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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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Wange an Andrews Brust. Zu seiner eigenen Überraschung gab Andrew für einen Moment dieser Geste nach; er wurde sich bewusst, wie wenig Körperkontakt er in dieser Schule gehabt hatte. Niemand umarmte ihn; es gab kaum einen Händedruck – nichts. Sein Körper reagierte unwillkürlich auf den weißhaarigen Jungen, genoss den Druck eines anderen Körpers. Sehnsucht erwachte, er war nicht abgeneigt.
    Jetzt lauerte der Junge über ihm und schaute ihm ins Gesicht, wie berauscht durch diese Nähe. Der Junge öffnete den Mund. Sein Atem war schwer. Andrew kämpfte, um sich bewegen zu können. Seine Beine waren lahm, die Arme wurden festgehalten. Die Augen traten aus ihren Höhlen. Lass mich aufstehen!, wollte er schreien, brachte jedoch kein Wort heraus. Der Junge schloss die Augen und senkte seine dünnen, geöffneten Lippen auf Andrews. Dann bewegte er die Hände und wand sich; Andrew fühlte, dass er ihm die Hose öffnete und die Hüften an seinen rieb. Der Junge beförderte ein Taschentuch zutage. Erregung, Angst und Widerwillen durchströmten Andrew. Mit von Konzentration und leichter Anstrengung gezeichnetem Gesicht setzte sich der Junge rittlings auf ihn und drückte. Andrews Augen flogen auf – oh, was geschieht hier? –, der Junge schlang das Tuch um seinen Hals und zog es fest. Andrew lag auf der Steintreppe, während sich der Junge, immer noch mit entschlossener Miene, an ihm rieb, auf und ab. Andrews Augen, sein Halsund der Schädel waren angespannt vom Druck des Blutes und des Sauerstoffmangels, doch dann baute sich ein Wonnegefühl in ihm auf, und ihm war, als würde er fallen. Der Junge beobachtete ihn; die schwarzen Augen glühten erfreut, neugierig. Die Hand hielt noch immer das Tuch, und Andrew glaubte, die Kontrolle zu verlieren – und er tat es mit einem Ächzen. Verblüffende Dankbarkeit überspülte ihn, dicht gefolgt von Scham. Dann zog sich das Tuch noch weiter zu, und seine Welt wurde schwarz.
    Er wachte in einem schmalen Flur mit dünnem rotem Teppich auf.
    Es war Tag.
    Er musste dringend wohin. Er erhob sich schwer atmend. Er war gerannt, rannte noch. Er musste ihn einholen .
    Um ihn herum ein donnerndes Geräusch, so laut, dass er den Verstand zu verlieren fürchtete. Es toste wie eine Brandung.
    Er stolperte vorwärts, erreichte die hölzerne, lackierte Treppe und brach beinahe das Geländer ab, als er sich wie ein Bergsteiger hinaufhangelte.
    Mit ungeheurer Anstrengung erreichte er trotz der Schmerzen die oberste Stufe. Er stand in einem anderen Gang, lehnte sich an die Wand, um zu Atem zu kommen, doch wieder bestürmte ihn der schreckliche Lärm, der auf sein Gehirn einhämmerte.
    Und da war er, stand direkt vor ihm.
    Seine Informationsquelle.
    Grau und vornübergebeugt im Schatten, öffnete er eine Tür mit einem Schlüssel, der um seinen Hals hing.
    Der Augenblick war gekommen.
    Andrew näherte sich der Gestalt. Das Tosen wurde lauter. Zermalmend, unerträglich.
    Andrew wachte schreiend in seinem Zimmer auf. Er spürte eine ungeheure Angst vor dem, was gleich geschehen würde. Und verstand, dass er fliehen wollte, es aber nicht konnte.
    Die Gewalt wäre grässlich.
    Rhys tauchte in blassgrünen Boxershorts auf. Was ist los? Er knipste das Licht an. Dann kam Roddy, packte Andrews Schultern und drückte ihn aufs Bett. Beruhige dich um Himmels willen, du weckst das ganze Haus auf. Aber Andrew konnte sich nicht beruhigen, weil der Moment, in dem das Schreckliche passieren würde, gekommen war. Er hatte es nicht gesehen, aber erahnt, und die einzige Möglichkeit, dieses Gefühl loszuwerden –  sein Körper wusste das, selbst wenn es ihm nicht klar wurde –, war, zu schreien, immer und immer wieder aus Leibeskräften zu schreien. Roddy zog sich zurück und lachte unsicher, dann steckte er sich die Finger in die Ohren und grinste Rhys hilflos an. Schrei Zeter und Mordio!

8

The White Devil
    Fawkes überquerte die Kiesauffahrt, kaute an einem Nagel und dachte an Gin und Schlaf. Wann würde er etwas davon bekommen?
    Seine Hände zitterten. Er gähnte. Es war ihm kaum gelungen, während seiner Unterrichtsstunden wach zu bleiben. Die Jungs hatten ihn in ihrer unbekümmerten, arroganten und doch untrüglich scharfsinnigen Art aufgerüttelt: Sir, langweilen wir Sie ? ( Jede respektlose Verunglimpfung wurde durch das Sir wiedergutgemacht, bemerkte er.) Er musste das Stück zu Ende schreiben, und wenn es so weiterging, würde er das niemals schaffen. Ihm fiel nichts ein, wenn er nicht

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