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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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Regency-Kleidung – Leinenkragen und Umhang. Die Bilder erschienen vage und geschönt.
    »Bist du überzeugt?«
    »Sehe ich ehrlich so aus?«
    »Beschwerst du dich über deine Ähnlichkeit mit einem der schönsten Männer aller Zeiten?« Persephone war empört.
    »So ziemlich«, erklärte Fawkes. »Kannst du spielen?«
    »Ich habe ein wenig Theater gespielt«, erwiderte Andrew.
    »Wie wenig?«
    »Er hat den bad Guy in einem Stück mit dem Titel The Foreigner gespielt«, meldete sich Persephone wieder zu Wort. »Ich hab nachgeschlagen. Owen Musser, der rassistische Sheriff. Hab ich recht?« Andrew nickte beeindruckt. Sie fügte hinzu: »Die Rolle hat wenig Text. Das Stück hat zwei Obies gewonnen.«
    »Nicht unsere Produktion«, stellte Andrew hastig klar.
    »Mein Beileid«, sagte Fawkes.
    »Also«, platzte Persephone voller Ungeduld heraus, »er sieht aus wie Byron. Er kann schauspielern oder hat es zumindest schon getan. Jetzt erzählen sie ihm von unserem Stück.«
    »Von unserem Stück«, wiederholte Fawkes. »Unser Stück wurde vom Vorstand der Harrow-Schule in Auftrag gegeben. Sie haben mich mit einem größeren Geldbetrag ausgestattet – einen Dichter immerhin –, um die altehrwürdige Rolle des Poeten für die Institutionen zu spielen.Ich bin ein bezahlter Schmeichler. Ein Unsterblichmacher durch erfundene Tugenden. Byron war reich, kämpferisch und sexbesessen. Aber er ging in Harrow zur Schule. Also streichen wir ein wenig Vaseline auf die Linsen, fügen ein bisschen weiches Licht hinzu und pressen ihn in Theaterverse. Das ist dauerhafter als eine Broschüre. Und die Kinder können die Rollen spielen.«
    »Sie sind heute Abend ganz schön bissig«, stellte Persephone fest.
    »Die Handlung«, fuhr Fawkes fort, »ist relativ schlicht. Byron, der in Griechenland am Fieber gestorben ist, enthüllt schließlich, wer von seinen vielen, vielen Sexualpartnern die Liebe seines Lebens war. So etwas wie ein literarisches Rosebud. Gar nicht mal schlecht. Das ist die geringste meiner Sorgen.«
    »Und welche Sorgen sind das?«, wollte Andrew wissen.
    »Ja, was für Sorgen?«, fragte Persephone mit wachsender Angst vor Fawkes’ Ton: Sie roch Ärger und Resignation in jedem seiner Worte; den Sarkasmus eines Mannes, der noch vor kurzem bereit war, alles hinzuschmeißen. »Was ist mit Ihnen los, Fawkesy?«
    »Ich habe nur drei Sorgen«, antwortete er. »Den Anfang, den Mittelteil, das Ende.« Er kippte seinen Drink hinunter.
    »Und wer war es?«, erkundigte sich Andrew. »Die Liebe seines Lebens, meine ich.«
    »Ich …« Fawkes brach in bitteres Gelächter aus. »Das habe ich noch nicht entschieden.«
    »Das haben Sie mir nie erzählt«, beschwerte sich Persephone verletzt. »Ich dachte, es ist Augusta, sein eigen Fleisch und Blut, seine Sieglinde.«
    »Wie kann das sein? Sie wissen nicht, wie es endet?«, brach es aus Andrew heraus.
    »Nichts ergibt einen Sinn«, rief Fawkes, als er sich erhob. Allmählich erwärmte er sich für das Thema. »Möchte jemand noch einen Drink?« Sie lehnten ab. Er ging in die Küche. Sie hörten das Klimpern der Eiswürfel. Andrew betrachtete Persephone. Ihre Stirn war gerunzelt – so etwas hatte sie nicht erwartet. Andrew war irgendwie erleichtert. Nicht alle hier sind perfekt, dachte er.
    »Die Sache ist die«, sagte Fawkes in der Küche, »mit zwanzig war Byron kein schlechter Dichter. Seine Werke waren angenehm zu lesen, aber konventionell. O wilt thou weep when I am low . Ta ta, ta ta, ta ta, ta ta. Jambisches Versmaß, und er macht es so langweilig. Liebe. Ladys. Jede Menge kindlicher Leidenschaft. Nur ein Gedicht aus seiner ersten Sammlung stach hervor. Aber er hat es gekürzt. Er war konventionell .«
    »Was ist das für ein Gedicht?«, hakteAndrew nach.
    »›An Mary.‹ Es ging um eine Hure. Offensichtlich hat er sich in sie verliebt. Es war eine schlechte Angewohnheit von ihm. Er neigte dazu, gefallene Mädchen zu retten. Wie heißt die Zeile? And smile to think how oft were done, What prudes declares sin to act this .« Er nippte an seinem Martini. » A sin to act this. Eine Mischung aus metrischer Antiklimax und einem dreckigen Witz. Das ist der Autor von Don Juan . Er lachte sich selbst aus, weil er liebte. Das ist reif. Tut mir leid, Leute, aber das ist es. Und er hat es gekürzt.« Fawkes rümpfte die Nase. »Wäre er mit zwanzig gestorben, hätte sich Lord Byron nie von hundert anderen minderwertigen Nobodys unterschieden.«
    »Was ist passiert? Wie hat er sich

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