Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
Sie würden nicht allein gekommen sein. Ein oder zwei beobachteten auf alle Fälle den Weg.
    Waren das alle?
     
    Jacobus kroch weiter in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war, bis er sie sehen konnte und den Gestank von Pegos brennendem
     Fleisch roch. Vier Männer hatten Pego an einen Baum gebunden. Einer drückte Pego einen glühenden Gegenstand auf die Brust
     und sagte: »Rede mit mir,
kaffertjie

    Pego schrie wieder und sagte dann: »Es ist die Wahrheit,
Baas

    Der Mann wandte sich um. Er trug Zivilkleidung, er war kräftig und stark, hatte einen buschigen Schnauzbart, und sein |359| Haar reichte über seine Ohren bis zum Kragen. Er sagte zu den anderen: »Ich glaube ihm, und das heißt, wir haben einen Haufen
kak

    »Frag ihn, wie er heißt«, sagte der andere. Er war älter, schlanker, mit einem leichten Bierbauch und einer Goldrandbrille.
    »Du hast den Boss gehört. Wie heißt er?« Der Mann mit dem Schnauzer hielt das Brandeisen näher.
    »Jacobus.«
    »Jacobus?«
    »Jacobus le Roux.«
    Der kräftige Mann wandte sich an den Älteren und sagte: »Ich muss das klären. Ich glaube, die arbeiten von der Aufklärungs-Basis
     aus. Wir müssen vorsichtig sein, vielleicht ist er irgendwo dort draußen in der Dunkelheit.«
    »Ich wette, er war der Kerl gerade am Funkgerät«, sagte der andere Mann.
    Der Ältere hob eine Hand. »Hör mal, das kriegen wir hin. Lasst uns sichergehen, dann sehen wir weiter.«
    Sie marschierten davon, zurück zum Feuer, und ließen Pego am Baum hängen. Allein.
     
    Am späten Nachmittag lag ich vier Meter von dem Bach entfernt im grünen Farn und wusste: Ich musste warten, bis es dunkel
     würde. Zumindest blieb mir so Zeit, einen Plan zu schmieden, sie zu beobachten und herauszufinden, wie viele es waren.
    Ich hatte die Oberhand. Sie konnten mich jetzt nicht überraschen. Sie mussten dasitzen und abwarten, sich verstecken und sich
     fragen, ob ich kommen würde, und wenn ja, wann und aus welcher Richtung?
    Ich wandte mich vorsichtig um und zog mich ein paar Meter zurück. Ich wollte es mir gemütlich machen. Mich ein wenig entspannen
     und erholen.
    Da sah ich den Schädel. Er lag zwischen zwei großen runden Flusssteinen. Er war mit Moos überwachsen, braungefärbt und |360| wettergegerbt. Der Kiefer fehlte. Ich nahm ihn auf und drehte ihn um. Die Augenlöcher starrten mich an wie ein Omen.
     
    Jacobus kroch von hinten an Pego heran und flüsterte ihm ins Ohr, still zu sein, bevor er ihn los schnitt. Dann fing er seinen
     Freund auf, damit er nicht zu Boden stürzte. Anschließend zerrte er ihn in die Schatten, drückte seine Lippen an sein Ohr
     und sagte: »Kannst du kriechen? Sie haben Warnanlagen; so haben sie dich erwischt. Wir müssen kriechen. Schaffst du das?«
    »Ja.«
    Mit der Hand zeigte er Pego, wo sie entlang mussten, dann flüsterte er: »Du zuerst, ich sichere nach hinten.« So mühten sie
     sich davon. Pego musste oft pausieren, denn die Kugel hatte ihm das rechte Bein gebrochen, und er war müde und schwach. Schließlich
     erreichten sie den Fluss. Jacobus richtete Pego auf und stützte ihn mit seiner Schulter. So rannten sie halb, halb hinkten
     sie. Plötzlich hörten sie es knallen. Leuchtraketen erhellten den Himmel. Sie taumelten in den Fluss und warfen sich im Schutze
     des Ufers in das flache Wasser.
    Man vergisst die Zeit, wenn man Angst hat. Sie lagen still da, und nach einer Weile hörten sie Schritte und Stimmen. Die Leute
     kannten sich nicht aus im
veld
und machten zu viel Lärm. Dann wurde es wieder ruhig.
    Jacobus gab Pego Wasser aus seiner Trinkflasche und sagte, sie müssten weiter zum Nwaswitsontso Canyon in der Nähe der Grenze.
     Dort waren sie sicher; dort gab es ein Versteck, zu dem man auf nur einem Weg kam, unterhalb des oberen Dammes.
    Pego nickte. »Mein Bein.
Go etsela
. Es ist eingeschlafen.«
    »Ich trage dich.«
    Jacobus schleppte seinen Freund den letzten guten Kilometer. Sie folgten dem Nwaswitsontso, aber kurz vor den Dämmen wich
     er mit Pego auf den Schultern aus, um die Krokodile zu meiden.
     
    |361| In der tiefen Höhlung unterhalb der Steine, der dicken braunen Wurzeln und grünen Farne schlief ich ein. Ich erwachte erschrocken,
     als die Sonne hinter dem Berg untergegangen war und ein kleiner grüner Frosch ein winziges Stück vor meiner Nase saß und mich
     mit kalten, roten Augen anstarrte.
     
    Sie fanden ein Versteck in der Schlucht des Nwaswitsontso, wo Wasser in der Urzeit einen Überhang freigelegt

Weitere Kostenlose Bücher