Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
Gedächtnis. Er konnte sich nicht erinnern, mit dem Messer ausgeholt zu haben, aber offenbar hatte er es, sonst hätte Hoyle nicht so geblutet.
    Ich schwöre bei Gott, sollte Slap später jedem erzählen, der ihm zuhörte, ich wollte ihm nur ein bisschen Angst machen mit dem Messer. Ich wollte es bestimmt nicht benutzen.

Kapitel 23
    Am Montagnachmittag um fünf rief Sayre in Becks Büro an.
    »Beck Merchant.«
    »Sayre Lynch. Hast du heute Abend Zeit?«
    »Soll das ein Date werden?«
    »Da möchte jemand mit dir sprechen.«
    »Und wer?«
    »Calvin McGraw.«
    »Mein Vorgänger? Worüber?«
    »Ich erwarte dich um sechs in meinem Motel.«
    Danach war die Leitung tot.
    Um exakt sechs Uhr abends klopfte er an ihre Tür, die sie sofort öffnete. Die Handtasche hatte sie schon übergehängt. Den Zimmerschlüssel hielt sie in der Hand.
    »Ich darf nicht reinkommen?«
    Sie zog die Tür hinter sich ins Schloss. »Ich fahre.«
    Sie hatte das Verdeck ihres gemieteten Cabrios heruntergeklappt. Der Wind zauste ihre Haare, als sie in Richtung Norden aus der Stadt fuhren, aber sie schien es gar nicht zu merken. Die Klimaanlage lief mit voller Kraft, ohne dass man im Wagen viel davon gespürt hätte. Das Auto hatte den ganzen Tag in der Sonne gestanden, und die Polster unter Becks Schenkeln und an seinem Rücken glühten wie Herdplatten.
    »Wie ich gehört habe, hast du mit Chris einen aufregenden Samstagabend verbracht«, bemerkte sie.
    »Wir haben versucht, die Sache für uns zu behalten, aber so was spricht sich rum.«
    »Wie schlimm ist er verletzt?«
    »Nicht so schlimm, wie es hätte kommen können.«
    »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Chris mitten auf der Straße eine Rauferei anfängt, egal mit wem. Was hat er sich dabei gedacht?«
    »Er denkt, dass Watkins Danny umgebracht hat.«
    Ihr Kopf ruckte herum. » Slap Watkins? Reden wir über denselben Mann?«
    »Deinen Möchtegernverehrer. Danny hatte ihn abblitzen lassen, als er sich um einen Job in der Gießerei bewarb.« Er fasste kurz für sie zusammen, weshalb Watkins als Verdächtiger galt.
    »Und du hältst das für glaubhaft?«, fragte sie, als er fertig war.
    »Glaubhaft, ja.«
    »Und für wahrscheinlich?«
    »Ich weiß es nicht, Sayre.« Er rutschte in seinem Sitz herum, weil ihn ihre Frage ebenso peinigte wie der glühend heiße Sitz. »Im Sheriffsbüro hielten sie es immerhin für so glaubhaft, dass sie Watkins verhören wollen.«
    »Wenn du alle aufreihen würdest, die ein Hühnchen mit den Hoyles zu rupfen haben, würde die Schlange meilenweit reichen. Ich wüsste hundert Leute, die weitaus mehr Grund hätten, sie zu hassen. Was ist mit den vielen Angestellten, die im Lauf der Jahre gefeuert wurden? Mir kommt es so vor, als hätten sie Watkins’ Namen unter Hunderten aus einem Hut gezogen.«
    »Normalerweise wäre ich deiner Meinung, wenn diese Geschichte am Samstagabend nicht passiert wäre. Ich habe ihn an meinem Haus vorbeifahren sehen. Mir war nicht gleich klar, wer er war, ich sah nur einen Kerl auf einem Motorrad. Aber es war Watkins. Er ist Chris eindeutig zu meinem Haus gefolgt, und später versuchte er uns absichtlich von der Straße zu drängen.
    Jetzt wird er ganz unabhängig davon, ob er etwas mit Dannys Tod zu tun hat, wegen Körperverletzung gesucht. Er hat ein langes, illustres Vorstrafenregister. Als Dannys Name fiel, wurde er sichtbar nervös. Du kannst es drehen und wenden, wie du willst, er ist ein gefährlicher Mann, und ich glaube nicht, dass er vor einem Mord zurückschrecken würde.«
    Sayre wirkte noch nicht überzeugt. »Und mit seiner Vorstrafenliste eignet er sich hervorragend als Sündenbock, nicht wahr?«
    »Er hat Chris mit dem Messer attackiert.«
    »Hast du den Kampf gesehen?«
    »Das meiste. Wenn ich nicht gerade im Graben herumgewatet bin.«
    Er erzählte ihr von seinem Missgeschick, das sie aber gar nicht komisch zu finden schien. Stattdessen schob sie scharf überlegend die Lippen vor. »Wenn du vor Gericht im Zeugenstand stehen würdest, könntest du dann unter Eid aussagen, dass Watkins Chris absichtlich verwundet hat?«
    »Was gibt es daran zu bezweifeln? Chris’ Arm war blutig.«
    Sie lenkte den Wagen auf den Seitenstreifen und hielt unter einer Schatten spendenden Magnolie an. Ohne den Motor auszuschalten, drehte sie sich zu ihm um. »Als wir beide Teenager waren – etwa in der Junior High School –, verbrachte ich den Nachmittag im Bad, um mich zu schminken. Obwohl es im Haus noch drei weitere

Weitere Kostenlose Bücher