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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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hatte Persephone in der Klinik zurückgelassen. In Sicherheit. Es ging ihr zwar nicht gut, aber sie war in Sicherheit. Harness konnte sie nicht getötet haben.
    Aber wenn er sie krank machen kann, kann er sie auch umbringen.
    »Ich muss telefonieren«, murmelte er.
    Er holte sein Handy aus der Tasche. Seine Hände zitterten immer noch. Er fand die Nummer des Royal Tredway Hospital und tippte sie ein. Eine Computerstimme schlug ihm mehrere Wahlmöglichkeiten vor, und er entschied sich für die Besucherleitung und wurde ins Lungenzentrum weitergeleitet. Eine Schwester meldete sich, und erfragte, ob er eine Patientin namens Persephone Vine sprechen könne. Er wurde abgewiesen. Er fing an zu streiten: Ich hab sie in Ihr Hospital gebracht!, schrie er. Verbinden Sie mich mit ihr. Es gibt Telefone in den Krankenzimmern; ich hab sie selbst gesehen. Stellen Sie mich einfach durch. Wieder bekam er eine abschlägige Antwort – dieses Mal entschiedener. Dann  … dann sagen Sie mir, ob sie okay ist. Bitte. Ist sie … ist sie stabil? Ist ihre Atmung in Ordnung? Die Schwester wollte wissen, wer er war. Ich bin ihr Freund. Ich hab sie zu Ihnen gebracht. Die Schwester erwärmte sich nicht für ihn, aber sie hatte Mitleid und bat ihn, in der Leitung zu bleiben. Er wartete ungeduldig. Ihr Zustand ist stabil , erklärte die Schwester schließlich. Jetzt? Sind Sie sicher?, bohrte er weiter. Wann haben Sie zum letzten Mal nach ihr gesehen?
    Sie ist stabil, lautete die Antwort. Ich habe gerade mit dem Pfleger gesprochen. Gut?
    Andrew bedankte sich und legte auf.
    Dr. Kahn musterte ihn besorgt. »Was ist los?«, wollte sie wissen.
    »Kann ich noch so einen haben?«, fragte er und hielt ihr sein Glas hin.
    Sie füllte es aus einer schwarzen Flasche auf. Er nippte. Schloss die Augen. Persephone lebte. Wieso hatte er sie dann tot gesehen? Was wollte ihm Harness damit sagen? Dass Persephone die Nächste war? Dass er sie umbringen wollte? Andrew überlief ein Schauer. Er versuchte, das Bild von ihren starren, leeren Augen auszulöschen.
    Dr. Kahn war in der Küche und setzte Wasser auf. Zum ersten Mal sah sich Andrew um. Er war überrascht. Ihre herrische Art hätte ein Mies-van-der-Rohe-Haus mit schneeweißen Flächen und viel Glas vermuten lassen.Oder ein unrenoviertes viktorianisches Kuriositätenkabinett mit Großvateruhren und Porzellanfigürchen. Dieses Haus gehörte in keine dieser Kategorien. Dr. Kahn lebte in einem ganz normalen Cottage mit niedrigen Decken, abgenutzten Möbeln, trüben Lampen, abgetretenen Teppichen und Fotos von Verwandten. Dies war kein Elfenbeinturm, sondern ein ganz passabler Zufluchtsort, befand Andrew: Es roch nach staubigen Wolldecken, Dampfheizung und Darjeeling. Nur die Bücher fristeten ihr Dasein im Luxus, stellte er fest. Eingebaute Regale schützten die Bände: antiquarische Ausgaben in Französisch mit Goldrandschnitt; große, in schwarzes Leder gebundene Atlanten; Bildbände über naturalistische Maler und zwei Fächer mit Dickens  – offenbar ihr Lieblingsschriftsteller, darunter eine Originalausgabe von Bleak House in grünem Einband und eine farbenfrohe, kitschige Comic-Version von Große Erwartungen . Ein paar Minuten nachdem der Teekessel gepfiffen hatte, traf Piers Fawkes ein. Er trug eine Lederjacke und sah verheerend aus.
    »Tut mir leid, dass ich so spät bin. Ich musste Macrae und Matron entkommen. Sie haben alles mitangehört. Gott allein weiß, welchen Ärger sie mir machen werden.« Fawkes nahm den bleichen Andrew auf dem Sofa in Augenschein. Er versuchte ein Lächeln. Andrews Augen waren gerötet; er konnte nicht still sitzen und rang unbewusst die Hände im Schoß.
    »Persephone«, sagte Andrew. »Harness will sie umbringen.«
    »Es wird ihr nichts passieren.«
    »Ich hätte mich ihm selbst anbieten sollen.«
    Fawkes wechselte einen ratlosen Blick mit Dr. Kahn.
    »Anbieten? Wem, Andrew ?«, fragte er.
    »Harness. Dann lässt er die anderen vielleicht in Ruhe. Das will er doch, oder?«
    »Andrew …«, begann Fawkes »Selbst wenn du es wolltest, wie solltest du das bewerkstelligen?«
    »Keine Ahnung.« Andrews Stimme war tonlos, verzagt. »Ich stürze mich in die Zisterne. Oder ich lasse ihn einfach wissen, dass er mich haben kann, wenn er die anderen zurückgibt.«
    Fawkes musterte Andrew forschend. »Wann hast du zum letzten Mal was gegessen, mein Freund?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Geben Sie ihm was«, sagte Fawkes, und Dr. Kahn ging in die Küche, um Sandwichs zu machen. Fawkes

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