Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
sie auch nicht so übel?«
    »Ich nehm’ Bobby nicht ernst.«
    »Viele tun’s aber.«
    »Das ist deren Problem. Bobby hat einen großen Schwanz und ein Spatzenhirn. Wenn die Presse die Finger von ihm ließe, würde er Versicherungen an der Tür verkaufen.«
    »Mir ist da noch was über dich zu Ohren gekommen, Weldon, und das ist vielleicht ernster zu nehmen.«
    »Dave, ohne daß ich dir zu nahe treten will. Es tut mir ehrlich leid, daß du hier rauskommen mußtest. Es tut mir auch ehrlich leid, daß meine Frau die ganze Zeit über bis über beide Kiemen zugeknallt ist und Gummivisagen im Fenster sieht. Ich weiß zu schätzen, daß du hier deinen Job tust, aber ich weiß wirklich nicht, wer mein Fenster auf dem Gewissen hat. Das ist die volle Wahrheit, und jetzt muß ich zur Arbeit.«
    »Ich hab’ gehört, du bist pleite.«
    »Na und? So läuft’s nun mal, wenn man als Unabhängiger im Ölgeschäft ist. Da gehst du immer volles Risiko.«
    »Bist du jemandem Geld schuldig?«
    Wieder spannten sich die Knorpel hinter seinem Kiefer.
    »Ich finde, jetzt gehst du ein bißchen zu weit, Dave.«
    »Ach ja?«
    »Allerdings.«
    »Tut mir leid, das zu hören.«
    »Als ich meine erste Bohrung gemacht hab’, da hatte ich nur meine Muskeln und rostigen Müll vom Schrottplatz. Und keiner hat auch nur einen Finger gerührt, um mir zu helfen. Kein Kredit, nix auf Anschreiben, nur ich, vier Schwarze, ein Bohrmeister aus Texas, der gesoffen hat wie ein Tier, und eine Menge verdammt harter Arbeit.« Er zeigte mit dem Finger auf mich. »Und das hab’ ich zwanzig Jahre so durchgehalten, Kumpel. Ich mach’ vor keinem den Buckel krumm, damit er mir Geld borgt, und wo ich schon mal dabei bin, sag’ ich dir noch was. Wenn sich jemand mit mir anlegt und mit einem Gewehr ein Loch in mein Haus schießt, dann sorg’ ich selber dafür, daß die Sache bereinigt wird.«
    »Das will ich mal besser nicht hoffen. Ich würd’s äußerst ungern sehen, wenn du Ärger bekommst, Weldon. Und jetzt würde ich gerne mit deiner Frau sprechen, wenn’s möglich ist.«
    Er steckte sich die Zigarette in den Mund, zündete sie an und ließ das schwere Metallfeuerzeug ungerührt auf die blankpolierte Holzplatte des Eßtisches fallen.
    »Klar, kein Problem«, sagte er. »Aber sei ein bißchen vorsichtig. Sie hat die Medikamente wohl nicht so gut vertragen, wie’s aussieht. Ist schlecht für ihren Blutdruck.«
    Seine Frau war ein bleiche, feinknochige Frau mit aschblondem Haar, durch deren milchweiße Haut sich eine Unzahl blauer Äderchen zog. Sie trug einen seidenen rosa Hausmantel, und sie hatte sich das Haar nach hinten gebürstet und frisches Make-up aufgelegt. Eigentlich hätte sie hübsch sein müssen, aber in ihren blauen Augen lag immer ein leicht verwirrter Ausdruck, als höre sie um sich herum immer das Schlagen unsichtbarer Türen. Das Frühstückszimmer hatte ein Kuppeldach und war voll verglast. Sonnenlicht durchflutete den Raum mit seinen Hängefarnpflanzen und Philodendren, und der Ausblick auf den Bayou, die Eichen, das Bambusgehölz, die am Spalier gleichsam explodierenden violetten Glyzinien war in der Tat großartig. Aber ihr Gesicht schien nichts davon zur Kenntnis zu nehmen. Ihre Augen waren unnatürlich geweitet, die Pupillen auf Stecknadelkopfgröße geschrumpft, und ihre Haut war so straff, daß man hätte meinen können, jemand verdrehe ihr hinten am Kopf das Haar. Ich fragte mich, wie das wohl gewesen war, in demselben Haus aufzuwachsen, das einen Mann wie Bobby Earl hervorgebracht hatte.
    Ihr Taufname war Bama. Ihr Akzent war weich, angenehm fürs Ohr, mehr Mississippi als Louisiana, aber dahinter hörte man ein leichtes Zittern, wie ein Tremolo, als ob ein Nervenende bloßliege und in ihr flattere.
    Sie sagte, sie sei im Bett gewesen, als sie den Schuß und das Klirren der Scheibe hörte. Aber gesehen hatte sie nichts.
    »Und was ist mit diesem Mann, der um Ihr Haus geschlichen ist, Mrs. Sonnier? Haben Sie vielleicht eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?« Ich lächelte sie an.
    »Natürlich nicht.«
    »Sie haben ihn vorher noch nie gesehen?«
    »Nein. Er sah furchtbar aus.«
    Ich sah, wie Weldon die Augen zur Decke hob, sich dann abwandte und wieder hinaus auf den Bayou blickte.
    »Was meinen Sie damit?« fragte ich.
    »Er sah aus wie ein Brandopfer«, sagte sie. »Die Ohren waren nur noch kleine Stummel. Das Gesicht war wie eine rote Gummimasse, wie diese großen Flicken, mit denen man Reifen repariert.«
    Weldon drehte

Weitere Kostenlose Bücher