Weißglut
alle Annehmlichkeiten auf einem diskreten grünen Schild mit weißer Schrift aufgeführt waren. Die Einzelgrundstücke waren nicht groß, aber die Häuser darauf waren elegant eingerichtet. Gepflasterte Fußwege mäanderten durch die makellos gepflegte Anlage.
Sayre parkte auf dem beschrifteten Besucherparkplatz vor dem Clubhaus, machte aber keine Anstalten auszusteigen. »Ich hasse Anlagen wie die hier. Sie wirken so steril. Alle Menschen sehen gleich aus, und alle Tage auch. Dass den Menschen das nicht langweilig wird?«
»Wenigstens brauchen sie sich keine Gedanken wegen möglicher Streiks zu machen.«
Sie sah ihn an. »Dieser Klatsch hat also auch gestimmt.«
»Bedauerlicherweise.«
»Erzähl mir mehr.«
»Da ist dieser Mann namens Nielson.«
»Sein Name fiel auch im Salon. Und du hast ihn neulich erwähnt. Was macht er?«
»Ärger, und zwar in Unternehmen wie Hoyle Enterprises.«
»Offenbar hat sich Billy Pauliks Frau an ihn gewandt.«
»Und daraufhin«, bestätigte Beck, »hat er schweres Geschütz aufgefahren. Er hat Gewerkschafter angefordert, die vor unserem Werk demonstrieren und unsere Arbeiter zum Streik aufhetzen sollen.«
»Gut gemacht.«
»Es wird hässlich werden, Sayre.«
»Das ist es schon.«
»Es wird Verletzte geben. Nein, sprich es nicht aus«, kam er ihr schnell zuvor, als er sah, dass sie etwas einwenden wollte. »Ich weiß schon, dass man kaum schwerer verletzt werden kann, als es Billy ergangen ist, aber das war ein tragischer Unfall. Der möglicherweise hätte verhindert werden können, aber trotzdem versehentlich geschah. Ein Streik ist wie ein Krieg.«
»Hoffentlich verliert eure Seite.«
Er lachte wehmütig. »Es könnte sein, dass sich dein Wunsch erfüllt.« Er ließ den Kopf gegen die Nackenstütze sinken und blickte nach oben in das Laub des Baumes, unter dem sie parkten. »Aber der Zeitpunkt könnte nicht schlechter sein. Danny starb vor gerade mal einer Woche, und er wurde höchstwahrscheinlich ermordet. Red Harper hat alle Hände voll damit zu tun, einen auf Bewährung entlassenen Verbrecher zu fassen, der Geschmack am Blut der Hoyles gefunden hat. Und gleichzeitig würde ein Detective in seinem Büro immer noch sein ganzes Geld darauf verwetten, dass Chris der Täter ist.
Währenddessen karriolst du in deinem knallroten Cabrio auf und ab und rufst allen ins Gedächtnis, dass Chris nicht zum ersten Mal verdächtigt wird, jemanden umgebracht zu haben. Du jagst Huffs Blutdruck in die Stratosphäre. Du hältst bei einem Arbeitskampf zur Gegenseite. Und da ist immer noch diese andere Sache.«
»Welche?«
Er senkte den Kopf und drehte ihn ihr zu. »Dass ich es nur mit knapper Not schaffe, die Finger von dir zu lassen.« Er blickte an ihrem rechten Bein hinunter, wo der Rock übers Knie hochgerutscht war. »Ich weiß wirklich nicht, was schlimmer ist. Nicht in deiner Nähe zu sein und nur davon träumen zu können, dass ich dich berühre. Oder dir nahe zu sein, dich zu sehen und mich trotzdem beherrschen zu müssen.«
Er hob mühsam den Blick von dem entblößten Schenkel zu ihrem Gesicht, das er irrtümlich für einen ungefährlicheren Anblick gehalten hatte. Ihre aufgewühlte Miene belehrte ihn eines Besseren. »Mrs. Foster wurde mit einem Großbildfernseher bestochen, der ihren behinderten Sohn ›zufrieden‹ machte«, fuhr sie angestrengt fort. »Und dieser Mann verkaufte seine Seele, um endlich schuldenfrei zu sein.«
Beck setzte sich seufzend wieder auf. »Und du weißt das sicher? Du kannst das beweisen?«
»Nein.«
»Du weißt, dass diese beiden Individuen zu den sechs Geschworenen gehörten, die für einen Freispruch votierten?«
»Nein.«
Er sah sie tadelnd an. »Sagen wir, rein hypothetisch, dass die Witwe mit dem behinderten Sohn und der Mann, der knapp am Bankrott vorbeischlittern konnte, sich tatsächlich bestechen ließen und anschließend für Chris’ Freispruch stimmten. Glaubst du, sie fühlen sich besser, seit du sie an ihre Verfehlung erinnert hast?«
Sie wandte den Blick ab und flüsterte ein lautloses Nein.
»Welchen erzieherischen Effekt hofftest du damit zu erzielen, dass du ihnen den Spiegel vorhältst?«
»Gar keinen«, fuhr sie ihn an. »Ich hab’s schon kapiert.«
»Warum hast du diese Menschen dann behelligt? Was hast du damit bezweckt? Du bist doch eigentlich auf Huff und Chris sauer. Warum stellst du die beiden nicht direkt zur Rede?«
»Warum tust du es nicht?«, schoss sie zurück. »Oder willst du die Wahrheit über
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