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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
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verloren und waren Feinden ausgeliefert, die in ihrer Fremdartigkeit beängstigend waren. Abraham Browne meinte, die Korsaren seien »eher gierige Bestien als Menschen« gewesen – eine Einschätzung, die viele andere Opfer teilten – und schilderte, wie sie mit erschreckender Wildheit über ihre Gefangenen herfielen, diesen sämtliche Kleider vom Leib rissen und »nicht den geringsten Respekt für jene hatten, die verwundet waren«. Eine derart rohe Behandlung war keineswegs die Ausnahme. Als Joseph Pitts im Jahr 1678 in die Hand von Korsaren gefallen war, wurden er und seine Gefährten in Ketten gelegt und erhielten keinerlei Nahrung mit Ausnahme von »ein wenig Essig … einem halben Löffel Öl, einigen Oliven sowie einer kleinen Menge schwarzen Zwiebacks«.
    Die gefangenen Mannschaften der
Francis
, der
George
und der
Southwark
wurden auf kleine Gruppen verteilt. Kapitän Pellow und drei Mitglieder seiner Besatzung wurden auf Kapitän Hakems Schiff gebracht. Sein Neffe Thomas sowie drei weitere Seeleute von der
Francis
wurden auf die Schebecke von Admiral el-Mediuni geschickt. Da die Korsarenkommandeure aus Salé an Bord ihrer Schiffe nicht genug Platz für alle Gefangenen hatten, beschlossen sie, einige Engländer an Bord der aufgebrachten Schiffe zu lassen und mit einem Prisenkommando nach Salé vorauszuschicken.
    In der Hoffnung, noch weitere Schiffe aufzubringen, verbrachten die Korsaren den folgenden Monat »auf der Suche nach einer neuen Beute und damit, den Wert unserer Ladung zu prüfen«. Während diese Korsaren kein weiteres Mal solches Jagdglück hatten, waren andere Schebecken aus Salé überaus erfolgreich. Viele englische Schiffe, die im Jahr 1715 in See gestochen waren, fielen den Korsaren in die Hände. Ende März wurde die von Kapitän John Stocker befehligte
Sarah
gekapert. Ihre 15 Besatzungsmitglieder gingen nach Salé in die Sklaverei. Am selben Tag wie dieses Schiff geriet auch die
Endeavour
aus Topsham in die Gewalt der Korsaren. Ihre 19-köpfige Besatzung, der ebenfalls ein Junge angehörte, geriet in Gefangenschaft. Weitere Schiffe, die in diesem Jahr den Piraten zum Opfer fielen, waren die
Union
aus Plymouth und die
Rebecca and Mary
aus Hull.
    Auch die Besatzungen vieler Handelsschiffe aus den amerikanischen Kolonien wünschten sich bald, sie wären zu Hause geblieben. Die
Prosperous
aus Neuengland, die unter dem Kommando von Kapitän Benjamin Church stand, wurde im Frühjahr 1716 aufgebracht, wenige Monate vor der
Francis
. Kurz darauf machten die Korsaren eine noch wertvollere Beute, die ebenfalls aus Neuengland stammende
Princes
. Die Besatzungen dieser Schiffe begegneten einander später in den gefürchteten Sklavenpferchen von Meknes, wo sie gemeinsam lernten, unter den harten Bedingungen der Sklaverei zu überleben.
    Irgendwann hatten Kapitän Hakem und Admiral el-Mediuni genug davon, weiter im offenbar leer gefangenen Atlantik zu kreuzen. »Da sie keine Aussicht hatten, weitere Schiffe aufzubringen, und da ihnen die Vorräte ausgingen, folgten sie den Prisen, die in Salé draußen vor der Barriere lagen.« Die Barriere war eine Sandbank, die von Sedimenten gebildet worden war, die der Fluss Bou Regreg ins Meer schwemmte. Siewar extrem gefährlich für die Schifffahrt, vor allem für mit Fracht beladene Schiffe, die in den Hafen einlaufen wollten. Andererseits stellte diese Sandbank auch einen natürlichen Verteidigungswall gegen Angriffe von See dar und war seit Langem ein Hindernis für groß angelegte Militärschläge gegen die Korsaren. Großen Schiffen blieb der Hafen von Salé versperrt, und sogar die kleinen Schebecken mussten auf die Flut warten, bevor sie über die Barriere hinweg gleiten konnten.
    Während die beiden Korsarenkapitäne auf den Gezeitenwechsel warteten, beglückwünschten sie einander zu ihrem Jagdglück. Mulai Ismail würde sehr erfreut sein über den Nachschub an Arbeitskräften in dieser Saison, und sie durften mit einem schönen Ertrag aus dem Verkauf ihrer menschlichen Beute rechnen. Aber die beiden Männer erlebten ein unangenehmes Erwachen. Um die Mittagszeit »waren sie ganz plötzlich in größter Aufregung, da sie am Horizont ein Segel entdeckt hatten, das geradewegs auf sie zusteuerte«. Nach Angabe von Thomas Pellow fürchteten die Korsarenkapitäne, dass Kapitän Delgarno ihnen auf den Fersen sein könnte, »der, wie sie wussten, ein mit 20 Kanonen bestücktes, britisches Kriegsschiff befehligte«.
    Die britischen Gefangenen konnten ihr

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