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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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sich wieder zu mir.
    »Also wirklich, Dave. Das habt ihr doch alles schon in euren Akten, oder?« sagte er. »Das macht doch keinen Sinn, das alles jetzt noch mal durchzukauen.«
    »Vielleicht nicht, Weldon«, sagte ich, klappte mein kleines Notizbuch zu und steckte es wieder ein. »Mrs. Sonnier, hier haben Sie für alle Fälle meine Karte. Rufen Sie mich an, wenn Sie sich auf einmal noch an etwas anderes erinnern oder wenn ich Ihnen sonstwie behilflich sein kann.«
    Weldon rieb die eine Hand am Handrücken der anderen und gab sich alle Mühe, kein finsteres Gesicht zu machen.
    »Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich mir gern noch den hinteren Teil des Grundstücks anschauen«, sagte ich.
    »Nur zu«, sagte er.
    Das Gras war noch feucht vom Morgentau und üppig und prall wie ein nasser Schwamm, als ich zwischen den Eichen hinunter zum Bayou lief. Neben der Ruine einer alten grauen Scheune, deren Dach längst den Geist aufgegeben hatte und an deren einer Wand immer noch ein uraltes Blechschild genagelt war, das für Hadacol warb, eine ominöse hochprozentige Patentmedizin, die sich in den dreißiger Jahren großer Beliebtheit erfreut hatte, war eine sonnige Lichtung, wo jemand einen kleinen Obstgarten mit Erdbeeren und Wassermelonen angelegt hatte. Ich ging den Ziegeldamm entlang und ließ meinen Blick über das schlammige Ufer streifen, das sich von dort bis zum Bayou erstreckte. Auf dem feuchten Untergrund sah man überall die Spuren von Sumpfbibern und Waschbären und die feinen Abdrücke, die die verschiedenen Reiher und andere Sumpfvögel hinterlassen hatten; dann entdeckte ich nicht weit von den Zypressenplanken, die zu Weldons Anlegesteg und Bootshaus führten, unten an der Ziegelmauer ein Wirrwarr menschlicher Fußabdrücke.
    Ich stützte die Handflächen auf die kühlen Ziegel und untersuchte das Ufer genauer. Den Spuren nach war jemand von den Zypressenplanken zu der Mauer und dann wieder zurück gegangen, aber jemand mit größeren Füßen war anschließend über die ursprünglichen Spuren gelaufen. Oben auf der Ziegelmauer waren ein paar Schlammspritzer, und im Gras, direkt neben meinem Fuß, lag ein Zigarettenstummel. Eine Lucky Strike. Ich nahm einen verschließbaren Klarsichtbeutel aus der Tasche und sammelte damit behutsam die Kippe auf.
    Ich wollte schon wieder zurück zum Haus, als auf einmal ein Windstoß die Eichenäste über meinem Kopf bewegte. Das Muster, das Sonne und Schatten auf den Boden warfen, bewegte sich kurz wie ein Netz, an dem jemand zieht, und ich sah im Schlamm etwas metallisch aufblinken. Ich kletterte über den Damm und fand die leere Hülse einer Patrone vom Kaliber .308. Ich pickte sie mit der Füllerspitze aus dem Schlamm und ließ sie zu dem Zigarettenstummel in den Plastikbeutel fallen.
    Dann ging ich seitlich um das Haus herum, bis ich wieder zur Einfahrt und zu meinem Pickup kam. Weldon wartete auf mich. Ich hielt den Plastikbeutel kurz hoch, damit er ihn sehen konnte.
    »Da siehst du mal, mit was für einem Kaliber dein Hasenjäger auf Pirsch war«, sagte ich. »Und er hat die leere Hülse ausgeworfen, Weldon. Das heißt, wenn er kein halbautomatisches Gewehr hatte, wollte er es vermutlich gleich noch mal versuchen.«
    »Paß auf, wie wär’s, wenn du dich von jetzt an nur noch an mich hältst und Bama da rausläßt? Das ist zuviel für sie.«
    Ich holte tief Luft und ließ meinen Blick zur Sonne schweifen, die durch die Eichen hindurch auf den Asphalt schien.
    »Ich glaube, deine Frau hat schwere Probleme. Vielleicht wär’s an der Zeit, sich darum zu kümmern«, sagte ich.
    Ich sah, wie sein Hals rot wurde. Er räusperte sich.
    »Jetzt mischst du dich in Dinge ein, die nicht mehr zu deinem Job gehören«, sagte er.
    »Mag sein. Aber sie ist eine nette Frau, und ich glaube, sie braucht Hilfe.«
    Er biß auf seiner Unterlippe herum, legte die Hände an die Hüften, starrte hinunter auf seine Füße und stocherte mit dem Schuh ein Muster in den Schotter, wie ein Baseballtrainer, der über den nächsten taktischen Zug nachdenkt.
    »In New Iberia und St. Martinville gibt es verschiedene Therapiegruppen. Die sind alle gut«, sagte ich.
    Er nickte, ohne den Kopf zu heben.
    »Da ist noch was, das ich dich fragen muß«, sagte ich. »Wenn ich mich recht erinnere, hast du doch damals in Vietnam von einem Flugzeugträger aus Aufklärungsflüge gemacht, oder? Du mußt ziemlich gut gewesen sein.«
    »Gib mir einen Schimpansen, drei Bananen und dreißig Minuten Zeit, dann geb’

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