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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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meine Beine und meine Brust.
    Stille.
    Um 21:12 waren sie eine halbe Stunde da, und nichts hatte sich gerührt, es war nichts zu hören vom Grenzzaun oder der Straße
     aus.
    Drei Minuten später hörte ich wieder den Motor des Pickup, erst leise, dann lauter. Sie kehrten zurück. Ich sah die Scheinwerfer
     durch das Unterholz.
    Die Scheinwerfer waren vollkommen idiotisch. Es nahm ihnen Sicht, sie wären blind in der Dunkelheit. Warum taten sie das?
    Sie hielten auf halber Strecke des Weges, schalteten die Scheinwerfer aus, dann den Motor.
    »Lemmer!«
    Die Stimme von Donnie Branca.
    »Sind Sie da?«
    Im Unterholz wurde es still, die Tierchen bekamen Angst.
    »Lemmer!«
    Er wartete auf eine Antwort.
    »Ich bin Donnie Branca. Wir wollen mit Ihnen reden. Wir sind nur zu zweit.«
    Ich sah nicht zu ihnen hin, sondern konzentrierte mich auf den sichtbaren Bereich des Niemandslandes.
    Nichts.
    »Lemmer, Sie haben einen Fehler gemacht. Wir waren es nicht. Wir würden Emma le Roux nie etwas antun.«
    Natürlich nicht. Ihr seid bloß unschuldige Tierschützer.
    »Wir können Ihnen helfen.«
    Sie sprachen miteinander, nicht leise, aber ich konnte trotzdem nicht hören, was sie sagten.
    Dann folgte das Geräusch der Autotüren, die sich öffneten und schlossen.
    »Lemmer, wir sind ausgestiegen. Wir stehen einfach hier |305| neben dem Wagen. Wenn Sie uns sehen können, werden Sie sehen, dass wir unbewaffnet sind. Sehen Sie genau hin! Wir stehen einfach
     nur hier.«
    Der Zeitpunkt war gekommen, an dem die anderen auftauchen müssten; jetzt, wo sie glaubten, meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen
     zu haben. Ich schwang den Lauf der Glock von links nach rechts, folgte ihm mit dem Blick. Keine Bewegung, keine Schritte,
     kein Zweig knackte, nur die Stille und die Insekten.
    »Wir können verstehen, warum Sie uns in Verdacht haben. Wir können sehen, wie es wirken muss. Ich schwöre bei Gott, wir waren
     es nicht.«
    Ach, einfach bei Gott schwören? Das wird mich überzeugen.
    Hielten sie mich für einen kompletten Idioten?
    Aber wo waren die anderen? Lag irgendjemand auf der Ladefläche des Pick-up? Krochen sie durch das Unterholz, um mich von hinten
     zu überraschen? Ich wandte mich langsam und vorsichtig um. Es wäre schwierig, sie zu hören und zu sehen.
    Ich hörte wieder, wie sie miteinander sprachen, widmete aber meine gesamte Aufmerksamkeit dem Dickicht um mich herum. Es wurde
     komplizierter, aber sie wussten nicht, wo ich war, nicht einmal, ob ich wirklich hier war.
    »H. B. steht für ›Hämoglobin‹«, sagte eine andere Stimme. Ich konnte sie nicht gleich einordnen, aber dann erkannte ich ihren
     langsamen, gemessenen Klang. Stef Moller aus Heuningklip.
    Stef? Hier?
    Ein langes Schweigen folgte. Ich drehte mich um mich selbst, die Glock vor mir. Nichts zu sehen, nur die Stille des Dickichts.
    Sie grummelten irgendetwas vor sich hin. Donnie Branca rief enttäuscht: »Wir fahren dann wieder.« Ich hörte, wie sich eine
     Tür öffnete, und rief: »Wartet!« Dann drückte ich meine Brust an einen Baumstamm, um die Angriffsmöglichkeiten auf hundertachtzig
     Grad einzuschränken.

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    »Legt euch vor den Pick-up. Auf den Boden«, sagte ich zu ihnen und ging erst nordwärts in Richtung des Hauses, dann gen Osten
     näher an sie heran. Ich fand Deckung hinter einem weiteren Baum.
    »Wir liegen.«
    Wieder lief ich schnell weiter. Ich wollte mich dem Pick-up von hinten nähern, um sicher zu sein, dass sich niemand auf der
     Ladefläche befand.
    »Ich komme«, rief ich und rannte geduckt zwischen den Bäumen her, um ein schwierigeres Ziel abzugeben. Ich entdeckte den Pick-up,
     einen Toyota mit Einzelkabine. Ich blieb eine Sekunde stehen und schwang die Glock Richtung Westen, dann nach Norden, schließlich
     rannte ich zum hinteren Ende des Wagens. Ich zielte mit der Pistole darauf. Wenn sie jetzt aufstanden, würde ich sie erschiessen,
     wenigstens zwei, bevor sie mich kriegten. Ich erreichte das Fahrzeug. Es war niemand auf der Ladefläche, hinten war alles
     leer. Ich rannte weiter dorthin, wo sie vor dem Pick-up lagen. Stef Moller links, Donnie Branca rechts. Ich drückte Moller
     die Pistole auf die Brust und sagte: »Man soll sich mit dem Gesicht nach unten legen, Stef. Gucken Sie kein Fernsehen?«
    Er sagte: »Oh? Äh, nein, ehrlich gesagt … Tut mir leid.« Dann drehte er sich um. Mir war zum Lachen zumute, ob dieser Mischung
     aus Adrenalin und Erleichterung, die durch meinen Körper rauschte.
    Ich drückte

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