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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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Dunkeln. Sie schob sich an ihm vorbei in den Regen.
    Er folgte ihr. Tropfen trafen sein Gesicht. Er holte Persephone auf den Stufen ein, die zur Straße hinunterführten.
    »Warum bist du böse auf mich?«, fragte er.
    Sie drehte sich um und schaute ihn mit grimmiger Miene an. Sie hielt ihre Bücher fest und schützte sie vor dem Regen. Doch sie selbst wurde nass – die weiße Bluse bekam gräuliche Flecken.
    »Ich dachte, wir könnten Freunde sein«, sagte sie. »Aber wie ich sehe, bist du lieber mit denen zusammen.«
    »Mit wem?«
    »Ich habe gehört, worüber du mit Rebecca gesprochen hast. Ich bin nicht taub, weißt du?«
    »Rebecca?« Andrew wurde rot.
    »Du weißt genau, wovon ich spreche.«
    Sie machte sich wieder auf den Weg, überquerte die Straße, Wind, Regen und Kälte trotzend. Zwischen zwei Gebäuden an der High Street nahm sie die steile Treppe, die zum Park hinter der Schule führte.
    Andrew blieb ihr auf den Fersen. Die hohen Mauern der Kapelle und der Bibliothek rechts und links hielten den Wind ab, aber die von Dächern und Mauern abprallenden Regentropfen durchnässten sie noch mehr. Andrew fröstelte.
    »Ich habe überhaupt nichts zu Rebecca gesagt«, rief er Persephone nach.
    »Hör auf, dich zu verstellen«, erwiderte Persephone, die noch immer ihre Bücher fest an die Brust presste. »Ich war vier Jahre lang mit diesen Schlampen in einer Schule. Ich weiß, wie sie über mich denken. Ich dachte einfach, dass ich, wenn ich hierherkomme, noch mal ganz von vorn anfangen kann. Das war ausgesprochen dämlich.« Sie blieb stehen und wandte sich ihm zu. »Du bist neu. Freunde dich mit ihnen an. Sie können dir zu Beliebtheit verhelfen. Sie werden deine persönliche PR-Agentur spielen. Meine zumindest scheinen sie zu sein.« Sie setzte sichwieder in Bewegung. Andrew bemerkte, dass sie den Rand des Harrow-Parks erreicht hatten.
    »Ich will Rebecca nicht zur Freundin haben«, sagte er, während er versuchte, mit Persephone Schritt zu halten. »Ich möchte, dass wir beide Freunde sind.«
    »Das ist eher unwahrscheinlich.«
    »Das tut mir leid«, entgegnete er.
    Dann zögerte er. Ihm blieben nur wenige Sekunden, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er würde ihr alles erzählen, auch wenn er sich geschworen hatte, Stillschweigen zu bewahren. Persephone war anders. Er holte tief Luft und platzte heraus: »Etwas Seltsames ist nach Theos Tod passiert.«
    Sie zog die Nase kraus. »Theo? Benutze ihn nicht als Vorwand.«
    Die nächsten Worte würgte er beinahe heraus. »Ich habe mit niemandem darüber gesprochen. Ich hatte Angst davor.«
    »Warum redest du dann mit mir?«
    »Ich möchte dir zeigen, dass ich nicht wie die anderen bin. Und ich vertraue dir, weil … du auch anders bist. Das hast du selbst gesagt.«
    Sie forschte in seinem Gesicht. »Also gut. Komm«, forderte sie ihn unwirsch auf. »Ich friere mich zu Tode.«
    Sie führte ihn um die Kapelle herum zum Schulgebäude der Altphilologie und zu einer unverschlossenen Tür. Sie kamen in ein rechteckiges Klassenzimmer, und in der Dunkelheit machte Andrew einen langen, ovalen Tisch in der Mitte und einen mit Kord bezogenen Sessel in der Ecke aus. Ein lateinischer Satz mit Betonungsakzenten stand auf der Tafel.conubiis summoque ulularunt uertice namphae
    »Hier ist nie abgesperrt«, erklärte Persephone. »Mr. Toombs’ Klassenzimmer. Das ist eine meiner Zufluchtsstätten vor Sir Alan.«
    Da mittlerweile die Nacht hereingebrochen war, wäre ein erleuchtetes Fenster weithin sichtbar und würde sie verraten. Deshalb blieben sie mit stillschweigendem Einverständnis im schwachen Schein der Laternen im Garten des Rektors stehen. Persephone drückte das Wasser aus ihren Haaren und schauderte. Andrew schnappte sich ihr Jackett, das sie über dem Arm getragen hatte, und legte es ihr um die Schultern. Sie zuckte vor ihm zurück.
    »Es geht schon.« Sie wich ein paar Schritte zur Seite. »Also, was ist?«
    »Ich …«
    »Besser, du beeilst dich«, zischte sie. »Ich habe mir vorgenommen, nie wieder mit dir zu sprechen.«
    »Ja, okay … etwas ist vorgefallen. Nur … Ich habe mich falsch ausgedrückt. Es war nicht nach Theos Tod. Es war eher, während er starb.« Er verschränkte fröstelnd die Arme. »Ich habe etwas gesehen.«
    »Du hast ihn gefunden. Ich weiß. Das tut mir leid.«
    »Ich hab ihn gesehen.« Er hielt ihrem Blick stand und wünschte, er könnte ihr alles offenbaren, ohne es in Worte fassen zu müssen. »Ich habe beobachtet, wie er

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