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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Korruption und Unterschlagung in größtem Maßstab handelt. Aber wie
     du dir denken kannst, wollte niemand jemanden beschuldigen. Einer der Namen, die auftauchten, war Stefanus Lodewikus Moller.
     Er war der Buchprüfer der Frama, derjenige, der das Geld herumgeschoben hat.«
    Ich war zu müde, um all das zu verarbeiten.
    »Bist du noch da?«, fragte Jeanette.
    »Ich bin entgeistert.«
    »Ja, Lemmer. Dieses verdammte Land … Aber jetzt geh und schlaf. Ich rufe dich morgen an.«
    »Danke. Jeanette.«
    »Ach, noch was«, sagte sie alarmiert.
    »Was?«
    »Du kannst die Glock nicht mit ins Flugzeug nehmen.«
    »Oh, ja. So weit hatte ich noch gar nicht gedacht.«
    »Gib sie B. J. Fikter. Ich besorge dir was an diesem Ende.«
    Ich griff nach meiner Tasche und ging ins Krankenhaus. B. J. |387| Fikter hatte Nachtdienst. Er wirkte frisch und aufmerksam und nahm seine Hand von der Waffe, als er mich erkannte. Der Constable
     ihm gegenüber war eingeschlafen.
    »Ah, wie gut du aussiehst, Schätzchen«, sagte er.
    »Und ich habe noch nicht mal Make-up aufgelegt. Irgendwelche Neuigkeiten?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Das Risiko ist deutlich gesunken. Nicht ganz eliminiert, aber ich glaube nicht, dass du heute Nacht Probleme bekommst.«
    »Du hast sie gekriegt.«
    »Habe ich.«
    »Nett, dass du deine Freunde auch zur Party eingeladen hast.«
    »Ich weiß doch, dass du kein Partylöwe bist. Du siehst so häuslich aus.«
    »Ach, die Masken, die wir tragen. Was machst du jetzt?«
    »Ich lege mich auf der VIP-Couch schlafen. Ich wollte nur …«
    Ich deutete auf Emmas Zimmer.
    Er sagte nichts, sondern grinste nur.
    Die schwarze Nachtschwester erkannte mich. Sie nickte. Ich konnte hineingehen.
    Ich öffnete die Tür und trat an ihr Bett. Emma lag genauso da wie immer. Ich sah sie an und spürte, wie mich größte Müdigkeit
     überkam. Ich setzte mich und streckte meine Hand aus, um sie auf ihre zu legen.
    »Emma, ich habe Jacobus gefunden.«
    Ihr Atem war tief und friedlich.
    »Er vermisst dich schrecklich. Er wird herkommen, vielleicht morgen, Emma. Wenn es dir besser geht, kannst du dich mit ihm
     treffen. Also muss es dir bald besser gehen.«
    Man darf sich selbst nicht trauen, wenn man vierzig Stunden nicht geschlafen hat. Der Kopf ist ein Mahlstrom, die Sinne betrügen
     einen, und man lebt in einer Welt, in der Träume und Wirklichkeit nicht mehr zu unterscheiden sind.
    |388| Als ich mir daher einbildete, dass Emmas Hand sich unter meiner ein wenig regte, wusste ich, dass ich mich täuschte.
     
    Vincent ›Pego‹ Mashego machte im Sommer 2003 einen Kurs im Mogale Rehabilitation Centre. An einem Nachmittag spazierte er
     zwischen den Gebäuden umher und sah dann im Käfig des Lämmergeiers eine Person, die sein Herz stillstehen ließ.
    Der Mann hatte sich hingekniet und kratzte Vogeldreck vom Boden. Pego starrte ihn wortlos an. Es war wie ein Traum, unwirklich,
     unbegreiflich.
    Der Mann sah auf, und er wusste, dass es Jacobus le Roux war.
    Jacobus lief so überstürzt hinaus, dass der Lämmergeier seine großen Schwingen ausbreitete. Sie umarmten einander fest und
     wortlos; siebzehn Jahre, nachdem sie in einem namenlosen Hüttendorf in Mosambik auseinandergegangen waren. Jacobus nahm ihn
     mit in sein kleines Haus, aus Angst, dass jemand sie sehen würde und dass das Böse zurückkehrte, um auch Pego zu vernichten.
    Sie erzählten einander ihre Geschichten. 1986 war Pego sechs Monate in Mosambik geblieben, dann war er nach Hause zu seinem
     Stamm gegangen. Ja, weiße Männer hatten zweimal nach ihm gefragt, aber das war schon ein paar Monate her.
    Er hatte Angst gehabt; er konnte seiner Familie nicht die ganze Geschichte erzählen, weil er fürchtete, dass irgendwer irgendwann
     irgendwo das Falsche sagen würde. Was sie anbetraf, hatte es einfach riesige Probleme zwischen ihm und den Buren gegeben,
     Probleme, die verlangten, dass niemand je erfuhr, dass er zurückgekehrt war, Probleme, die verlangten, dass er nicht mehr
     Pego war, sie durften ihn nur noch Vincent nennen, damit er ein neues Leben beginnen konnte.
    Die Buren hatten nicht weiter nach ihm gesucht. Vielleicht dachten sie, dass er keine Gefahr für sie darstellte. Wer würde
     einem einfachen Mapulaner Geschichten abnehmen von Lichtern und Kabeln im Wildpark, von Leuten, die auf ihn schossen?
    |389| Erst Ende 1987 fand er in einem privaten Wildpark als Kellner Arbeit. Der Besitzer bemerkte seine Kenntnis des Buschs und
     setzte ihn als Assistenten der

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