Weißer Schatten
waren. Sie
haben Stef gewarnt, dass wir kommen. Habe ich recht?«
»Im Prinzip ja.«
»Und das zweite, was geschah, war, dass Emmas Fotos und ihre Geschichte Frank noch misstrauischer machten. Er musste sowieso
schon misstrauisch Ihnen und Cobie gegenüber gewesen sein. Und obwohl er uns erzählte, dass Cobie die Geier-Morde nicht begangen
hatte, war er nicht sicher. Als Emma auftauchte, musste er etwas unternehmen. Er schloss also Cobies Haus auf und durchsuchte
es. Er fand die Sachen – die Fotos und andere Beweise gegen Hb. Ich weiß nicht, was es war, aber ich weiß, es stand nicht
im Bücherregal in der Küche, oder?«
»Nein.«
»Wo hatte Cobie es versteckt?«
»In der Decke.«
»Also rief er Emma an und hinterließ die Nachricht, aber bevor sie zurückrufen konnte, stellte er Sie wegen Hb zur Rede. Er
war gar nicht glücklich darüber. Er hat gedroht, zur Polizei zu gehen. Also haben Sie ihn in den Löwenkäfig geworfen.«
»Nein! Frank war mein Freund.« Leidenschaftlich ruderte er mit den Armen. »Ich hätte niemals … Ich weiß nicht, was passiert
ist, ich schwöre es. Ich habe erst am Tag, nachdem Frank gestorben war, in den Safe geschaut …«
»Weil Sie die Waffen verstecken mussten, die Gewehre, mit denen Sie die Hunde erschossen haben.«
»Ja. Ich hatte keine Wahl. Das war zum Schutz … Aber als ich den Safe öffnete, sah ich das Blut. Und ich fand Cobies Unterlagen.
Und die Fotos, die ich Emma gezeigt habe. Ich habe das Album mit zu Cobies Haus genommen und auf das Bett gelegt, und dann
habe ich die Zimmer durchsucht, um sicher zu sein, dass da nicht noch mehr war. Da war diese Schachtel in der Decke, aber
sie war leer. Ich kann nur vermuten, |313| dass Frank sie da fand und den Inhalt mitnahm und in den Safe legte.«
»Sie haben selbst gesagt, dass Franks Tod kein Unfall war. Sie hatten ein Motiv, Donnie.«
»Gott, Lemmer, wie können Sie das glauben? Ich habe den Mann geliebt. Ich habe ihn mehr respektiert als jeden anderen. Ich
war es nicht.«
»Wer, Donnie? Wer dann?«
»Jemand, der nicht wollte, dass Emma das Foto sieht.«
»Welches Foto?«
»Das aus dem Album fehlt.«
Ich sah die beiden im Licht des Halbmondes an, Stef Moller und Donnie Branca, mit ihren besorgt gerunzelten Stirnen, die Ernsthaftigkeit
tief in die Mienen eingegraben, und schüttelte langsam den Kopf.
»Nein, ihr lügt mich an. Morgen gehe ich mit allem zur
Beeld.
Dann könnt ihr versuchen, den Journalisten dieses Märchen aufzutischen.«
Branca begann etwas zu sagen, aber Stef Moller unterbrach ihn, indem er die Hand in die Luft hob. »Lemmer, bitte, was kann
ich tun, um Sie zu überzeugen?«, fragte er langsam und gemessen.
»Die Wahrheit, Stef.«
»Aber das haben wir die ganze Zeit getan.«
»Nein, habt ihr nicht. Cobie ist Emmas Bruder. Donnie hat gesagt, das Foto, das verschwunden ist – jemand wollte nicht, dass
Emma es sieht? Warum sollte Emma es nicht zu Gesicht bekommen? Warum würde Frank Emma deswegen anrufen? Warum besteht ihr
immer noch darauf, dass er nicht Emmas Bruder ist?«
»Weil wir ihn gefragt haben«, sagte Stef.
»Wann?«
»Vor drei Tagen, am Samstag. Cobie de Villiers hat gesagt, er habe noch nie von ihr gehört.«
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Ich musste an mich halten. Ich wollte aufspringen und Stef am Kragen packen und schütteln. »Warum lügen Sie mir dann vor,
Sie wüssten nicht, wo Cobie ist?«
Er musste meine Reaktion vorausgeahnt haben. »Wir wissen nicht, wo er ist, Lemmer. Er hat völlig unerwartet angerufen. Er
hat gesagt, er habe gehört, Frank Wolhuter sei tot, und wir müssten sehr vorsichtig sein, denn die Leute, die dafür verantwortlich
seien, seien äußerst gefährlich. Wir sollten Vorsichtsmaßnahmen ergreifen; wir müssten uns bewaffnen und dafür sorgen, dass
wir nie allein seien. Ich fragte ihn, wo er sei, und er sagte, das tue nichts zur Sache. Ich fragte ihn nach Emma, und er
sagte, er habe keine Familie, er würde niemanden mit einem solchen Namen kennen.«
»Haben Sie ihn gefragt, warum er die Leute erschossen hat?«
»Das musste ich nicht; wir wussten, dass er es war.«
»Aber Frank und Donnie haben geschworen, dass er es nicht war.«
Donnie Branca wollte beinahe empört aufstehen. »Was erwarten Sie, Lemmer? Seien Sie doch einmal realistisch, um Gottes willen.
Frank hat nicht geglaubt, dass es Cobus war. Was sollte ich denn machen? Sollte ich allen sagen: ›Doch, ja, Cobie hat sie
kaltblütig abgeknallt, die Sau.‹
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