Weißer Schatten
in der Mitte, wo meine Schritte weniger Lärm verursachten.
Ein Nachtvogel flog raschelnd direkt vor mir auf, dann noch einer, drei, vier, fünf. Sie erschreckten mich, und ich stand
da und fluchte mit der Pistole in der Hand. Es dauerte Minuten lang, bis der Lärm verklungen war.
Ich ging weiter.
Schließlich, auf dem Hügel, lag das Haus in der Dunkelheit. Kein einziges Licht brannte.
War Stef Moller schon zu Hause? Oder war er mit Branca nach Mogale gefahren?
Ich würde erst das Haupthaus durchsuchen.
Ich schlich durch die Schatten. Da waren das Haus, der Schuppen und noch ein langes Nebengebäude. Hinter dem Hügel befanden
sich vier Arbeiterhäuschen, kleine Gebäude mit mattweißen Ziegelmauern und rostigen Wellblechdächern. Stef Moller hatte in
diese Richtung genickt, als er den schielenden Seppie als seinen einzigen Arbeiter bezeichnet hatte.
Ich ging leise über die Veranda zur Tür des Haupthauses. Ich drehte den Knauf vorsichtig mit der linken Hand, die Pistole
in der rechten.
Es war offen.
|320| Wenn eine Tür quietscht, will man das Geräusch nicht verlängern. Ich stieß sie schnell auf, ging hinein und drückte sie hinter
mir zu. Kein Laut.
Es war sehr dunkel im Inneren. Ich konnte die Möbel nicht genau sehen und wollte nicht gegen etwas stoßen. Ich würde warten,
bis meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Rechts war ein großes Zimmer. Das Wohnzimmer? Vor mir befand sich ein
Flur. Ich ging ihn leise entlang.
Die erste Tür links führte in die Küche. Es gab keine Vorhänge, und ich konnte das weiße Emaille eines alten Herdes sehen.
Es gab zwei weitere Türen, links und rechts, beide waren offen. Bad links. Schlafzimmer rechts.
Ich lauschte an der Schlafzimmertür. Nichts.
Ich ging weiter. Noch zwei Türen auf beiden Seiten. Beides Schlafzimmer, das rechts war das größte. Hier würde Stef Moller
schlafen. Es war unmöglich, etwas zu sehen. Ich tat einen Schritt ins Zimmer und bemühte mich, etwas wahrzunehmen, aber ich
konnte nur mein eigenes Herz schlagen hören, wenn ich den Atem anhielt. Nichts.
Ich ging hinaus, setzte meinen Fußballen zuerst auf, dann die Ferse, sanft, leise, bis ich im dritten Schlafzimmer war.
Leer. Es war niemand im Haus. Moller war noch unterwegs, oder vielleicht schlief er auch woanders. Ich ging schneller zurück
zur Haustür, denn es war niemand hier, der mich hören könnte. Ich trat hinaus und stand auf der Veranda. Der Hof war eigenartig
still. Die Arbeiterhütten befanden sich östlich, links von mir. Ich hatte etwa hundertfünfzig Meter offenes Gelände mit knirschendem
Kies zu überqueren. Das hohe Gras war zwei Meter breit vor den Häuschen gemäht. Ich würde dorthin gelangen und mich ducken
müssen. Geh langsam, es eilt nicht.
Die Häuschen standen in einer schiefen Reihe auf dem Abhang des Hügels, eindeutig zu sehen im sanften Licht des sinkenden
Halbmondes und der Sterne, ein unglaubliches Firmament hier draußen, wo kein anderes Licht brannte. Ich würde mit dem Haus
ganz links beginnen, das dem Haupthaus am |321| nächsten lag. Ich hatte ein Problem. Schielauge Septimus wohnte in einem, und ihn wollte ich auf keinen Fall wecken. Aber
in welchem? Unmöglich zu sagen. Wahrscheinlich nicht im ersten – man will nicht zu nah am Boss schlafen. Ich vermutete, das
zweite.
Und der Mann, nach dem ich suchte? Im vierten oder fünften Häuschen?
Beides war möglich. Ich begann den langen Weg über den offenen Platz, die Pistole schussbereit. Ich dankte den Göttern für
das Fehlen von Wachhunden. Ich setzte jeden Schritt leise, ich würde einen Schläfer nicht stören. Ich wollte zum langen Gras
links des ersten Häuschens, ich war vorsichtig und ließ mir Zeit. Ich fragte mich, ob er in Haus drei oder vier schlief, der
Mann, nach dem ich suchte. Was würde er sagen, wenn ich ihm die Glock an die Schläfe drückte und ihn vorsichtig wachrüttelte?
Fünfzehn Meter bis zum Gras, dann zehn. Ich musste mich konzentrieren, um die letzten fünf nicht zu hetzen. Ich durfte keinen
Laut verursachen. Dann war ich endlich dort. Ich kniete mich hin und starrte die Fenster im ersten Haus an. Keine Vorhänge.
Die obere und untere Tür aus Holz, die Farbe blätterte ab.
Ich ging vornübergebeugt durch das Gras zum nächsten Haus. Dreckige weiße Spitzenvorhänge mit einem langen Riss darin. Da
war Septimus – er schlief. Ich kroch sieben Meter weiter und kauerte mich wieder hin. Ich bemerkte die
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