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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Würde sie darauf hoffen, dass jemand wie Wolhuter sie darüber informieren würde?
    Sie schaltete die Deckenbeleuchtung an, zog ihr Blatt Papier wieder heraus und machte sich Notizen. Dann schaltete sie die
     Deckenbeleuchtung aus und lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Sie saß so lange schweigend da, dass ich dachte, sie sei eingeschlafen.
     Aber dann bemerkte ich, dass ihre Augen offen standen. Sie starrte in die pechschwarze Nacht hinaus, den hellen Strahlen der
     Halogenscheinwerfer hinterher.
     
    Melanie Posthumus saß auf der Couch im Angestelltenhaus im Bela-Bela Resort und hielt ein Kind auf dem Schoß.
    »Das ist Jolanie. Sie ist zwei«, sagte sie fröhlich, als Emma sich erkundigte.
    »Was für ein ungewöhnlicher Name«, sagte Emma.
    »Es ist ein Anagram aus dem Namen meines Mannes und meinem. Er heißt Johan, er hat heute Abend eine Veranstaltung; er ist
     Catering-Manager. Es liegt an der Jahreszeit, wissen Sie. Wir nennen sie Jollie, weil sie voll Sonnenschein ist, sehen Sie.«
    Melanie war hübsch – schwarzes Haar, blaue Augen und makellose Haut, die süßen Schwingen ihrer roten Lippen eine ständige
     Einladung. Sie sprach mit dem Akzent der Afrikaans-Vororte Johannesburgs, der ihr »a« in ein »ô« verwandelte. Ihre Verwendung
     des Wortes »Anagram« war auch kein gutes Zeichen.
    »Ich hole uns gleich etwas zu trinken, aber erst muss ich Jollie schlafen legen, sie ist
lekker
müde, und wenn sie zu lange auf ist, dreht sie noch mal richtig auf, und dann tanzen die Pyjamas auf den Gräbern, sagt Johan
     immer.«
    |117| »Ich weiß, dass dies kein guter Zeitpunkt ist«, erklärte Emma.
    »Nein, machen Sie sich keine Sorgen. Sie sind so weit gefahren, und ich bin sehr neugierig. Woher kennen Sie Cobie? Wissen
     Sie, ich war ewig lange richtig sauer auf ihn, aber man darf nicht für immer wütend bleiben, man muss mit den Dingen abschließen
     und weiterleben, man muss seiner Bestimmung folgen.« Sie nickte in Richtung des müden Kindes auf ihrem Schoß. »Es ist wie
     mit Brad Pitt and Angelina Jolie, verstehen Sie, die mussten auch lange warten, bevor sie einander fanden.«
    »Mmm, es ist eine lange Geschichte … Ich kenne Cobie von früher.«
    »Waren Sie Freund und Freundin?«
    »Nein, nein, Familie.«
    »Ich wollte gerade sagen, er kann das doch nicht auch bei Ihnen …«
    »Ich versuche ihn jetzt zu finden.«
    »Familie? Das ist ja lustig, wissen Sie, mir hat er gesagt, er sei ein Waisenkind, er habe keine Familie.«
    »Vielleicht ist es nicht der Cobie, den ich kannte. Das versuche ich herauszubekommen«, sagte Emma geduldig. Ich fragte mich,
     wie enttäuscht sie darüber war, dass ihr angeblicher Bruder in dieses kleine Vögelchen verliebt gewesen sein könnte.
    »Oh, okay, ich meinte bloß …«
    »Ich versuche mit allen zu sprechen, die ihn kannten. Ich will einfach sichergehen.«
    »Einen Abschluss finden«, sagte Melanie und nickte mitfühlend. »Das verstehe ich total.«
    Plötzlich klingelte Emmas Handy. Die Augen des Babys öffneten sich, und das Gesicht verzog sich verstört. »Tut mir leid«,
     sagte Emma und drückte einen Knopf, um es auszuschalten.
    Jollie-Jolanies Augen fielen langsam wieder zu.
    »Sie haben ihn kennengelernt, als er in Heuningklip arbeitete?«, fragte Emma mit leiser Stimme und steckte ihr Handy zurück
     in ihre Handtasche.
    |118| »

. Das war ein glücklicher Auffall, finde ich. Ich kam aus Carolina, ich hatte einen kleinen weißen Volkswagen Golf, den ich
     Dolfie nannte, ich hatte nie Ärger damit … Nie. Aber als ich merkte, dass etwas nicht
lekker
war, hielt ich an, und ich hatte einen Platten. Mensch, ich konnte mich nicht einmal erinnern, wo das Reserverad war. Aber
     dann kam Cobie vorbei. Er war beim Co-op gewesen, um etwas mit seinem Pickup zu holen, und er sah bloß dieses Mädchen mit
     den Händen in den Hüften, das den platten Reifen anstarrte, und hielt. Ist das nicht ein glücklicher Auffall?«
    Erst als sie das Wort zum zweiten Mal verwendete, wurde mir klar, dass sie einen »glücklichen Zufall« meinte.
    »Ja, ganz bestimmt«, sagte Emma ernsthaft.
    »Wir begannen zu reden. Also, wissen Sie, ich bin eine schreckliche Plaudertasche, und dieser gutaussehende
ou
war so schüchtern und still, und dann holte er den Reservereifen hervor, und der war auch platt! Also fuhren wir mit seinem
     Pick-up zur BP neben dem Resort, und ich fragte ihn, wo er arbeitete, was er machte und so weiter. Und als er sagte Heuningklip,
     konnte ich gar

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