Weisse Haut - Schwarze Haut
es wurde, laut
lärmend unterhielten, lachten, grölten und dabei reichlich dem Alkohol frönten,
den weiblichen Kellnerinnen obszöne Sprüche nachriefen und die männlichen
Bedienungen beleidigten.
Gegen Abend suchten sie das Kaminzimmer auf, wo sich
bereits viele Menschen eingefunden hatten. Die Frauen setzten sich zu anderen,
meist älteren Frauen, wahrscheinlich tratschen, dachte er ein wenig froh, da
ihn besonders Kitty anödete. Diese dumme Person war ihm in den letzten Stunden
auf die Pelle gerückt, obendrein hatte sie ihn mit ihren blöden Sprüchen
genervt.
Als ihn Michael auf seine weiteren Pläne ansprach und ihn
fragte, ob er bald ein richtiges Haus bauen wolle, begriff er langsam, warum
die heutige Einladung. Er wurde rot, folgend blass, so perplex war er. Der
wollte seine 17-jährige Tochter an den Mann bringen. Fast hätte er laut
gelacht. Diese dumm plappernde, dicke, farblose, überhebliche, eingebildete
Ziege? Allein der Einfall bereitete ihm ein heftiges Gefühl des Ekels, ganz abgesehen
davon, hatte er bestimmt nicht vor, zu heiraten. Darüber würde er sich in zehn
Jahren Gedanken bereiten. Er kürzte daher das Ausfragen ab.
„Ich werde vielleicht irgendwann ein Haus bauen, aber nur
für mich. Ich denke nicht daran, zu heiraten und den ganzen Kram.“
Diese Worte ließen die drei Sommerthen Männer wie dumm
aussehen, dass ihn abermals belustigte. Er hatte also richtig mit seiner
Vermutung gelegen. Die hatten gedacht, sie könnten ihn ködern und würden so
sein Land, seine Viecher unter Kontrolle bringen. Wäre ja praktisch, so in der
Nähe und den Jungen konnte man leicht übers Ohr hauen, hatten sie sich
ausgerechnet.
Eine Frau trat an den Tisch und er sah auf. Sie sah gut
aus mit den langen hellbraunen Haaren, der gebräunten Haut, den blauen Augen.
„William, das ist Catherine Lamars. Sie hat in der Nähe
eine Farm, die sie seit einem Jahr, nach dem Tod des alten John, allein
bewirtschaftet.“
Er reichte der Frau die Hand, die lächelte. „Ich habe von
dir gehört.“
„Ach ja und von wem?“
„Richard hat mir neulich erzählt, dass du King gekauft
hättest.“
„Ja, ein schöner Hengst“, erwiderte er, obwohl er keine
Ahnung hatte. Geritten war er erst einige Male, allerdings stets mit einem
unguten Gefühl und bemüht, nicht von dem Gaul zu fallen. Danach hatte ihm der
Hintern wehgetan.
„Er kommt aus dem Stall meines Mannes. Er hat nebenbei
Pferde gezüchtet.“ Die Frau setzte sich, bestellte bei dem schwarzen Kellner
einen Kaffeelikör Kenya-Gold.
„Wenn du ein zweites Pferd möchtest, komm ruhig vorbei.
Den Wagen kannst du dir ausleihen. Richard hat berichtet, dass du noch keinen
Transporter hast. Ich brauche ihn nicht so oft.“
„Danke, das ist sehr nett, Miss Lamars.“
Die Frau betrachtete ihn unverhohlen. „Du siehst nicht wie
achtzehn aus.“
„Ich werde bald neunzehn“, feixte er ihr zu, worauf sie
hell auflachte und die Männer stimmten, ein. Die drei Sommerthen Frauen kamen
zurückgeschlurft und Kitty nahm neben ihm Platz, hakte ihren linken Arm unter
seinen, worauf er den ärgerlich wegzog. So bestimmt nicht.
„Catherine“, flötete die, „ist er nicht süß?“
„Ich kenn ihn nicht, woher soll ich das also wissen?“
„Seine Farm liegt nah bei unserer. Ich werde dich bald
besuchen, William.“
„Das ist zwecklos, da ich eine Menge zu tun und keine Zeit
für Gäste habe. Außerdem habe ich keine Lust, die wenig freie Zeit mit
Geplapper zu verbringen, da bin ich lieber mit meinen Freunden zusammen. Von
ihnen kann ich sogar noch etwas lernen.“
Sekundenlang herrschte betroffenes Schweigen, dann erhob
er sich. „Ich muss mich verabschieden. Es ist spät und morgen früh beginnt
zeitig die Arbeit. Michael, danke für die Einladung.“ Er nickte allen zu und
verließ rasch das Restaurant. Draußen atmete er die kühle Luft ein, musste
trotz des Ärgers grinsen. Das hatten nun alle verstanden.
Zurück in seinem Haus öffnete er das Päckchen, das sie von
der Afric Star für ihn da gelassen hatte. Zuerst erblickte er selbst gestrickte
Strümpfe von seiner Mutter, dann gab es drei Taschentücher, in denen sein
Monogramm gestickt war. Wahrscheinlich hatte das Betty gemacht. Es suchte, aber
es war kein Brief oder dergleichen dabei.
Von Mitarbeitern der Afric Star bekam er ein Fernrohr, als
verspätetes Geburtstagsgeschenk, wie sie ihm mitteilten. Er lachte, in einigen
Wochen hatte er bereits wieder Geburtstag.
Er schaltete das Radio
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