Weißer Teufel
Hauses zu segnen«, widersprach der Geistliche. »Sie sagten, der Geist sei Andrew hier erschienen …«
»Ich weiß«, räumte Fawkes ein.
»Piers, entscheiden Sie sich«, sagte Dr. Kahn.
»Der Keller«, entgegnete er – endlich war er dahintergekommen, was ihn die ganze Zeit beschäftigt hatte. »Die Zisterne. Als wir sie fanden, als ich die Wand aufbrechen ließ, fingen Andrews Probleme erst richtig an. Dort ist der Geist am stärksten. Dort können wir ihn austreiben.«
»Der Raum war ihr Schlupfwinkel«, stimmte Dr. Kahn ihm zu. »Das Versteck von Byron und Harness«, erklärte sie dem Priester.
Dr. Kahn und Fawkes sahen Father Peter fragend an.
»Also schön.« Der Priester seufzte. »Wir beenden nur noch dieses Gebet. Herr, wie viele Widersacher ich auch habe . Wie viele sich gegen mich erheben … «
»Peter«, drängte Fawkes ungeduldig. »Jetzt sofort.«
Die Handwerker hatten angefangen, die durchbrochene Wand zu reparieren. Bei der Angst, die die Schule inzwischen beherrschte, und der Drohung des Rektors, die über Fawkes schwebte, wurde jedes historische Interesse an dem verborgenen Zisternenkeller zu Gunsten der kurzfristigen Verbesserung der allgemeinen Stimmung beiseitegeschoben. Der Flur im Keller war vollgestellt mit Baumaterialien und Werkzeugen, die sich an den Wänden stapelten. Der Boden war von mit Farbe bespritzten Laken bedeckt. Bretter, die die Wand verstärken sollten,Putz in Tuben, der die Lücken füllen würde, Kellen und Sandpapier zum Glätten. Reg hatte zufällig ein passendes Holzpaneel gefunden und in das Loch eingepasst.
Andrew fühlte, dass sein Atem flacher und flacher wurde. Das Fieber nahm ihm fast die Sicht, und er musste gelegentlich den Kopf schütteln, um seine Umgebung im Blick zu behalten. Zum Glück – oder war es seinem miserablen Zustand zu verdanken? – sah er keinen Mitschüler, als er in den Keller ging und alle paar Schritte stehen blieb, sich an die Wand lehnte, um sich ein wenig zu erholen, und auf seine Atmung lauschte. Das Gurgeln. Er hatte nicht mehr die Energie, Angst zu empfinden. Er verspürte nur noch Erschöpfung und den Wunsch nach Erleichterung – einer kalten Kompresse, einem kühlen Bett oder nach etwas anderem. Dem Tod. Bisher war der Tod für ihn abstrakt gewesen, etwas, was Großeltern passierte, nicht einem selbst, nicht auf einer feuchten Kellertreppe in England. Als er den Kellerflur erreichte, war sein Gesicht mit Schweiß bedeckt. Er zog schwach an dem Holzpaneel. Es gab nicht nach. Er legte sich daneben auf das schmutzige Laken. Er schloss die Augen und ruhte sich aus. Vielleicht starb er hier. Allein.
Persephone und Roddy. Sie starben auch allein. Nur kannten sie keinen Ausweg. Andrew sah wenigstens eine Möglichkeit, das Schicksal für sie alle abzuwenden. Er verstand oder vermutete zumindest, dass seine Selbstaufgabe die anderen retten könnte. Harness hatte die ganze Zeit nur ihn gewollt. Harness war hungrig. Sollte er Andrew verschlingen. Dies war vielleicht seine einzige Gabe: seine Fähigkeit, dieses Rätsel zu verstehen und zu lösen. Nach einer Weile unternahm er einen zweiten Versuch. Er krallte die Finger um den Rand des Paneels und warf sich nachhinten. Endlich bekam er das Brett frei. Es gelang ihm, seine geschwächten Beine durch das Loch zu schieben. Instinktiv zog er das Paneel hinter sich wieder vor das Loch. Er wusste nicht, wie er die Leiter hinuntergekommen war. Er war nicht einmal sicher, ob überhaupt noch eine Leiter da stand. Genauso gut hätten ihn die weiß leuchtenden Arme von Harness, seinem weißen Engel in der Finsternis, in die Tiefe tragen können. Er erreichte den Boden und spürte den feuchten Stein unter seinen Händen, die herausgemeißelten Rinnen, durch die Wasser in die Zisterne floss; den groben Sand. Es war kalt und unangenehm. Er legte sich hin. Er hatte es geschafft . Die Kälte war wunderbar – Balsam für sein Fieber. Auch wenn sich die Kanten des Steins in seine Haut bohrten. Auch wenn alles schmutzig war.
Er streckte den Arm aus, um zu tasten, wie weit er vom Loch der Zisterne weg war. Die Zisterne war voll. Kaltes, schimmerndes Wasser hieß ihn willkommen. Natürlich . Er schloss die Augen. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Er lag auf dem Rücken und genoss den Frieden. Die Stille in dieser kalten Kammer.
Und dann hörte er es.
Hrr hrr hrr hrr
Hrch
Das Geräusch kam aus seiner eigenen Brust.
Hrch
Sir Alan hatte davon gesprochen. Vom Todesröcheln. Das Zeichen, dass
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