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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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weißhaarigen Jungen); ein Gefäß; er gehörte nicht zum anderen Ufer.
    Dann war da noch die blanke Furcht davor, sonderbar zu sein. Der Junge, der komische Dinge gesehen hatte. Geistesgestört. Oder so traumatisiert, dass er bleibende Schäden davongetragen hatte.
    All das ging Andrew durch den Kopf, während Fawkes ihn ansah und die Augen wegen des Rauchs seiner Zigarette ein wenig zusammenkniff.
    »Ich hatte so etwas wie Alpträume.« Andrews Mund war trocken.
    Fawkes grunzte. »Ich leide selbst unter Schlafschwierigkeiten. Keine Ahnung, was daran schuld ist – ehrlich. Das Stück, der Beginn des Trimesters. Vielleicht geht es dir genauso?«
    »Ah  …« Andrews Gesicht verzog sich, als versuchte die eine Hälfte, die Worte herauszupressen, die andere sie zurückzuhalten.
    »Ist es Theo?« Andrews Ausdruck erhellte sich.
    »Ja, das dachte ich.«
    »Sie sind mit seiner Leiche mitgefahren, oder? Zur Pathologie?«, fragte Andrew.
    »Wir sprechen hier über dich.«
    »Ja, okay.« Andrew seufzte. »Nach letzter Nacht muss ich mit jemandem reden.«
    »Was ist letzte Nacht vorgefallen?«
    »Ich hatte diesen Traum.«
    »Ah. Eine Art Alptraum. Kannst du das näher erläutern?«
    »Ich habe Dinge gesehen. Wie in einem Traum. Aber einiges davon … war zu real. Mehr als real.«
    Fawkes runzelte skeptisch die Stirn. »Und letzte Nacht?«, drängte er.
    »Ich sah  … das ist nicht wahr«, korrigierte sich Andrew. »Ich fühlte  … einen … einen Mord. Spürte, dass es passieren wird. Ich wachte schreiend auf, Rhys und Roddy kamen in mein Zimmer. Es war … ich fühlte …« Er gestikulierte. Es war da .
    »Dass er bevorstand?«
    Andrew nickte.
    »Das ist … alarmierend«, befand Fawkes, ohne zu wissen, was er von der Geschichte halten sollte. »Ein Mord – im Lot?«
    Andrew erklärte, dass er in einem Haus umhergegangen und überzeugt war, im Lot zu sein – im Lot aus der Vergangenheit. Er hatte einen weißhaarigen Jungen in einem Kellerraum gesehen. Er war in eine Szene geraten, in der ein Mord stattfinden sollte, davon war er vollkommen überzeugt. Der weißhaarige Junge hatte ihm den Mord gezeigt.
    »Und dieser weißhaarige Junge ist – was? Eine Art Geist?«, fragte Fawkes.
    Andrew zuckte mit den Schultern und nickte.
    Fawkes dachte, weit davon entfernt, zufrieden zu sein, darüber nach. »Er zeigte dir etwas aus seinem Leben, nehme ich an«, mutmaßte er. »War er das Mordopfer oder der Mörder?«
    »Der Mörder«, antwortete Andrew rasch. Dann schauderte er.
    Fawkes beobachtete ihn genau. »Du scheinst dir ganz sicher zu sein.«
    »Ja, Sir.«
    »Warum?«
    Andrews Augen flehten um Verständnis.
    »Du hast ihn schon vorher gesehen?«, riet Fawkes.
    Andrew nickte.
    »Du machst mir ein bisschen Angst, Andrew. Wann hast du ihn gesehen? In Träumen oder in der Realität?«
    »In der Realität.«
    »Denselben Jungen?«
    »Ja«, krächzte er.
    »Und er schien … gewalttätig zu sein?«
    »Ich habe beobachtet, wie er Theo tötete«, gestand Andrew schließlich.
    Fawkes erstarrte, ihm blieb der Mund offen stehen. »Wie bitte? Du hast gesehen …«
    »Auf dem Hügel. An jenem Morgen. Als ich ihn fand«, erklärte Andrew in einem Schwall. »Der weißhaarige Junge war da. Ich habe gesehen, wie er Theo erwürgte. Aber dort war er anders. Sein Gesicht war … na ja, eingefallen. Ich habe ihn gesehen, dann war er weg. Ich konnte der Polizei nichts davon sagen. Aber jetzt …«
    »Erzähl weiter.«
    »Ich fürchte, dass etwas passiert, wenn ich nicht mit jemandem darüber rede.«
    »Noch etwas? Was zum Beispiel?«
    »Ein anderer Mord.«
    Die Asche an Fawkes’ Zigarette war sehr lang. Er drückte sie im Aschenbecher aus, der auf dem schmutzigen Couchtisch stand. Der Hauslehrer hatte plötzlich starken Durst. Er konnte an nichts anderes denken als an den Geschmackvon klarem Schnaps. Mit Eis bekam er eine wunderbar träge Qualität, und wenn man die Lippen damit benetzte, schien einen die Kälte zu küssen …
    Um die Vorstellung loszuwerden, stand Fawkes auf und ging hin und her.
    »Die plausibelste Erklärung ist, dass du durch Theos Tod traumatisiert bist. Deine Psyche wird mit der Angst nicht fertig, deshalb erfindet dein Unterbewusstsein diese Figur  – diesen Jungen mit den weißen Haaren. Er wird zum Fokus deiner Angst.«
    »Aber als ich ihn sah, wusste ich noch nicht, dass Theo tot war«, widersprach Andrew.
    »Hm.« Fawkes hob ergeben die Hände. »Ich bin nicht gut in diesen Dingen. Wir sollten deine

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