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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Glasschreibtisch, auf dem ein kleiner Laptop stand. Ein schwarzer Ledersessel mit hoher
     Lehne stand hinter dem Schreibtisch, wie ein königlicher Thron, und sechs kleinere im selben Stil waren gegenüber angeordnet.
     An den Wänden hingen in teuren Rahmen absolut realistische Gemälde von Raketen und Kampffliegern. Ein Mann stand da und schaute
     durch ein großes Fenster hinaus, das sich vom Boden bis zur Decke erstreckte und auf den grünlich-braunen Kanal draußen wies.
     Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
    Er schaute sich erst um, als Louise hinter uns zischte: »Es tut mir leid, Mr. Wernich, sie sind einfach hereingekommen.«
    Wernich starrte Jeanette lange an, dann mich und nickte leicht, mehr zu sich selbst. Es war dasselbe freundliche Gesicht wie
     auf dem Foto im Prospekt, nur ein wenig älter. Er |401| sah aus wie ein Kirchenvorstand, er hatte die fromme und doch freundliche Ausstrahlung so vieler Afrikaaner-Männer Ende fünfzig.
     Er wirkte würdevoll in seinem dunklen maßgeschneiderten Anzug.
    »Keine Sorge, Louise, ich habe diese Leute erwartet«, sagte er väterlich. Seine Stimme war tief und moduliert, wie die eines
     Sprechers beim Klassik-Radio. »Bitte schließen Sie die Tür hinter sich.«
    Zögernd wandte sie sich um und ging hinaus. Die Tür klickte leise. »Bitte, setzen Sie sich«, sagte Wernich.
    Diese Reaktion hatten wir nicht erwartet. Wir blieben stehen.
    »Bitte«, sagte er. »Besprechen wir die Sache wie Erwachsene.« Galant deutete er in Richtung der Stühle. »Machen Sie es sich
     bequem.«
    Wir setzten uns. Er nickte zufrieden, wandte sich langsam ab und ging hinüber zu dem großen Fenster, drehte uns den Rücken
     zu.
    »Sagen Sie, Mr. Lemmer, meine Männer … Sind sie noch am Leben?« Es war ein gelassener Gesprächston, als wären wir seit Jahren
     Bekannte.
    »Kappies ist am Leben. Eric möglicherweise.«
    »Und wo sind sie?«
    »In Polizeigewahrsam, inzwischen.«
    »Hmm«, sagte er und faltete die Hände hinter dem Rücken. Ich sah, dass seine Daumen kleine Kreise beschrieben. Er schien tief
     in Gedanken versunken zu sein. »Sie überraschen mich.«
    Mir fiel keine Entgegnung ein.
    »Welchen Betrag hatten Sie im Sinn?«
    »Welchen Betrag?«
    »Wie viel Geld wollen Sie, Mr. Lemmer?«
    Endlich begriff ich. »Läuft das Waffengeschäft so, Quintus? Wenn man jemand nicht umbringen kann, kauft man ihn?«
    »Eine etwas krude Beschreibung. Warum sonst sollten Sie hergekommen sein?«
    »Es ist aus mit Ihnen, Quintus.«
    |402| »Aus?«
    »Genau.«
    Er drehte sich um und breitete die Arme aus. Eine Einladung. »Nun gut, Mr. Lemmer. Hier bin ich. Tun Sie, was Sie tun müssen.«
     So freundlich und vernünftig, als würden wir über eine gebrauchte Rakete verhandeln.
    Ich starrte ihn bloß an.
    »Was jetzt, Mr. Lemmer? Wollen Sie bloß dasitzen?«
    Ich wollte sagen, dass ich ihn zum Reden bringen würde, bevor ich ihn wegzerrte, aber er gab mir keine Gelegenheit dazu.
    »Wissen Sie, Mr. Lemmer, mich hat am meisten erstaunt, wie schlecht Sie die Lage eingeschätzt haben. Ich meine, die Schrift
     an der Wand war so eindeutig: Emma le Roux war in tödlicher Gefahr, aber der sogenannte Bodyguard sieht nichts, sagt nichts,
     hört nichts und tut nichts. Für wie viel am Tag? Welch unglaubliche Inkompetenz. Erst als es zu spät war, kamen Sie zu sich.
     Dann wollten Sie sich links und rechts rächen. Sind Sie nicht der große, starke Mann, der einen unschuldigen jungen Rechtsanwaltsgehilfen
     mit bloßen Händen getötet hat? Wir haben Erkundigungen über Sie eingezogen, Mr. Lemmer. Was für ein pathetisches, sinnloses
     Leben. Und es wird nicht besser. Jetzt sind Sie ein Knastvogel, der nichts anderes zustande bringt, als seine Klienten über
     seine angeblichen Fähigkeiten im Dunkeln zu lassen; ein Mann, der sich in einer Kleinstadt versteckt, damit er unerkannt bleibt.
     Der sich Befehle geben lässt von einer Lesbe, die sich nach Kräften bemüht, zu leben, auszusehen und zu reden wie ein Mann
     …«
    Plötzlich stand ich vor ihm. Ich hatte schon ausgeholt, um ihn zu schlagen, aber Jeanette rief: »Lemmer!«
    Wernich lächelte zufrieden. »In Wahrheit sind Sie ein Feigling, Mr. Lemmer«, sagte er. »Genau wie Ihr Vater.«
    Da schlug ich ihn.
    Er stürzte gegen das Glas und ging zu Boden.
    Jeanette trat zwischen uns. Sie stieß mich zurück. »Lass ihn«, sagte sie.
    »Ich bring ihn um.«
    |403| »Du lässt ihn in Ruhe.« Sie packte mich am Kragen.
    Wernich wischte

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