Ein Leuchten trat in dessen schwarze Augen und der Mund
grinste breit, dass die wulstigen Lippen schmal wurden.
„Ndiyo, Mister. Was ich sollen tun?“
„Du kannst mit mir zu meinem Haus fahren und dort für
Ordnung sorgen, putzen, im Garten Unkraut jäten und so was alles.“
„Bekomme ich essen?“
„Natürlich und ein Zimmer, für dich allein und zwei
shilingi im Monat, aber du musst arbeiten. Bestiehlst du mich oder bist faul,
schicke ich dich weg.“
„Bin ich dein Boy und bekomme weißen Kanzu?“
William lachte. „Keinen weißen Kanzu, nur neue Shorts,
Hemd und Pullover und …“ Er erblickte das enttäuschte Gesicht des Jungen und
feixte. „Also gut, einen weißen Kanzu, aber du bist nicht mein Boy, sondern
arbeitest nur für mich. Ich heiße William.“
„Ndiyo, Bwana“, grinste der.
„Sag nicht Bwana, sondern William. Ich wohne in der Nähe
von Isiolo. So, jetzt kaufen wir dir etwas zum Anziehen und dann geht es morgen
weiter nach Mombasa. Dort muss ich noch mehr besorgen.“
„Ndiyo, Bwana!“
„Lokop, sag nicht Bwana, sonst lass ich dich in der Stadt.
Ich heiße William. Unanielewa?“
„Ndiyo!“
Agnes staunte, als er mit dem Jungen im Schlepptau
zurückkehrte. Als Lokop wenig später in die Küche trat, hätte William fast laut
gelacht. Gerade im letzten Moment konnte er sich das verkneifen. Der magere
Junge trug den neuen Kanzu, voller Stolz.
Agnes rettet die Situation und lobte den Jungen, der sie
beide mit einem breiten Lächeln anstrahlte.
Nach dem Essen, schickte er ihn duschen, Zähne putzen und
schlafen, während er noch Zeitung las. Dass der Krieg beendet war, hatte ihn
doch sehr verblüfft und abermals sagte er sich, dass er öfter Radio hören
musste. Nur meistens war er abends zu müde.
Auf
der Jaltakonferenz einigen sich die drei Alliierten auf eine gemeinsame
Strategie für die Endphase des Krieges und entwerfen eine Nachkriegsordnung,
darunter die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen.
Am
30. April hat der deutsche Diktator Adolf Hitler mit einigen Anhängern seinem
Leben ein Ende gesetzt.
Die
deutschen Truppen kapitulieren bedingungslos vor den westlichen Alliierten. Der
2. Weltkrieg in Europa ist beendet.
In
San Francisco unterzeichnen 51 Staaten die Charta der United Nations.
Auf
der Potsdamer Konferenz präzisieren die alliierten Siegermächte USA,
Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich ihre Beschlüsse hinsichtlich
Deutschlands und richten den Alliierten Kontrollrat als oberste
Regierungsbehörde in Deutschland ein.
Die
USA werfen eine Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki ab, worauf Kaiser Hirohito
die Kapitulation Japans erklärt.
So lauteten die großen Schlagzeilen in den alten
Zeitungen.
Ende
Juni 1945 unterzeichneten schließlich 51 Staaten in San Francisco, USA, die
Charta der United Nations als Satzung der neuen Organisation. Sie wird Ende
Oktober dieses Jahres in Kraft treten. Hier einige Auszüge:
Wir,
die Völker der United Nations, sind fest entschlossen,
künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu
unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat.
unseren Glauben an die Grundrechte des Menschen, an Würde und Wert der
menschlichen Persönlichkeit, an die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie
von allen Nationen, ob groß oder klein, erneut zu bekräftigen.
Bedingungen zu schaffen, unter denen Gerechtigkeit und die Achtung vor den
Verpflichtungen aus Verträgen und anderen Quellen des Völkerrechts gewahrt
werden können.
den sozialen Fortschritt und einen besseren Lebensstandard in größerer Freiheit
zu fördern.
Und
für diesen Zweck
Duldsamkeit zu
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