Weißer Schatten
habe bloß zwei Fragen. Antworte schnell! Wenn du dir zu lange Zeit lässt, schieße ich wieder auf ihn. Diesmal in das
andere Bein. Wenn du mich anlügst, erschieße ich dich.«
»Bitte«, bettelte Kappies.
»Frag, was du fragen willst.«
»Ich zähle bis drei. Wenn du nicht antwortest, schieße ich auf ihn. Es liegt in deiner Hand.«
»Frag.«
»Gut. Frage eins: Für wen arbeitet ihr?«
Er antwortete nicht sofort. »Eins.«
»
Jissis
, Eric.«
»Zwei.«
Kappies war derjenige, der rief: »Es Cee Ay.«
»Was?«
»Southern Cross Avionics«, rief Kappies.
»Danke«, sagte ich. »Jetzt Frage zwei: Wer hat den Befehl gegeben, Emma le Roux zu töten?«
»Was meinst du?«
Eric versuchte Zeit zu schinden. Ich zielte absichtlich knapp neben Kappies Fuß und schoss. Er schrie schrill vor Angst.
»Bitte, es war Eric!«
»
Jissis
, Kappies.«
|379| »Du warst es, Eric, und du weißt es genau.«
»Moment«, sagte Eric plötzlich und schaute in meine Richtung. »Die Order kam von ganz oben.«
»Von wem?«
»Sag’s ihm, Eric.«
»Eins«, zählte ich.
Stille.
»Zwei.«
»Scheiße, Eric, sag’s ihm.«
»Wernich.«
»Wer ist Wernich?«
»Quintus Wernich. Er ist der Vorsitzende.«
»Von was?«
»Vom Vorstand.«
»Wo ist er?«
»Du hast gesagt, zwei Fragen.«
»Das war gelogen.«
Kappies stöhnte wieder.
»Wo ist er?«
»Er wohnt in Stellenbosch«, rief Kappies. »Wir haben seine Adresse nicht.«
»Wer waren die drei, die in Kapstadt auf Emma losgegangen sind?«
»Kappies, sei still.«
»Das waren Eric, Vannie und Frans.«
»Verdammt, Kappies, ich hätte dich verbluten lassen sollen, du feiger Hund.«
»Und wer hat uns auf der Landstraße angegriffen?«
»Diese drei.«
»Und wart ihr auch diejenigen, die Frank Wolhuter in den Löwenkäfig geworfen haben?«
»Ja.«
»Du warst auch da, Kappies.«
»Ich habe im Jeep gesessen, ich schwöre es.«
»Was habt ihr von Wolhuter gekriegt? Was wollte er Emma zeigen?«
|380| »Ein Bild.«
»Was für ein Bild?«
»Ein altes Foto. Von Cobie und Emma, als er noch bei der Armee war.«
»Habt ihr Edwin Dibakwane gefoltert?«
»Wer ist das?«
»Der Wachmann aus Mohlolobe.«
»Das waren wir alle. Kappies auch.«
»Aber Eric hat die Schlange durchs Fenster geworfen.«
Busenfreunde, offensichtlich.
»Was wolltet ihr neulich mit dem Jeep auf dem Krankenhausparkplatz?
»Wir wollten einen GPS-Sensor an deinem Wagen anbringen, aber dann seid ihr herausgekommen.«
»Woher wusstet ihr, welches mein Wagen ist?«
»Wir haben uns in den Computer von Budget eingehackt.«
»An Emmas Wagen war auch ein GPS-Sender.«
»Ja.«
»Warum habt ihr so lange gewartet, bevor ihr angegriffen habt?«
»Wir dachten, sie würde nichts finden«, sagte Eric.
»Und dann bekam sie den Brief.«
»Ja.«
Ich erhob mich langsam und ließ das Galil am Boden liegen.
»Du kannst jetzt aufstehen, Eric«, sagte ich.
»Du erschießt mich.«
»Nein«, sagte ich. »Ich werde dich nicht erschießen.«
Cobie erzählte mir den letzten Teil seiner Geschichte unter dem Dornenbaum in Heuningklip. Er sprach monoton, heiser und müde.
Manchmal musste er innehalten, um seine Gefühle kontrollieren zu können. Dann saß er mit hängenden Schultern da, ließ den
Kopf auf die Brust sinken und atmete langsam ein und aus, um Kraft zu sammeln.
»Ich war so vorsichtig«, sagte er. »Nicht nur, damit sie in Sicherheit waren. Ich wusste auch, wie es für sie gewesen sein |381| musste. All diese Jahre glaubte meine Mutter, dass ich tot war, und dann bin ich es plötzlich nicht. Ich wäre jedenfalls …«
Er atmete tief durch.
»Ich wollte nicht anrufen. Ich wusste nicht, ob sie nach all den Jahren noch mithörten. Ich dachte mir, ich sollte zuerst
mal zu meinem Vater ins Büro gehen. Ich kam dorthin und bat, ihn zu sehen, aber sie sagten, er sei nicht da, er sei im Urlaub,
und es gebe sowieso keine freien Stellen.
Ich sagte, ich suche nicht nach Arbeit, ich sei Familie. Sie schauten mich an und wiederholten ›Familie?‹, als würde ich lügen.
Ich fragte, wann sie zurückkämen, und man sagte, in zwei Wochen. Also fragte ich, wo sie seien, und die Frau sagte, das gehe
mich nichts an. Ich wollte wissen, wenn ich ihr eine Nachricht gäbe, würde sie ihn anrufen? Und sie sagte: ›Mister, er ist
im Urlaub, wir stören ihn nicht.‹
Also fragte ich: ›Ist Alta da‹, und sie sagte: ›Wer?‹ Und ich erwiderte: ›Alta Blomerus‹, und sie sagte, jemand mit diesem
Namen
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