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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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mit einem Rasiermesser abgehackt.
    Die Leute von New Iberia, die Lyle kannten, sprachen für gewöhnlich von ihm als einem Schwindler der alten Schule, der sich die Ängste und Dummheit seiner Anhänger zunutze machte. Andere, die ihn auch kannten, hielten ihn für einen amüsanten Halbirren, der sich vermutlich den Kopf mit Drogen pochiert hatte. Was genau davon letztlich zutraf, wußte ich nicht, aber irgendwie drängte sich mir immer der Verdacht auf, daß in dem Sekundenbruchteil zwischen dem Augenblick, wo er mit der vorgestreckten Taschenlampe oder der Pistole den Draht berührte, der die Mine auslöste, und dem nächsten, als in seinem Kopf nur noch weißes Licht und ein ohrenbetäubendes Dröhnen war und sich seine Gesichtshaut anfühlte, als sei sie mit brennendem Fett bestrichen, etwas geschehen war. Vielleicht dachte er, er blicke tatsächlich mittels eines dritten Auges in all die ungreifbaren Ängste, den Strudel der Mysterien, und er begriff den schlechten Witz, zu dem die ganze Vorbereitung auf diesen Moment geworden war.
    Ich blickte auf seine Nummer in Baton Rouge, die da auf dem Nachrichtenzettel geschrieben stand, dann drehte ich den Zettel wieder und wieder in meinen Fingern. Nein, Lyle Sonnier war durchaus ernstzunehmen, dachte ich schließlich. Ich griff zum Telefon und begann die Nummer zu wählen, als ich auf einmal merkte, daß Garrett, der ehemalige Cop aus Houston, in der Tür meines Büros stand. Er blickte etwas scheel, als ich den Kopf zu ihm hob.
    »Oh, hi, danke, daß Sie vorbeischauen«, sagte ich.
    »Keine Ursache. Was liegt an?«
    »Nicht viel.« Ich trommelte beiläufig mit den Fingern auf der Schreibtischunterlage, dann zog ich eine Schublade auf und schloß sie wieder. »Sie haben nicht zufällig was zu rauchen da?«
    »Klar doch«, sagte er und nahm eine Schachtel Zigaretten aus der Hemdtasche. Er klopfte eine heraus und bot sie mir an.
    »Lucky Strikes sind mir zu stark«, sagte ich. »Aber trotzdem danke. Wie wär’s, wenn wir zwei einen kleinen Spaziergang machen?«
    »Äh, ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen. Worum geht’s, Dave?«
    »Kommen Sie, ich spendier’ Ihnen ein Eis. Ich will nur ein paar Sachen mit Ihnen noch mal durchgehen.« Ich lächelte ihn an.
    Draußen war es hell und warm, und die Rasensprenger warfen einen dunstigen kleinen Regenbogen auf die Wiese. Die Palmen waren grün und zeichneten sich scharf gegen den harten blauen Himmel ab, und unten an der Ecke, neben einer riesigen alten Eiche, deren Wurzeln den Randstein regelrecht geknackt hatten und auf dem Bürgersteig einen richtigen kleinen Hügel aufgeworfen hatten, stand ein Schwarzer mit einer weißen Kellnerjacke, der aus einem kleinen Handwägelchen mit Sonnenschirm snowballs,  kleingehacktes Eis mit Sirup, verkaufte.
    Ich kaufte zwei mit Pfefferminzsirup, gab eins davon Garrett, und dann setzten wir uns nebeneinander auf eine eiserne Bank im Schatten. Sein Revolverholster und der Gürtel daran knarrten wie ein Sattel. Er setzte die Sonnenbrille auf und blickte weg von mir und zupfte ohne Unterlaß an der einen Seite seines Schnurrbarts.
    »Der Dienstleiter hat mir von Ihrem Ärger mit Internal Affairs in Houston erzählt«, sagte ich. »Klingt so, als hätte man Ihnen übel mitgespielt.«
    »Ich kann nicht klagen. Mir gefällt’s hier. Ich mag das Essen und auch die Leute.«
    »Aber für Ihre berufliche Laufbahn bedeutet es ja wohl doch einen ziemlichen Rückschritt«, sagte ich.
    »Wie ich schon sagte, ich beklage mich nicht.«
    Ich knabberte ein bißchen an meinem Eis und blickte unverwandt nach vorne.
    »Ich will mal Klartext reden, Buddy«, sagte ich. »Sie sind neu hier und vermutlich ein bißchen ehrgeizig. Alles schön und gut. Aber da draußen bei den Sonniers, da haben Sie Mist gebaut und Sachen getan, die Sie nicht hätten tun sollen.«
    Er räusperte sich und wollte etwas sagen, unterließ es aber dann.
    »Ich seh’ das doch richtig, oder? Sie sind über den Ziegeldamm geklettert und haben sich am Ufer umgesehen? Und Sie haben eine Kippe ins Gras geworfen?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Haben Sie dabei etwas gefunden?«
    »Nein, Sir.«
    »Sind Sie sicher?« Ich sah sein Profil scharf an. Das Blut war ihm in die Kehle gestiegen.
    »Ich bin mir sicher.«
    »In Ordnung. Vergessen wir das Ganze. Ist ja nichts passiert. Aber das nächste Mal beschränken Sie sich darauf, den Tatort zu sichern oder auf den zuständigen Ermittler zu warten.«
    Er nickte und starrte unverwandt nach vorne,

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