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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Eher, dass ich an ihrem Bett saß, sie meine Hand nahm und sagte: »Danke, Lemmer.« Das wäre gut genug für
     mich gewesen, ein Anfang, eine Art Präludium.
    Aber Jack Phatudi nahm mir das.
    Am Freitag, den 4. Januar, schickte er Schwarz und Weiß, das Pärchen, das Emma und mir vor einer Ewigkeit gefolgt war, um
     mich zu verhaften. Die Schwellung des Weißen um die Nase und die Augen herum war noch nicht ganz abgeklungen. Sie verhafteten
     mich mit großem Zeremoniell am Mpumalanga International Airport wegen »Mordes, beabsichtigten Mordes und Störung der öffentlichen
     Ordnung«. Sie erlaubten mir einen Anruf, bevor sie mich in der unerträglichen Hitze der Zellen Nelspruits zwischen einer Reihe
     bunter, zorniger Männer einsperrten.
    B. J. Fikter kam am Samstagnachmittag zur, wie er es nannte, »Zellenvisite«. Nachdem er ein paar Sprüche über mein Dilemma
     abgelassen hatte, berichtete er mir, dass Emma am Samstag in einem Flugzeug, das auf Krankentransporte spezialisiert war,
     nach Kapstadt fliegen werde. Außerdem lasse Jeanette ausrichten, ich solle mir keine Sorgen machen, sie arbeite an »meiner
     Unterbringung«.
    Am Montagmorgen drohten sie damit, Anklage zu erheben, weil ich einen Mitgefangenen angegriffen haben sollte, aber sie wussten,
     dass sie Schwierigkeiten hatten, glaubwürdige Zeugen zu finden. Dann kamen Schwarz und Weiß mich holen, |417| legten mir Hand- und Fußfesseln an und schleppten mich zur Kautionsanhörung vor den Friedensrichter. Sie waren unnötig grob,
     als sie mich hinten in ihren Astra stießen.
    Die Zellen befanden sich im Keller unterhalb des Gerichtssaals. Ein junger weißer Anwalt mit einem dicken Goldring stellte
     sich mir als Naas du Plessis vor. Er werde mich auf Wunsch Jeanette Louws vertreten. »Ich tue, was ich kann, aber Sie sind
     schon einmal verurteilt worden«, sagte er düster.
    Ich wurde als Letzter aufgerufen, doch die beiden Uniformen brachten mich nicht in einen Gerichtssaal. Sie schoben mich gefesselt
     an Händen und Füßen in ein Büro, wo Jack Phatudi wartete. Sie schlossen die Tür von draußen.
    Es gab zwei Stühle, einen Tisch und einen Aktenschrank aus Stahl. Ich setzte mich. Stumm und hasserfüllt starrte Jack Phatudi
     mich an. Dann schlug er mit der Faust eine tiefe Delle in den Aktenschrank. Die Fenster schepperten. Er trat vor mich und
     rieb sich die wunden Knöchel. Sein Gesicht war nur Zentimeter von meinem entfernt. Zum ersten Mal sah ich ihn schwitzen. Die
     Tropfen liefen über seine dunkle Haut, den Baumstamm seines Halses entlang und bis zum schneeweißen Kragen seines Hemdes.
     Ich konnte an seinem Blick ablesen, dass er nur zu gerne noch einmal zuschlagen würde, diesmal gegen meinen Kopf.
    »Sie …«, sagte er, kam aber nicht weiter. Er schien an Worten zu ersticken, die sich hinter seiner Zunge angesammelt hatten.
     Er drehte sich um und trat nach dem Aktenschrank. Noch eine Delle. Er kam zurück und packte mein Gesicht mit der rechten Hand.
     Er umschlang meinen Kiefer und meine Wangen mit seinen Fingern und drückte mit beängstigender Kraft zu, während er mir in
     die Augen starrte. Dann stieß er mich zurück, der Stuhl kippte, und mein Kopf schlug heftig auf den Boden.
    Phatudi gab ein wütendes Geräusch von sich und sagte: »Ich sage dir nur eines – nur eines.« Er zerrte wieder hoch, hielt mich
     aufrecht und zischte: »Sie konnten mich nicht kaufen.«
    |418| So standen wir da, Jack Phatudi und ich, und ich wusste, Wernich und seine Leute hatten dem Inspector ein Angebot gemacht,
     das er abgelehnt hatte. Und ich wusste: Nichts, was ich zu sagen hatte, würde einen Unterschied machen.
    Also fragte ich bloß: »Was meinen Sie damit, Jack?«
    Er ließ mich los, ich verlor mein Gleichgewicht und taumelte rücklings gegen die Wand.
    Er wandte mir den Rücken zu. »Sie kamen mit Geld. Sie sagten, ich solle alle Vorwürfe fallenlassen. Gegen den, den du erschossen
     hast. Gegen Cobie de Villiers. Ich habe mich geweigert. Sie sagten, meine Leute würden ihre Landforderung genehmigt bekommen,
     und sie würden ihnen Geld geben. Wie viel wollte ich? Ich habe nein gesagt. Also sind sie über mich hinweggegangen. Sie haben
     jemand weiter oben gekauft. Ich weiß nicht wen. Aber ich sage dir eines, ich werde es dabei nicht belassen. Ich
werde
dich kriegen. Und de Villiers und Kappies. Ich kriege euch alle.«
    Phatudi wandte sich auf dem Absatz um und stampfte an mir vorbei, ohne mich noch einmal anzusehen. Er öffnete die

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