Weißer Teufel
besonders guter Plan, da wir einen Byron-Experten zur Hand haben.«
»Wen?«
»Wen? Sie!«
»O nein. Ich werde überwacht«, wehrte Fawkes hastig ab. »Ich wurde beinahe gefeuert, weil ich eine Wand im Keller durchbrochen habe. Ich kann nicht mit einer Wünschelrute durchs Haus gehen und nach den Orten suchen, an denen ein Mord geschehen ist und Byron seiner Leidenschaft nachgegeben hat. Ich würde keinen Tag länger hier geduldet.«
»Ich kann für den Essay Club recherchieren!«, rief Andrew.
Beide drehten sich ihm zu.
»Das ist eine schlaue Idee«, lobte Dr. Kahn. »Du kannst die Tatsache, dass wir Nachforschungen über einen Geist anstellen, kaschieren, indem du behauptest, du würdest an einem Essay arbeiten oder Hintergrundinformationen für deine Rolle sammeln. Du bist der Dreh- und Angelpunkt in alldem, Andrew. Du bist am nächsten dran. Es ist richtig, wenn du die Führung übernimmst. Ich assistiere dir. Wenn du das Gefühl hast, genügend Informationenbeisammenzuhaben, halten wir die Séance ab. Oder, noch besser: Wir berufen den Essay Club ein. Dort haben wir Kerzen, den dunklen Raum und Menschen, die um einen Tisch herumsitzen.«
»Müssen wir auch Händchen halten?« Fawkes grinste.
»Wir werden den Geist mit seiner Identität und seinem Verbrechen konfrontieren«, sagte Dr. Kahn. »Und dann schicken wir ihn fort.«
»Ein wasserdichter Plan«, entschied Fawkes.
»Ja?«, fragte sie noch immer nachdenklich. »Ich frage mich, ob wir schnell genug sein werden. Wie es scheint, wird der Geist stärker. Wie hast du vorhin gesagt, Andrew?«
»Wir ermutigen ihn.«
Fawkes ergänzte. »Er spürt vielleicht, dass er unser Interesse geweckt hat.«
»Die Aufmerksamkeit eines Mörders auf sich ziehen. Nicht gerade ratsam«, sagte Dr. Kahn. Sie verfiel ins Grübeln, nach einiger Zeit richtete sie sich auf. »Wir können beides tun. Die Séance und die Exorzismuszeremonie. Wer macht so etwas?«
»Ich denke, dafür braucht man einen Priester«, antwortete Fawkes.
»Dann gehen Sie zu Father Peter.«
»Ich? Ich habe gerade darauf hingewiesen, dass ich unter Bewährung stehe, weil ich den Jungs schade.«
»Nun, weder Andrew noch ich können einen Priester für einen verdammten Exorzismus ins Lot einladen.«
»Aber Hausväter machen so was ständig, oder wie?«
»Wenn es einer kann, dann Sie.«
»Wir reden hier davon, dass man mich auf der Stelle rauswirft!«
»Wir reden über Andrews Sicherheit .«
Fawkes war aufgewühlt. Er brauchte mehr Informationen über Harness, um sein Stück auf den Markt bringen zu können. Wenn ein Priester imstande war, die Aktivitäten des Geistes unverzüglich zu beenden … dann gab es keine Hinweise mehr, keine Story. Er war drauf und dran, Dr. Kahn weiter zu widersprechen. Doch dann fühlte er Andrews Blick – der Junge wartete auf eine Antwort.
»Mann«, sagte Fawkes bockig und zog gierig an seiner Zigarette. »Ich hab mir die falsche Woche ausgesucht, um mit dem Trinken aufzuhören.«
»Was macht ihr drei da im Dunkeln?« Eine Stimme knallte wie eine Peitsche durch die Luft. »Ist das eine Verschwörung?«
Sie zwinkerten in das Licht zwischen Kapelle und Schulgebäude. Dort stand eine Gestalt.
»Sind Sie das, Sir Alan?«, rief Dr. Kahn und zupfte an Fawkes’ Ärmel.
»In der Tat. Wer raucht da? Ah, Sie sind’s, Piers Fawkes höchstpersönlich. Denken Sie noch an morgen? Punkt neun. Das ist doch nicht zu früh für sie?«
»Ich stehe jeden Tag um fünf auf und schreibe«, schnaubte Fawkes.
»Ach, ja? Wie rechtschaffen. Inspiriert durch Dionysos?«
»Apollo«, schoss Fawkes zurück.
Sir Alan drängte sich in ihre Mitte und versuchte, in ihre Gesichter zu spähen. Die Brille, die auf seiner spitzen Nase saß, reflektierte das ferne Licht und blendete Dr. Kahn. »Wie bewerten Sie den Essay, Judy? Hat er den Erwartungen genügt?«
»Die These war etwas vage, denke ich, aber alles in allem war er gut«, sagte sie.
»Diese Vorträge sollten eine Stunde lang sein«, beschwerte sich Sir Alan, »bei Askew hat es nur für fünfunddreißig Minuten gereicht. Fünfunddreißig Minuten! Ich hab’s auf meiner Uhr gestoppt. Vielleicht neunzehn, zwanzig Seiten. Hmph. So viel zu den alten Traditionen.« Er drehte sich zu Fawkes und machte keinen Hehl daraus, dass er in seine Richtung schnüffelte. »Sie haben heute Abend nichts getrunken, Fawkes«, bemerkte er. »Kalter Entzug?«
»Allerdings«, murmelte Fawkes.
Sir Alan zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Wir machen
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