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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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mein Knie in Mollers Rücken, zielte mit der Glock auf seinen Hinterkopf und fragte: »Wo sind die anderen?«
    »Da ist niemand anders, nur wir«, sagte Donnie Branca.
    |307| »Wir werden sehen«, sagte ich. »Legt eure Hände so, dass ich sie sehen kann.«
    Er schob die Hände weit nach vorn. »Sie liegen mit Ihrer Vermutung falsch, Lemmer. Wir waren es nicht, die Sie angegriffen
     haben.«
    Ich begann Moller nach Waffen zu durchsuchen, fand jedoch keine. »Gestern hast du von einem Unfall gesprochen, heute ist es
     plötzlich ein Angriff.«
    »Gestern wollte ich mein Mitgefühl zum Ausdruck bringen. Es war bloß ein Wort. Mein Afrikaans …«
    Ich ging hinüber zu Donnie Branca und klopfte ihn dort ab, wo ich glaubte, dass er Waffen hätte versteckt haben können. »Dein
     Afrikaans ist gut genug, wenn es dir passt. Hände hinter den Kopf und umdrehen. Ich will sehen, ob du bewaffnet bist.«
    Er tat, was ich wollte. »Wir sind nicht bewaffnet. Wir sind gekommen, um zu reden.«
    Ich vergewisserte mich, aber er sagte die Wahrheit. »Zurück auf den Bauch.« Ich setzte mich mit dem Rücken an die vordere
     Stoßstange des Pick-up, genau zwischen ihnen.
    »In Ordnung – redet.«
    »Was wollen Sie wissen?«, fragte Branca.
    »Alles.«
    »Sie haben gesagt, Sie wüssten alles.«
    »Erzähl’s mir trotzdem.«
    Stef Moller war derjenige, der begann. »Der Sangoma und die Geier-Diebe waren ein Fehler«, sagte er.
    »Das nennen Sie einen Fehler?«
    »Wir haben Regeln. Prinzipien. Mord gehört nicht dazu.«
    »Wir?«
    »Hb. Großes H, kleines b, kein Punkt dazwischen. Der
Lowvelder
hat das falsch gebracht.«
    »Was ist der
Lowvelder?
«
    »Die Lokalzeitung in Nelspruit. Sie haben es abgedruckt als H. B. Deswegen reden alle von den Honey Badgers.«
    »Aber Hb steht für Hämoglobin?«
    |308| »Ja.«
    »Warum?«
    »Aus vielen Gründen. Wir haben Hämoglobin im Blut, die Tiere auch. Es transportiert Sauerstoff. Wir brauchen es, die Erde
     braucht es. Es ist das Gegenteil von Kohlendioxyd. Es ist für das bloße Auge nicht zu sehen, und es hat vier Teile – wie wir.«
    »Und die wären?«
    »Naturschutz, Kampf, Kommunikation und Organisation.«
    »Sie klingen wie die
Voortrekker -
Bewegung. Oder der
Broederbond

    »Das macht nichts.«
    »Warum erzählen Sie mir das, Stef?«
    »Sie haben gesagt, Sie wüssten alles«, sagte er extrem geduldig. »Jetzt wissen Sie, dass wir Sie nicht anlügen.«
    »Die Sangoma-Sache – das waren Sie.«
    »Es war Cobie.«
    »Cobie ist einer von euch.«
    »Cobie ist ausgerastet. Er ist … nicht stabil. Das haben wir zu spät begriffen.«
    »Sie haben Emma wegen Jacobus angelogen. Alle beide.«
    »Nicht bei allem.«
    »Erzählen Sie es von Anfang an, Stef, damit ich verstehe, wo Sie gelogen haben.«
    »Kann ich mich hinsetzen?«
    Ich dachte darüber nach, dann sagte ich: »Ihr könnt euch beide hinsetzen, aber da drüben. Ich will eure Hände sehen.«
    Sie rutschten zwei Meter zurück und richteten sich auf. Legten die Hände auf die Knie.
    »Redet«, sagte ich.
    Mollers Augen begannen hinter den dicken Brillengläsern zu zwinkern. »Er hat 1984 angefangen für mich zu arbeiten, wie ich
     es Emma erzählt habe.«
    »Ja?«
    »Ich … Wir, Cobie und ich, teilten dieselben … Sorgen. Über das Gleichgewicht der Natur, die Ökologie, die Bedrohung …«
    |309| »Moment, langsamer. Wo kam er her?«
    »Aus Swasiland.«
    »Aber dort ist er nicht geboren worden. Dort ist er nicht aufgewachsen.«
    »Das hat er mir aber gesagt.«
    »Sie lügen, Stef.«
    »Cobie de Villiers ist nicht Emmas Bruder.«
    »Sie lügen.«
    »Ich schwöre.«
    »Bei Gott«, sagte ich sarkastisch, aber Moller bemerkte es nicht.
    »Ja«, sagte er ernsthaft. »Bei Gott.«
    »Weiter.«
    »Als Cobie für mich arbeitete … Das waren über drei Jahre, in denen wir jeden Tag miteinander sprachen. Wir redeten über die
     Natur – manchmal die ganze Nacht. Irgendjemand musste etwas unternehmen, Lemmer. Die Natur … Ich möchte, dass Sie etwas verstehen,
     wir sind nicht politisch, wir sind nicht rassistisch, wir haben nur ein Ziel: die Natur zu retten, der wir alle entstammen.«
    »Ersparen Sie mir die Propaganda, Stef. Erzählen Sie mir von Cobie.«
    »Das tue ich. Hb
ist
Cobie. Dafür lebt er. Das ist
alles,
wofür er lebt. Das müssen Sie verstehen. Als sie diese Geier vergiftet haben … Das war so, als hätte jemand Cobies Familie
     ermordet.«
    Er sah, wie ich den Kopf schüttelte, und sagte: »Ich billige Cobies Verhalten nicht;

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