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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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etwas von Shakespeares Zeitgenossen gelesen? Thomas Kyd? Christopher Marlowe.«
    »Von Marlowe hab ich schon mal was gehört.«
    »Versuch’s ein bisschen später. Irgendetwas aus der Jacobinischen Zeit?«
    Andrew runzelte die Stirn.
    »John Webster?«, versuchte es Fawkes noch mal.
    Andrew schüttelte den Kopf.
    Fawkes drehte den Bildschirm, damit Andrew mitlesen konnte.
    Andrew rückte näher und betrachtete die Seite von Google Books. Die Seite zeigte eine Schulausgabe eines Theaterstücks. In der Mitte der Seite stand gelb unterlegt
    Vittoria The wolf may prey the better .Da war noch mehr Text, der anderen Charakteren mit italienisch klingenden Namen zugeschrieben war. »Das ist es!«, rief Andrew. »Genau das hat er gesagt.«
    »Das«, erklärte Fawkes und drehte den Laptop wieder zu sich, »ist The White Devil von John Webster. Eine jacobinische Tragödie. Wenn ich’s genau bedenke, dann habe ich sogar einmal eine Aufführung dieses Stücks gesehen. Kostüme aus den neunzehnhundertzwanziger Jahren. Bist du sicher, dass du es noch nie gelesen und gesehen hast?«
    »Absolut«, beteuerte Andrew aufgeregt. »Was ist The White Devil ? Wer ist Webster?«
    »John Webster ist eine Art Goth aus dem siebzehnten Jahrhundert. ›Jacobinisch‹, das bezieht sich auf die Regierungszeit von James dem Ersten, dem Nachfolger von Königin Elizabeth. Kurz nach der Zeit Shakespeares. Webster schrieb blutrünstige Stücke über grässliche Menschen. The White Devil handelt, soweit ich mich erinnere, von einer Duchess, die ihren Mann betrügt und dann zum Sündenbock für einen Haufen sehr niederträchtiger Kardinäle wird. Ein Kardinal in einem Webster-Stück ist in etwa so moralisch wie ein Mafioso. Am Schluss stirbt sie. Sie wird stranguliert, glaube ich. Seit Oxford hab ich mich nicht mehr damit befasst.«
    »Er hat von einem Kardinal gesprochen.«
    »Wer? Dein Geist?«, fragte Fawkes.
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Fawkes ratlos.
    Andrew drehte den Laptop wieder und überflog die Seite.
    »Diese Zeilen hier … Bestow’st upon thy master … all das hat der Weißblonde nicht gesagt. Er zitierte etwas, aber«, fügte er geknickt hinzu, »der Rest passt nicht.«
    »Du hast spuckende Huren erwähnt.«
    »Spucken und Huren – getrennt voneinander.«
    »Versuchen wir es mit ›spucken‹. Huren kommen in den Dramen dieser Zeit dauernd vor. Aber ›spucken‹ …«
    Andrew wartete, während sich Fawkes durch die Seiten klickte.
    »Warten Sie – was ist das?«, rief Andrew, als ihm etwas ins Auge sprang.
    Fawkes hielt inne.
    »Da – das ist es!« Andrew deutete auf den Text. » Murderess … whore … das ist die Stelle. Hier!«
    Fawkes sprach den Text vor sich hin.
    »For your names of ›whore‹ and ›murderess‹,
    They proceed from you – as if a man spit
    against the wind: the filth returns in his face.«
    »Ich bin nicht verrückt!«, rief Andrew aus. »Stimmt’s? Ich meine, das Stück ist real. Dieser Text ist real.«
    »Die Frage ist  …«, murmelte Fawkes und starrte auf den Monitor. »Nun, ich habe eine Menge Fragen.«
    Andrew studierte die Zeilen. »Mir ist nicht klar, warum er diesen Teil hier übersprungen hat«, sagte er und zeigte auf die Stelle.
    Fawkes überlegte einen Moment. Dann legte er den Finger selbst auf die Zeilen. »Dein Geist hat dies hier zitiert? Terrify Babes und The wolf may prey the better ? Aber nicht den Part dazwischen?«
    »Genau.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, wieso?«
    »Dies ist der Text, den Vittoria spricht.«
    »Wer ist sie?«
    »Sie ist die liederliche Duchess, von der ich dir gerade erzählt habe.« Fawkes ging ein Licht auf, und er wandte sich Andrew zu. »Du verstehst, oder? Gerade du solltest es wissen, was das heißt.«
    Andrew schüttelte den Kopf.
    »Dein Geist hat geprobt.«
    »Er war Schauspieler?«
    »Schauspieler  … und wenn er ein Bewohner des Lot war, dann war er auch Harrow-Schüler.«
    Andrew nickte.
    »Dann muss er für eine Schulaufführung geprobt haben.« Fawkes lehnte sich zurück und knabberte an seinen Nägeln. »Genau wie du.«
    Regen prasselte auf den gepflasterten Weg zur Vaughan Library, deren Fenster im Dunst leuchteten. Andrew hielt seinen Hut fest, um sich vor Regen und Wind zu schützen. Es dämmerte. Auf Fawkes’ Drängen ging Andrew zur Bibliothek, um mit jemandem zu sprechen, der hilfreich sein könnte. Und er hatte hinzugefügt: Lass dich nicht von ihr einschüchtern. Seit dem ersten Tag hatte Andrew keinen

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