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Weiße Nebel der Begierde

Titel: Weiße Nebel der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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ihnen das Gefühl zu geben, willkommen und geborgen zu sein, und sie ohne Vorbehalte oder Kritik in ihrer Mitte aufgenommen.
    Es war nicht schwer zu erkennen, warum Eleanor eine so außergewöhnliche Frau war.
    Gabriel beobachtete, wie sich Eleanor der Musik hingab, die Augen geschlossen hielt und den Kopf zu den bewegenden Klängen wiegte. Sie war eine Frau, die alles gab und keinen Gedanken an Gegenleistungen verschwendete, eine Frau mit der großartigen Fähigkeit, hinter die äußere Fassade der Menschen zu blicken und ihre wahre Seele zu erkennen.
    Seine Gefühle für Georgiana hatten auf Besorgnis und Mitleid für ihre bedauernswerte Kindheit und Jugend basiert. Er hatte sie geliebt, ja, aber diese Liebe war anders gewesen als die, die er für Eleanor empfand. Ganz anders.
    Durch Eleanor war Gabriel imstande gewesen, die Furcht, die ihn so lange beherrscht hatte, abzuschütteln. Wenn er ihr in die Augen sah, entdeckte er das Spiegelbild eines Mannes, den keine quälenden Schatten umgaben. Eleanor glaubte an ihn und hatte ihn dazu gebracht, dass auch er an sich glaubte. Und wenn es den Rest seiner Tage kostete, er würde ihr zeigen, wie sehr sie ihn und sein Leben berührte.
    Eleanor beendete das Musikstück und alle applaudierten und wollten mehr hören. Sie warf Gabriel einen Blick zu, bevor sie sich bückte und etwas in Julianas Ohr flüsterte. Juliana sah Eleanor unsicher an, aber dann nickte sie und rutschte von der Bank, um sich neben Eleanor zu stellen.
    Eleanor reichte ihr die Flöte.
    Alle waren mucksmäuschenstill, als Juliana Atem holte und die Flöte ansetzte. Sie spielte eine schlichte Melodie, aber die Töne klangen klar wie das Zwitschern eines Vögelchens. Gabriel war wie gebannt.
    Er erinnerte sich an die süße Stimme seines Kindes, als es dasselbe Lied im Schlosshof sang. Er war überzeugt gewesen, nie wieder so wunderbare Klänge zu hören.
    Bis jetzt.
    Ohne Worte, ohne selbst ihre Stimme zu benutzen, hatte Juliana eine Möglichkeit gefunden, wieder zu singen. Die Melodie erfüllte seine Seele, und Gabriel spürte, wie längst vergrabene Empfindungen in ihm wuchsen und anschwollen. Seine Kehle wurde eng und er musste tief durchatmen.
    Als das Lied zu Ende war, stand sogar der Duke aus seinem Sessel auf und rief: »Bravo!«, zusammen mit all den anderen. Juliana senkte den Blick und starrte schüchtern auf ihre Füße. Sie sah nicht, wie Gabriel auf sie zukam, und bemerkte ihn erst, als er sich vor sie kniete. Langsam hob sie den Kopf und begegnete seinem Blick.
    »Das war das schönste Lied, das ich jemals gehört habe, Juliana.«
    Und zum ersten Mal seit Ewigkeiten umarmten sich Vater und Tochter.
    Eleanor lag wach im Bett und schaute aus dem Fenster auf den weiß leuchtenden Mond über den Bäumen. Sie hatte versucht zu schlafen, sich auf die eine, dann wieder auf die andere Seite gedreht, aber keine bequeme Lage gefunden.
    Es lag nicht am Bett oder am Mondlicht, dass sie so ruhelos war. Der Gedanke, dass derselbe Mond auf ein Schloss und auf eine von blauem Meer und Dunstschleier umgebene Insel schien, ließ sie keine Ruhe finden.
    Wenn sie die Augen schloss, sah sie den endlosen Himmel, die Hügel, die verschiedenen Schattierungen von Grün, Violett und Blau vor sich. Sie schloss die Geräusche der Stadt aus und lauschte auf Mairis sanfte Stimme, die ein altes gälisches Lied summte. Sie sehnte sich nach dem Duft der frischen Haferkuchen, nach dem abendlichen Tee am Torffeuer, nach dem entfernten Blöken der Schafe auf der Weide. Und sie sehnte sich danach, ihren grimmigen Schotten in Kilt und Leinenhemd zu sehen.
    Genauso sehr, wie sie sich gewünscht hatte, nach London zu kommen, um ihre Mutter, Christian und all die anderen wiederzusehen, wünschte sie sich, wieder zu Hause zu sein.
    Als würde er ihre quälenden Gedanken erahnen, drehte sich Gabriel zu ihr und nahm sie in die Arme.
    »Du bist unruhig, Mädchen«, flüsterte er. »Was bereitet dir Sorgen?«
    Eleanor atmete tief durch. »Ich gehöre nicht mehr hierher, Gabriel. Ich habe Sehnsucht nach einem anderen Ort.«
    Er küsste ihr Ohr und liebkoste ihren Hals. »Ich fühle das auch, Liebes. Es ist wie der Himmel vor einem Unwetter, nichts bleibt auch nur für einen Moment still. Ich habe auch an Dunevin gedacht und wünsche mir zum ersten Mal in meinem Leben, dort zu sein, aber ich wollte dich deiner Familie nicht so bald nach dem Wiedersehen entreißen.«
    Eleanor sah Gabriel an. Das Mondlicht spielte auf seinem Gesicht und

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