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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Flügeln gab es keine Buchstaben oder Zeichen. Es war bloß ein schlichtes weißes
     Flugzeug. Es sank, als es näher kam, und schwang dann plötzlich nach Norden. Jacobus sah zwei, drei Gesichter hinunterschauen,
     und eines erschien ihm bekannt, aber er dachte, er habe sich geirrt.
    Er hatte gemeint, einen sehr bekannten Minister der Regierung erkannt zu haben. Das Flugzeug wendete wieder, und er konnte
     die Leute nicht mehr sehen, als es nach Nordwesten davonflog. Es verschwand in der Ferne, bis sie es nicht mehr länger erkennen
     konnten.
    Pego und er blickten einander an und schüttelten den Kopf. Was wollten die hier? Warum war das Flugzeug über Ka-Nwamuri geflogen?
     Sie sollten sich dort heute Nacht mal umsehen, um morgen Bericht erstatten zu können.
    Sie warteten bis zum Sonnenuntergang, räumten dann ihr Camp und bereiteten sich vor. Es waren knapp über fünf Kilometer zum
koppie
. Sie würden durch das Unterholz nicht schnell vorankommen, aber die Deckung war gut.
    Zwei Stunden später sahen sie die Helligkeit zum ersten Mal, auf halber Höhe des Ka-Nwamuri, bewegte Lichter, die blinkten
     wie Glühwürmchen in der Nacht.
    So führten Wilderer sich nicht auf. Was war los?
    |354| Jacobus versuchte das Basislager per Funk zu erreichen, empfing jedoch nur statisches Zischen aus dem Äther. Pego und er berieten
     sich flüsternd darüber, welches der beste Weg zu den Lichtern war.
    Der Bereich direkt östlich des Ka-Nwamuri war zu flach und offen. Dicht daneben verlief aber der Strom des Nwaswitsonstso,
     der im Westen eine weite Kurve um den Gipfel des Ka-Nwamuri beschrieb. Er formte den Eileen Orpen Dam, bevor er einen kleinen
     Canyon grub, der Richtung Grenze führte. Sie konnten dem Strom zur Rückseite des Berges folgen – und dann darüber hinwegklettern,
     um herauszufinden, was auf der Ostseite los war.
    Es dauerte über eine Stunde. Am Orpen Dam trafen sie ein Rudel wütender Löwen, die nach einer vergeblichen Zebrajagd ihren
     Hunger in die Nacht hinaus röhrten. Schließlich, nach neun, schauten sie über den Gipfel des Ka-Nwamuri und sahen die Leute
     dort unten.
    Die Lichter waren erloschen, aber ein großes Feuer brannte am Fuß des Berges. Ein Grüppchen Leute saß um das Feuer herum.
     Hinter ihnen verdeckten Tarnnetze unförmige Dinge.
    Pego zischte leise zwischen den Zähnen hindurch und sagte
befa
– das ist schlimm. Jacobus richtete sein Fernglas auf die Gruppe neben dem Feuer. Es waren Weiße in ziviler Kleidung. Er sah
     den Kadaver an einem Baum in der Nähe des Feuers hängen. Ein Impala-Bock.
    Pego und er flüsterten. Sie mussten näher heran. Nein, sagte Pego, er würde gehen, er war schwarz wie die Nacht, sie würden
     ihn nicht sehen. Es gab ein
moshuta,
ein Dickicht nah beim Camp. Dorthin würde er schleichen, sich alles ansehen und dann zurückkehren. Jacobus sollte hier bleiben
     und noch einmal zu funken versuchen. Vielleicht ging es auf dem Gipfel besser.
    »Aber du kommst zurück zu mir?«
    »Natürlich, denn ich lasse dir die
bushwa
hier.« Pego grinste im Dunkeln über den alten Witz. Er würde zurückkommen, denn Jacobus war jetzt derjenige, der das Essen
     trug.
    |355| »
Tshetshisa
«, sagte Jacobus, eines der wenigen Worte, die er auf Mapuleng kannte. Beeil dich.
    Pego verschwand in der Dunkelheit, und Jacobus rutschte auf der anderen Seite des Gipfels ein wenig herunter und versuchte
     es noch einmal mit dem Funkgerät. Er drückte den Knopf und flüsterte: »Bravo Eins, melden, hier ist Juliet Papa.« Er lauschte,
     und plötzlich war da eine Stimme, laut und deutlich, sodass er schnell die Lautstärke herunterdrehen musste.
    »Juliet Papa, identifizieren Sie sich.« Es war eine unbekannte Stimme, sie gehörte keinem der ESU-Funker.
    Er zögerte, denn das war neu. Dafür gab es keine Vorgehensweise. »Bravo Eins, hier ist Juliet Papa.«
    »Ich höre Sie, Juliet Papa, aber identifizieren Sie sich. Was machen Sie auf dieser Frequenz?«
    Hatte er einen Fehler gemacht? Jacobus überprüfte das Funkgerät noch einmal, stellte es zurück auf die Frequenz, die sie benutzen
     sollten, und wiederholte: »Bravo Eins, hier ist Juliet Papa, melden.«
    Dieselbe Stimme erwiderte glasklar: »Juliet Papa, dies ist eine reservierte Frequenz. Identifizieren Sie sich!«
    Am liebsten hätte er das Funkgerät den Berg hinuntergeworfen. Es funktionierte nur, wenn es wollte, und jetzt war es durcheinander.
     Er schaltete es aus und kroch wieder hoch zum Gipfel. Er stellte das

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