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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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Eltern anrufen.«
    Andrew erschrak. »Tun Sie das nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Sie nehmen mich von der Schule.«
    »Ah. Die sprichwörtlichen überfürsorglichen amerikanischen Eltern. Und du glaubst, sie haben kein Verständnis für die guten alten englischen Gespenster?«
    »Sie würden nicht einmal versuchen, es zu verstehen. Sie würden mir Vorwürfe machen und mich nach Hause holen.«
    »Weshalb?«
    »In meiner alten Schule war ich nicht gerade ein Musterschüler.«
    »Nein? Den Eindruck machst du eigentlich nicht.«
    »Ich habe ein paar Fehlentscheidungen getroffen.«
    »Mit siebzehn?«, sagte Fawkes. »Kaum vorstellbar.«
    »Wenn ich diese Chance vermassle, werfen sie mich aus dem Haus.«
    »Elterliche Rhetorik?«
    »Diesmal nicht.«
    »Was hast du angestellt?«, wollte Fawkes wissen.
    »Ich hatte einige Probleme mit verbotenen Substanzen«, bekannte Andrew.
    »Gut. Sie haben dich mit ein paar Joints erwischt und dich in diese vornehme Entziehungsklinik, die sich als Schule tarnt, geschickt. Und sie sagen: ›Noch ein Vergehen, und wir wollen nichts mehr mit dir zu tun haben.‹ Kein Besuch am Speech Day. Keine Abschlussreise nach Frankreich. Sie greifen aus Liebe hart durch.«
    Andrew saß da wie ein Häuflein Elend. »Etwas in der Art.«
    »Es scheint, du bist mein Problem.« Fawkes seufzte. »Ich denke, ich genehmige mir einen Drink.«
    Er ging in die Küche, goss Gin über Eiswürfel und nahm einen Schluck. Er ließ dem Gin einen Moment Zeit, in den Blutkreislauf zu gelangen. Ihm war bewusst, dass diese Situation vollkommen falsch war – er trank um zwei Uhr nachmittags Gin im Beisein eines Schülers, der gerade gestanden hatte, ein Drogenproblem zu haben. Doch noch während er dies dachte, erreichten die ersten Alkoholdämpfe sein Gehirn. Ahh . Er konnte das überstehen. Er konnte durchhalten. Also los . Er kehrte ins Wohnzimmer zurück.
    »Glauben Sie mir?« Andrew sah ihn niedergeschlagen an und wartete auf ein Urteil.
    Fawkes nahm noch einen Schluck und leckte sich die Lippen. Er überlegte einen Moment. »Ich denke, du glaubst an das, was du sagst.«
    »Aber Sie sind sich nicht sicher?«
    »Wie könnte ich das sein?«
    »Ich wäre nicht imstande, das, was ich Ihnen gerade erzählt habe, zu erfinden«, protestierte Andrew.
    »Ja, aber das ist kein Beweis.«
    »Mein Geist zitiert Poesie.«
    »Was, Edgar Allan Poe?«
    »Nein … altmodische Sachen. Vielleicht ist das ein Beweis. Er benutzte Zitate, die ich noch nie gehört habe.«
    Fawkes zündete sich erneut eine Zigarette an. »Schön, du hast meine Aufmerksamkeit – abgesehen davon, dass ich dir glauben muss, dass du diese Gedichte noch nie gehört oder gelesen hast. Das ist mein Fachbereich. Ich sollte in der Lage sein, diejenigen zu entlarven, die Leichtgläubige zu übervorteilen versuchen.« Er machte eine Pause. »Darf ich hoffen, dass du dich an eines dieser Zitate erinnerst?«
    Andrew schwieg einen Augenblick. » The Wolf  … the wolf may prey the better . Diese Zeile mochte er.« Er zermarterte sich das Gehirn. »Und es ging um eine Hure. Und ums Spucken.«
    »Wann war das? Dein Geist zitierte Gedichte während des Mordes?«
    »Nein, davor. Im Keller. In dem Raum mit der Zisterne.«
    » The wolf may prey the better . Und du hast das nie zuvor gehört? Könnte so was wie eine Autosuggestion sein.« Andrew schüttelte den Kopf. Fawkes dachte über das Zitat nach. » The wolf may prey the better . Nein, ich auch nicht. Oder vielleicht doch. Früher einmal.« Er sprang auf die Füße. »Die Technologie ist die Rettung.« Er ging zu seinem Schreibtisch und schaltete den Laptop an. Als er hochgefahren war, tippte Fawkes etwas ein. »The wolf may prey the better«, murmelte er. Dann starrte er auf den Monitor, drückte auf weitere Tasten.
    Dann las er.
    Er warf Andrew einen bedeutsamen Blick zu und drehteden Laptop so, dass Andrew nicht auf den Bildschirm schauen konnte.
    »Ich werde Ihnen ein paar Fragen stellen, Mr. Taylor«, kündigte Fawkes an. »Und ich warne dich. Ich bin Dichter und habe großen Respekt vor der Wahrheit. Ich bin Apolls Repräsentant auf Erden. Hast du verstanden?«
    »Ja, Sir. Ich meine, ja … Piers!«
    »Wer ist John Webster?«
    »Ah … Keine Ahnung. Geht er hier in die Schule?«
    Fawkes lachte spöttisch. »Hast du in den Staaten jemals Shakespeare studiert?«
    »Klar.«
    »Welche Dramen?«
    »Julius Caesar … Macbeth.«
    »Sonst noch was?«
    »Ich hab zweimal den Sommernachtstraum gesehen.«
    »Hast du jemals

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