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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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nicht mehr aufhören, Fragen zu stellen, denn alle wissen von Stef Moller. Er ist ein Milliardär, der lauter
     Farmen gekauft hat, aber keiner weiß, wo sein Geld herkommt, und er wohnt in diesem kleinen alten Haus und redet mit niemandem.
     Und Cobie sagte, Stef sei ein toller Typ, der bloß den Boden heilen will, sodass die Natur wieder ins Gleichgewicht kommt,
     und ich fragte: ›Wie soll
das
denn gehen?‹ Und dann begann Cobie es mir zu erklären. Und da habe ich mich in ihn verliebt, als er über das Land, die Tiere
     und die Wirtschaft sprach, und man konnte den wirklichen Cobus sehen, den Mann hinter der Schüchternheit. Ich fragte ihn,
     was sein Lieblingstier sei, und er sagte der Honigdachs. Ich fragte warum, und wir saßen in seinem Pick-up auf der Straße
     neben Dolfie, und er erzählte mir Geschichten von Honigdachsen und sprach mit dem ganzen Körper, mit den Augen und Händen
     und so.«
    Melanies blaue Augen strahlten, und sie schaute mit einem |119| Hauch Schuldbewusstsein auf das Kind in ihrem Schoß hinunter. Es hatte die Augen geschlossen, und der Mund, eine Kopie des
     Mundes ihrer Mutter, stand offen.
    Ihre Stimme sank eine Oktave, als sie sah, dass das Kind schlief. Sie wischte sich Feuchtigkeit aus den Augen. »Da habe ich
     mich in ihn verliebt, und dann ist er einfach abgehauen …«
    »Wie lange waren Sie ein Paar?«
    »Sieben Monate …«
    Emma ermutigte sie mit einem Nicken.
    »Anfangs war Cobie … so schüchtern. Ich wartete eine volle Woche nach dem platten Reifen, und als ich nichts von ihm hörte,
     kaufte ich ein Geschenk in der Drogerie in Badplaas, um mich zu bedanken. Er war wieder in seine Schale zurückgekrochen, also
     fragte ich, ob man auf seinem Hof keinen Kaffee bekommt. Ich bemerkte, dass er nicht einmal ordentliche Vorhänge in seinem
     kleinen Haus hatte, und ich sagte, ich würde ihm welche nähen, aber er sagte nein, die brauche er nicht. Eine Frau weiß einfach,
     wann ein
ou
sie mag, und ich konnte sehen, dass er mich trotz seiner Schüchternheit anschaute, ich wusste also, dass ich bloß Geduld haben
     musste. Also fuhr ich am nächsten Samstag wieder raus, vermaß die Fenster, fuhr dann nach Nelspruit und kaufte einen hübschen
     gelben Stoff. Am nächsten Wochenende half er mir, sie aufzuhängen, und dann sagte ich: ›Du kannst dich jetzt bei mir bedanken‹,
     und als er mich dann in seinen Armen hielt, zitterte er, sein ganzer Körper. Ich glaube, es war sein erstes Mal …«
     
    Es war nach elf, als wir zurück nach Mohlolobe fuhren, vierhundert Kilometer auf der N1 über Polokwane, dann auf die R71.
     Lange Zeit saß Emma da und starrte geradeaus, ohne etwas zu sehen. Kurz vor Tzaneen sank ihr Kopf langsam auf ihre Schulter,
     und sie schlief ein, sie war zu müde, um mit all den Geistern zu kämpfen.
    Ich schaute zu ihr hinüber und verspürte den Drang, sie zu bemitleiden. Ich wollte ihr mit der Hand über das kurze Haar |120| streichen und mit Sympathie und Mitgefühl sagen: »Emma le Roux, Sie sind der Don Quichotte des Kaps, Sie greifen die Windmühlen
     Lowvelds mit sinnloser Tapferkeit an, aber jetzt ist die Zeit, nach Hause zu fahren.«
    Melanie Posthumus hatte uns berichtet, dass Cobie de Villiers aus Swasiland kam. Er hatte ihr seine Geschichte bruchstückhaft
     erzählt. Er war in einem Waisenhaus in Mbabane aufgewachsen, seine Eltern waren bei einem Überfall in ihrem Hofladen getötet
     worden. Er hatte keine anderen Verwandten. Nach der Schule arbeitete er als Assistent eines Wildhüters, später bekam er Arbeit
     bei der Firma, die damit beauftragt worden war, Umweltschäden zu beheben, welche die alte Bomvu-Ridge-Eisenmine der Swasis
     verursacht hatte. Er erzählte ihr wundervolle Geschichten davon, wie die Archäologen neben ihnen gearbeitet und die Geschichte
     der Menschheit untersucht hatten. »Es ist die älteste Mine der Welt, verstehen Sie«, erklärte Melanie. »Afrikaner haben schon
     vierzigtausend Sachen aus dem Boden gegraben.«
    Sie erklärte: »Cobie war ein
Outlander
, verstehen Sie.« Die Mitarbeiter im Badplaas Resort waren ein isoliertes Grüppchen, das aufeinander angewiesen war, und sie
     grillten, tanzten und feierten häufig zusammen. Aber Cobie trieb sich nicht gern im Resort rum, obwohl er häufig eingeladen
     wurde. Stattdessen nahm er sie mit ins
veld
, wenn er einen Tag frei hatte, und der echte Cobie kam an die Oberfläche. Er erwachte zum Leben, die Sonne strahlte durch
     ihn hindurch, und seine

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