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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Wildführer ein.
    Im Jahr 1990 heiratete er Venolia Lebyane, und 1995 entdeckte er eine Anzeige des Limpopo Parks Board. Sie suchten Schwarze
     mit Abitur, die Naturschützer in den Wildparks der Gegend werden wollten. Er hatte zwar keinen Abschluss, begab sich aber
     trotzdem nach Polokwane. Er erklärte, dass sein Wissen in der Natur lag, nicht in Büchern. Er hatte keine offizielle Qualifikation,
     aber ob sie ihm nicht eine Chance geben könnten?
    Sie hatten es mit ihm versucht, denn es gab wenig Bewerber. Die Leute aus Limpopo wollten in der Stadt arbeiten, nicht im
veld
. Also wurde Vincent Mashego Wildhüter, und mittlerweile war er Leiter des Talamati Bushveld Camp im Manyeleti Game Reserve
     neben Kruger.
    Dann erzählte Jacobus Pego seine Geschichte, und der Schwarze hielt ihn in den Armen, als er weinte. Er sagte, er schulde
     Jacobus sein Leben, er werde ihm helfen.
    Jacobus sagte, er könne nichts tun.
    Doch, irgendetwas bestimmt.
    Danach hatten sie einander gelegentlich wiedergesehen. Dann und wann fuhr Jacobus insgeheim nach Manveleti und saß mit Pego
     am Feuer. Es war fast wie in alten Zeiten, als sie über die Natur und die Tiere sprachen. Heutzutage redeten sie über den
     Druck auf die Umwelt, der stetig zunahm, die Gefahren, die Bauentwicklungen der Weißen, die Landforderungen der Schwarzen,
     die Wilderer, die es auf Nashornhörner und Geierköpfe abgesehen hatten, die grenzenlose Gier quer durch Hautfarben und Rassen.
    Ein Giftanschlag ließ Jacobus le Roux endgültig ausrasten. Er sagte mir, es fühlte sich an, als wären zwanzig Jahre Angst,
     Enttäuschung und Tod in diesem Augenblick zu viel für ihn geworden. Er stand mitten auf dem
veld
zwischen den Tierleichen und konnte die Last nicht mehr ertragen. Diese wundervollen Wesen, die er in Mogale so gut kennengelernt
     hatte, |390| diese herrlichen Vögel, die ihre großen Schwingen nur Stunden zuvor im Wind ausgestreckt hatten, wurden zum Symbol der Vergeblichkeit
     seines Lebens. In ihm zerbrach endgültig etwas. Er holte sein Gewehr und folgte der Spur zur Hütte des Sangomas. Dort fand
     er sie, die Geier und die stumpfen Messer, mit denen sie die Kadaver zerschnitten, die kleinen Geldstapel und diese vier Leute.
     Also erschoss er sie – in seinem Wahnsinn, seiner Wut und seinem Hass.
    Erst drei Stunden später, irgendwo in der Natur, hatte er wieder zu Sinnen gefunden. Ihm war klargeworden, was er getan hatte.
     Er floh zu Pego, der ihn versteckte und sagte, er werde ihm helfen, denn seine Frau Venolia arbeite für die Polizei in Hoedspruit.
     Sie werde ihm sagen, wenn sie nach Jacobus suchten.
    Venolia Mashego war bei Jack Phatudi im Büro gewesen, als eine Frau aus Kapstadt anrief und fragte, ob Jacobus le Roux vielleicht
     Cobie de Villiers sein könne. Pego wusste, dass es die Schwester war. Er hatte Emmas Nummer herausgesucht und sie angerufen,
     denn er wollte seine Schuld an Jacobus bezahlen, indem er seine Schwester rettete. Aber im Busch von Manyeleti war die Handy-Reichweite
     schwach, und er wusste nicht, wie viel Emma gehört hatte.
    Jacobus war wütend auf ihn gewesen, als er davon erfuhr – so wütend, dass er noch in dieser Nacht verschwand und zu Stef Moller
     ging. Aber nach dem Tod Frank Wolhuters rief Jacobus Pego an und sagte, er habe unrecht gehabt. Sie mussten Emma warnen und
     vertreiben.
    Pego war derjenige, der den Brief geschrieben hatte und ihn dem Wachmann Edwin Dibakwane übergeben ließ.
    Aber da war es schon zu spät gewesen.

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    Ich träumte von Schädeln auf dem Berg von Motlasedi, als Jeanette kurz nach acht anrief.
    »Ich habe dich auf den einzigen Direktflug gebucht. Abflug 14:35, landet um fünf am Kap.«
    »Schade.«
    »Warum?«
    »Wernich wird auf Neuigkeiten von seiner Mörderbande warten. Ich nehme an, dass er sich inzwischen große Sorgen macht. Ich
     hoffe, dass er nicht plötzlich verreisen will und von der Bildfläche verschwindet.«
    »Soll ich ihn im Auge behalten?«
    »Das wäre großartig.«
    »Ist erledigt.«
    »Danke, Jeanette.«
    »Bilde dir nichts darauf ein, Lemmer. Ich tue das für unsere Klientin.«
     
    Ich sagte Doktor Eleanor Taljaard, dass hoffentlich am Nachmittag ein Familienmitglied Emma besuchen werde, jemand, dessen
     Stimme zu hören sie lange gewartet habe.
    »Wir brauchen ein Wunder, Lemmer. Sie wissen, was ich Ihnen gesagt habe; je länger sie im Koma liegt …«
    »Wunder geschehen«, sagte ich, aber keiner von uns glaubte es wirklich.
    Ich fuhr zum

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