Weißer Schatten
Septimus.
»Wo?«
»Irgendwo, du Idiot. Bloß nicht neben das Gewehr.«
Er legte sich auf den Bauch.
Ich stand auf und kam auf Jacobus zu.
»Cobie, wirf die Waffe weg.«
Er zögerte, obwohl die MAC leer war. Ich wusste nicht, ob er noch ein Magazin in der Tasche hatte.
»Steh auf!«, sagte ich zu ihm.
Er stand auf. Ich rammte ihm, so fest ich konnte, knapp oberhalb des Nabels das Knie in den Bauch. Er sackte nach vorn, atemlos,
den Mund aufgerissen.
|327| Ich riss ihm die MAC aus der Hand und warf sie weit hinaus ins Feld. »Weil du mich umbringen wolltest, Cobie. Und um dich
zu beruhigen. Meine Fresse, du bist wild wie ein tollwütiger Hund.«
Cobie krümmte sich zusammen wie ein Fötus, rang verzweifelt nach Luft.
Mit der linken Hand berührte ich meinen Kopf, wo er schmerzte. Ich ertastete die Wunde, eine lange, tiefe Scharte, die knapp
unterhalb meines Ohrs begann. Ich blutete, einen Zentimeter näher, und ich wäre tot gewesen. Am liebsten hätte ich ihn noch
einmal getreten. Ich unterdrückte diesen Impuls und ging zum schielenden Septimus hinüber. Ich schob die Glock in meinen Gürtel
und griff nach seinem Gewehr. Ich nahm das Magazin heraus und betätigte den Bolzen, um die Patrone aus dem Lauf fallen zu
lassen, dann warf ich sie zusammen mit dem Magazin in die Nacht. Septimus beobachtete mich ängstlich mit einem Auge. Ich ließ
das Gewehr neben ihn fallen und zog die Glock wieder heraus. Ging hinüber zu Cobie. Drückte ihm das Knie in den Rücken und
die Pistole gegen den Schädel.
»Septimus, sieh mich an.«
Er hob den Kopf.
»Ich möchte, dass du ins Haus gehst und mir ein Elektrokabel bringst. Das längste, das du hast, okay?«
»Ja.« Er war unsicher.
»Ich werde hier mit Cobie warten, und wenn du mit irgendetwas anderem als dem Kabel zur Tür herauskommst, erschieße ich ihn.«
»Okay.«
»Los geht’s, Seppie! Mach schnell.«
Er zögerte nur einen Augenblick, dann huschte er ins Haus. Unter meinem Knie wollte Cobie de Villiers einfach nicht still
liegen.
»Jacobus, ich will keinen Ärger mehr mit dir. Ich schwöre bei Gott, ich werde dich erschießen, wenn du nicht kooperierst.
Und von der Polizei kriege ich dafür noch eine Medaille.«
|328| »Was hast du vor?« Immer noch dieser irre Ton.
»Ich werde dich fesseln, Jacobus, weil du rumzappelst wie ein kleiner Affe. Und dann werden wir reden. Wenn das Gespräch gut
läuft, lasse ich dich gehen. Ich werde dich in Ruhe lassen und bei niemandem ein Wort über dich verlieren. Aber wenn du nicht
kooperierst, bringe ich dich zur Polizei. Du hast die Wahl.«
Er antwortete nicht. Er lag bloß da und keuchte.
Septimus kam sehr vorsichtig wieder heraus. Er hatte ein langes Stromkabel dabei, das er mit ausgestreckten Armen wie eine
Friedensgabe vor sich her trug.
»Bring es zu mir, Septimus, und dann leg dich wieder auf den Bauch, mit den Armen hinter dem Rücken.«
Er tat all das mit großer Gehorsamkeit und Konzentration. Ich wartete, bis er lag, dann griff ich mir das Kabel mit der linken
Hand und schob die Glock in meinen Gürtel.
Darauf hatte Cobie gewartet. Er bewegte sich abrupt; er versuchte sich wegzurollen und mich in derselben Bewegung zu schlagen.
Aber das überraschte mich nicht. Meine Geduld mit ihm war zu Ende. Ich packte seine Hand und drehte sie ihm mit aller Gewalt
hinter den Rücken, dann bog ich sein Handgelenk hoch zum Nacken. Ich erwartete, mit einem Knacken seine Schulter aus dem Gelenk
springen zu hören. Er war zäh, aber nicht zäh genug, um diese schrecklichen Schmerzen zu ertragen. Er erschlaffte.
»Verrückt und blöd ist eine unglückliche Kombination, Jacobus«, sagte ich und ließ mich mit beiden Knien und meinem gesamten
Gewicht auf seinen Rücken fallen. Ich hörte, wie er den Atem ausstieß, packte seine andere Hand und zwang sie hoch zur ersten.
Ich griff nach dem Kabel und begann sein Handgelenk zu fesseln. Ich stieg erst von ihm herunter, als ich todsicher war, dass
er seine Hände nicht würde befreien können.
»Seppie, ich brauche mehr Kabel.«
»Mehr habe ich nicht«, sagte Septimus kleinlaut.
»Was hast du noch?«
|329| »Ich weiß nicht.«
»Geh in Cobies Haus nachsehen.«
»Okay.«
»Und beeil dich, Septimus, sonst schieße ich auf Cobie. Erst ins linke Bein, dann ins rechte.«
»Okay.« Er sprang auf und lief in das Häuschen mit dem gelben Vorhang, er riss die Tür auf und schaltete das Licht ein. Er
kam mit einem Elektrokabel zurück,
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