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Weißer Mann mit Brille

Weißer Mann mit Brille

Titel: Weißer Mann mit Brille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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sich an die Fenster gedrängt, um die Pyramiden zu sehen. In einem Wartesaal, der in einem Betonbau untergebracht war, wurde ihnen ein zweites Frühstück serviert, und jeder erhielt einen Korb mit Sandwiches, Orangen und einer Thermosflasche, die lauwarmen Tee enthielt.
    »Mir ist überhaupt nicht schlecht geworden, Georges …«
    Graux wußte, daß es niemandem auf dieser Strecke übel wurde. Man begann die Hitze zu spüren., Wegen der starken Rückstrahlung des Sandes mußte man eine dunkle Brille tragen.
    »Sind Sie verheiratet?«
    »Nein. Genauer gesagt, noch nicht. Meine Verlobte kommt nach, wenn die Regenzeit vorbei ist, und wir werden dort unten heiraten …«
    »Beunruhigt es Sie nicht, daß sie allein reisen wird? Georges ist so schrecklich eifersüchtig …«
    Die Engländer gaben Zeichen von Unmut zu erkennen, denn diese durchdringende Stimme ging ihnen auf die Nerven. Dazu kam, daß sie Graux und die Bodets ohnehin als Fremdkörper betrachteten, denn sie waren als Gruppe von London aufgebrochen. Außerdem hatten sie schon einen ganzen Reisetag im Flugzeug hinter sich; sie waren nämlich von Brindisi nach Alexandrien geflogen. Wegen der Franzosen waren nun alle Plätze belegt, und man konnte sein Handgepäck nicht mehr auf den leeren Sitzen abstellen.
    Abflug … Zweitausend Meter über dem Nil, der sich durch eine Sandwüste schlängelte … Doch es war kaum eine Viertelstunde vergangen, da begannen Yettes Nasenflügel zu beben …
    Wortlos legte Ferdinand Graux ihr einen kleinen Pappbehälter auf den Schoß, und gleich darauf erbrach sie sich.
    Es war heiß. Wegen des Motorenlärms konnte man sich nicht unterhalten. Georges Bodet, kreideweiß im Gesicht, wandte seine ganze Energie darauf, gegen die aufsteigende Übelkeit anzukämpfen. Er hielt bis Assuan durch, wo er als erster aus dem Flugzeug stürzte, um zu einer Toilette zu rennen.
    »Hinter dem Schuppen«, rief Graux ihm nach.
    Das war der Flughafen: ein einfacher Bretterschuppen mitten in der Wüste, weit entfernt von der Stadt, von der man nur die Minaretts wahrnahm.
    Bleierne Schwere legte sich auf alle Glieder. Es war zwei Uhr nachmittags. Der Sand brannte unter den Füßen. Wie bei jeder Etappe hatte man ein Büffet aufgebaut, und hier sagte Graux zu Yette:
    »Das einzige Mittel gegen den Durst ist siedendheißer Tee …«
    Darauf folgte unweigerlich:
    »Hast du gehört, Georges?«
    Der alte Engländer lächelte. Er war ein schwerer Mann mit silbergrauem Haar. Er trug einen Tweedanzug. Das reichte aus, um ihn einzuordnen. Außerdem war er ein Städter, und Graux hätte wetten mögen, daß er bis Kapstadt reiste.
    Der Gentleman zum Beispiel, der trotz der horrenden Preise für Übergewicht in seinem Gepäck zusätzlich vier Gewehre mitführte, begab sich sicher nach Nairobi, um dort Großwild zu jagen. Die beiden Offiziere dagegen, die eine Unmenge von Golf- und Tennisschlägern dabei hatten, wollten nur bis Khartum.
    Der einzige echte Siedler war ein dürrer Herr in schlechtsitzenden Kleidern, den eine Engländerin in Schwarz begleitete. Graux hatte gehört, wie er seinen Reisegefährten von seinen Apfel- und Kirschbäumen erzählte. Seine Ländereien mußten sich also in Kenia, ganz in der Nähe des Äquators befinden, aber in zweitausend Meter Höhe, wo ein ähnliches Klima wie in Europa herrschte.
    »Ich freue mich auf Khartum, um endlich zu schlafen«, sagte Yette, die bereits völlig erschöpft war. »Um wieviel Uhr kommen wir dort an, Ferdinand?«
    »Heute noch nicht …«
    »Was sagen Sie da? Es steht doch auf dem Fahrplan …«
    »Ich weiß. Ich habe die Reise jetzt schon fünfmal gemacht, und jedesmal haben wir wegen der Luftlöcher oder starker Böen oder aus sonst einem Grund in Wadi-Halfa übernachtet …«
    »Hast du gehört, Georges? Gibt es dort wenigstens ein Hotel?«
    »Ja, sogar ein sehr komfortables!«
    Das stimmte. Um fünf Uhr nachmittags landete das Flugzeug auf einer Piste mitten in der Wüste. Die Passagiere wurden mit einem Lieferwagen zu einem Hotel gebracht, das so hell und sauber war wie ein Sanatorium.
    Sogleich vergaß Georges Bodet seine Anfälle von Unwohlsein, trank ein Bier nach dem anderen und erklärte sich sogar bereit, die Stadt zu besichtigen.
    »Es gibt keine Stadt, nur ein Dorf, das mehrere Kilometer von hier entfernt ist. Man kann nur mit dem Taxi …«
    »Sind die hier teuer?«
    »Es wird Sie zwei Pfund kosten …«
    Er sah förmlich, wie der andere rechnete! Die Engländer nahmen um ein

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