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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Sie hatten vor nichts Angst, sie waren harte und gewalttätige Männer.
    Aber nimm ihnen die Waffe, und sie sind niemand mehr.
    Ich ging Eric auf dem Weg entgegen. Er war ein großer, |384| kräftiger Kerl. Ich schlug ihm ins Gesicht. Er fiel hin und stand wieder auf.
    »Ich bring dich um«, sagte er voller Zorn. Er hob die Fäuste, ließ den Kopf sinken und schaute mich unter den Augenbrauen
     heraus an. Er stieß mit seiner Rechten zu. Ich packte seine Faust, zerrte ihn nach vorn und schlug ihm mit dem Handrücken
     ins Gesicht.
    Er wollte nicht zeigen, dass ihn das gedemütigt hatte. Er wich tänzelnd zurück, tat, als wäre er leichtfüßig und hätte Mut.
    Dann ging er wieder auf mich los, vorsichtiger diesmal. Zwei, drei Linke auf den Körper. Ich ließ ihn treffen, die Schläge
     beeindruckten mich nicht. Trotzdem verlieh ihm das Zuversicht. Als Nächstes käme seine Rechte, der Versuch eines Niederschlags.
    Sein Gleichgewicht war nicht schlecht, er wusste auch, dass er es nicht mit dem Blick ankündigen durfte – irgendwann in der
     Jugend hatte er ein paar Jahre geboxt. Er schlug zu, doch ich ließ die Faust links von meinem Kopf ins Nichts gehen, und dann
     trat ich ein in diese andere Welt, an einen anderen Ort, wo die Zeit stillsteht. Wo alles verschwindet, wo man nichts hört,
     nur den rot-grauen Nebel sieht – und dieses Wesen vor sich, das zu zerstören man sich sehnt.
     
    Ich holte den Jeep, zerrte Kappies und Eric hinein und warf sie vor dem Haus wieder raus. Ich fesselte jeden mit Draht, den
     ich hinten im Prado fand, an ein Bett. Sie hatten Funkempfänger dabei und rätselhafte elektronische Kisten mit LED-Bildschirmen
     und Schaltern, Laptops, Ohrhörer, Mikrofone und Antennen, Verlängerungskabel und Werkzeuge. Ich fragte mich, ob sie mit diesem
     Zeug auch die Anrufe mithören konnten. Auf einer Schachtel stand
GPS Tracking
.
    Ich sah nach Kappies Wunden, als ich ihn ordentlich festgebunden hatte. Er würde überleben, aber er würde keinen Veteranenmarathon
     mehr gewinnen. Wortlos, mit ängstlichen Augen starrte er mich an.
    |385| Ob Eric es schaffen würde, wusste ich nicht. Doch es war mir egal.
    Dann zog ich meine blutdurchtränkten Klamotten aus und nahm ein Bad.
    Ich griff mir meine Sporttasche und fuhr den Jeep zur Forststation, ließ ihn dort stehen und nahm den Nissan. Nach Mitternacht
     erreichte ich Nelspruit.
    Vom Parkplatz des SouthMed Hospital aus rief ich zuerst Jeanette Louw an. Sie musste schon geschlafen haben, ließ es sich
     aber kaum anmerken.
    »Ich habe sie«, sagte ich.
    »Sie?«
    »Vier sind tot. Zwei kurz davor.«
    »Meine Güte, Lemmer.«
    »Noch ist es nicht vorbei, Jeanette. Ich muss morgen ans Kap.«
    »Was ist am Kap?«
    »Ich brauche die Adresse eines Quintus Wernich, Vorstandsvorsitzender von Southern Cross Avionics. Er wohnt in Stellenbosch.«
    Jeanette Louw sagte: »Scheiße.«
    »Du kennst ihn?«
    »Er hat damit zu tun?«
    »Jeanette, ich habe jetzt keine Zeit. Ich erzähle dir alles, aber nicht jetzt. Du kennst Wernich?«
    »Ich habe ihn getroffen, als wir Southern Cross unseren Dienst angeboten haben. Nach all der Mühe hat der Dreckskerl gesagt,
     nein danke, sie hätten ihre eigenen Leute.
    »Nicht mehr, schätze ich. Was noch?«
    »Ich wusste alles über sie, bevor ich mit ihnen geredet habe, aber das ist Monate her. Lass mich mal nachdenken … Wenn ich
     mich richtig erinnere, haben sie sich einen Namen mit einem neuen System für die Mirage gemacht, das Kampfflugzeug. Ich habe
     ihre Unterlagen noch irgendwo hier. Ich sehe mal nach.«
    »Kannst du mir Wernichs Adresse besorgen? Und einen Flug buchen?«
    |386| »Mache ich.« Dann fragte sie streng: »Wann hast du zuletzt geschlafen?«
    »Ich weiß nicht. Vorgestern vielleicht. Ich bin im Krankenhaus. Ich lege mich jetzt kurz hin.«
    »Gute Idee … Hör mal, du wolltest wissen, was mit Stef Moller ist.«
    »Ja.«
    »Lass mich mal meine Zettel holen … Also, was ich herausgefunden habe, sind vor allem Spekulationen, man wird das nicht beweisen
     können.«
    »Ich brauche keine Beweise. Er hat sowieso nichts damit zu tun.«
    »Hast du je von Frama Inter-Trading gehört?«
    »Nie.«
    »Ich erspare dir die Einzelheiten, aber in den Siebzigern und Achtzigern hat das Militär Elfenbein geschmuggelt, und Frama
     war die Strohfirma. Wir reden über Hunderte von Millionen Rand. 1969 hat die Kumleben-Kommission die ganze Geschichte untersucht.
     In ihrem Bericht steht, dass es sich möglicherweise um

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