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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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haben.«
    Andrew schaute auf seine Uhr. Es war kurz nach zehn.
    Sie näherten sich im Halbdunkel dem noch immer nicht geflickten Loch; nur das leuchtende exit-Schild spendete ihnen Licht. Das gelbe Absperrband, das die Handwerker gespannt hatten, hing schlaff herunter.
    »Du gehst doch nicht da hinunter?«, fragte Roddy fassungslos.
    Andrew vergewisserte sich, dass die Leiter noch dastand, zögerte jedoch. »Ich habe dort einen Geist gesehen. Ich haben ihn gespürt, von Anfang an.«
    Roddy riss Mund und Augen auf. »Du meinst, das ist wahr? Du glaubst das alles? Die Geschichten über das Lot-Gespenst?«
    Andrew hielt seinem Blick stand.
    »Mein Gott, du bist verrückt. Und ich verteidige dich die ganze Zeit! Mache allen klar, dass sie dich nicht richtig verstehen.«
    »Ich glaube, er will, dass ich etwas finde.«
    »Wer? Sprichst du von dem Geist? Du kommunizierst mit ihm?«
    »Bleib hier oben. Mir ist das egal. Ich steige auch ohne dich in diesen Keller.«
    Roddy wurde unruhig. Er hatte nur wenige Gelegenheiten für Kameradschaft und Abenteuer, und es schien ihm zu widerstreben, diese auszulassen.
    »Warte. Du hast meine Taschenlampe.« Er zog den Bademantelgürtel fester. »Schön, ich komme mit. Aber nur, weil du einen vernünftigen Menschen an deiner Seite brauchst. Wenn sie dich tot aus diesem Loch fischen, was soll ich dann Matron sagen?«
    Andrew stieg hinunter, während Roddy die Lampe hielt. Dann machte sich Roddy fluchend auf den Weg. Als er unten war, leuchtete er den Raum ab. »Gott, wie grotesk!«
    Reg hatte den Schutt weggeräumt, und der Raum war wieder der aus Andrews Traum. Ein winziger, kalter, feuchter Bunker mit behauenen Wänden und tropfendem Wasser.
    Vom selben Instinkt getrieben gingen sie beide auf die Zisternenöffnung zu. Andrew kauerte sich hin und spähte über den Rand. Er nahm Roddy die Taschenlampe aus der Hand und leuchtete nach unten. Die rohen Wände der Zisterne waren braun von Spinnweben, Moos, Schmutz und Rost. Die Zisterne war ungefähr drei Meter tief. Der Grund schimmerte. Dort stand Wasser.
    »Da unten sammelt sich Regenwasser«, stellte Roddy fest. »Genau wie bei der Zisterne, die mein Dad gefunden hat und jetzt versiegelt ist. Heutzutage baut man so was nicht mehr, das kann ich dir sagen.«
    Andrew beugte sich über den Rand.
    »Vorsicht!«
    Er beugte sich noch weiter vor. Seine Taille lag jetzt auf dem Rad der Zisterne.
    »Um Gottes willen!« Roddy hielt Andrew am Knöchel fest. »Sehnst du dich nach dem Tod?«
    »Siehst du das?« Andrew richtete den Lichtstrahl auf das, was er entdeckt hatte.
    »Ich halte dich von einem Absturz ab; natürlich kann ich nichts sehen.«
    Andrew robbte zurück und gab Roddy die Lampe. »Auf der rechten Seite.«
    Roddy neigte sich vor und riskierte einen Blick.
    »Ist das ein Taschentuch?«, fragte Andrew.
    »Taschentuch?«, höhnte Roddy. »Wovon faselst du? Das ist Metall.«
    Andrew blinzelte – Roddy hatte recht.
    »Ich hole es heraus«, kündigte er an.
    Nach den üblichen Zänkereien und Protesten wurde Roddy, der Mechaniker, Sammler und Problemlöser, doch neugierig und begann zu helfen. Wie bekam man einen hundertsechzig Pfund schweren Burschen heil in ein drei Meter tiefes Loch und wieder heraus, ohne Matron auf den Plan zu rufen? Sie fanden ein geflochtenes Nylonseil, das an die Leiter gebunden war und mit dem die Arbeiter Werkzeuge und anderes aus dem Keller heraufziehen konnten, und prüften, ob es Andrews Gewicht halten konnte. Andrew zog sein T-Shirt aus und wickelte es um seine Hände, damit das Seil seine Hände nicht aufscheuern konnte. Dabei kamen sie auf die Idee, dass sich Andrew das Seil um die Taille schlingen und unter dem Hinterteilzu einem improvisierten Sattel festziehen musste, so dass er sich ungefährdet in das Loch abseilen konnte. Im schlimmsten Fall schiebst du die Leiter da hinunter, und ich komme auf diesem Weg wieder herauf, sagte Andrew. Er krempelte die Hosenbeine hoch und begann den Abstieg. Roddy, der schwerere von beiden, stemmte sich gegen den Rand der Zisterne, hielt das Nylonseil und gab immer ein Stück nach. Ächzend seilte sich Andrew Zentimeter für Zentimeter ab.
    »Wie tief ist das Wasser?«, wollte Roddy wissen und deutete mit dem Licht nach unten.
    »Soll ich hineintreten, um das festzustellen?«, rief Andrew.
    »Schsch«, zischte Roddy. »Schrei nicht so. Matron.«
    »Machst du Witze? Wir sind praktisch unter der Erde. Hier kann uns niemand hören.«
    »Pass auf Nägel auf. Mein Vater hat

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