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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Chris’ Verhandlung lieber nicht wissen? Du möchtest lieber nicht hören, dass Huff die Geschworenen bestochen hat, damit Chris ungestraft davonkam. Habe ich Recht?«
    Nicht weniger laut als sie entgegnete er: »Falls Huff die Geschworenen tatsächlich bestochen haben sollte, dann vielleicht nur, um sicherzustellen, dass sein Sohn nicht für ein Verbrechen verurteilt wurde, das er nicht begangen hat. Dein Rachefeldzug …«
    »Es ist kein Rachefeldzug.«
    »Worauf bist du dann aus?«
    »Integrität. Sie haben keine. Ich hatte gehofft, dass …«
    »Was?«
    Sie hielt inne, holte tief Luft und erklärte dann schroff: »Dass du welche besitzen könntest. Deshalb bin ich mit dir hierhergefahren.« Sie nickte zu einer Kette von Reihenhäusern am Seeufer hin. »Calvin McGraw lebt im dritten Haus von der Ecke aus. Er hat heute früh zugestimmt, mit mir zu reden. Ehrlich gesagt war ich überrascht, dass er bereit war, mich zu empfangen. Bis ich hierherkam. Sein Zustand hat mich tief erschüttert. Er ist schwer gealtert, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte.«
    »Zehn Jahre können ihren Tribut fordern.«
    »Ich glaube, dass er vor allem in den letzten drei Jahren gealtert ist, seit er die Jury unter Druck setzte und dafür sorgte, dass Chris freigesprochen wurde. Seine Schuldgefühle haben ihn zugrunde gerichtet.«
    »Das hat er zugegeben?«
    »Ja, Beck, das hat er. Das war die letzte große Attacke, die er für Hoyle Enterprises geritten ist. Kurz nachdem Huff die Leitung des Unternehmens von meinem Großvater übernommen hatte, trat McGraw seine Stelle an. Er setzte sich genauso für Huff und die Firma ein, wie du es jetzt tust. Und seine letzte Aktion für Huff, ehe der ihn rauswarf, weil er jemanden gefunden hatte, der jünger war und …«
    »Skrupelloser?«
    »Ich wollte ›gerissener‹ sagen.«
    Er zog skeptisch die Stirn in Falten, bedeutete ihr aber weiterzusprechen.
    »Nachdem die Jury gewählt war, pickte sich McGraw alle heraus, die angreifbar waren.«
    »Wie zum Beispiel durch einen behinderten Sohn.«
    »Ganz genau.« Sie sah zu den Tennisplätzen hinüber, wo sich zwei Pärchen ein uninspiriertes Match lieferten. »Sehr scharfsinnig von dir, mich zu fragen, ob ich mich gut fühlte, nachdem ich mit diesen Menschen sprach. Ganz ehrlich, ich fühlte mich beschissen. Vor allem nach meinem Besuch bei Mrs. Foster.
    Ich kann ihr keinen Vorwurf machen, dass sie die Gelegenheit ergriff, ihr Leben zu verschönern, und sei es durch etwas so Banales wie einen Fernseher. In ihrer Situation hätte ich genauso gehandelt. Sie hat nicht selbstsüchtig gehandelt. Sie tat es aus Liebe zu ihrem Sohn.«
    Als sie sich ihm wieder zuwandte, verwandelte sich ihr melancholisches Lächeln in eine Maske der Abscheu. »Calvin McGraw hingegen hat aus rein egoistischen Motiven die Drecksarbeit für Huff erledigt. Er handelte bestimmt nicht aus irgendwelchen edlen Beweggründen. Als er aus Huffs Diensten trat, war er bis an sein Lebensende saniert und reich genug, sich in ein protziges Seniorenstift wie das hier einzukaufen. Trotzdem verbringt der Mann seine letzten Tage nicht in Frieden. Er hat die Chance, sich die Last von seiner Seele zu reden, heute Morgen sofort ergriffen. Er hat alles zugegeben.«
    Beck sah sie lange an, dann fasste er nach dem Türgriff. »Na schön, dann gehen wir und hören uns an, was Mr. McGraw zu sagen hat.«
     
    Sie nahmen einen Fußweg entlang dem Teichufer. McGraws Haus hatte verspielte Gitter vor den Fenstern im ersten Stock, die den Balkons im French Quarter von New Orleans nachempfunden waren. Allerdings erbärmlich schlecht, erkannte Sayres kundiger Blick.
    Sie drückte auf die Klingel und starrte in einen Spion. Die Tür wurde von derselben Schwester geöffnet wie am Morgen. Sie trug eine frisch gestärkte weiße Uniform und machte eine mürrische Miene. Am Morgen war sie noch überfreundlich gewesen. Sayre konnte sich nicht erklären, was den Stimmungsumschwung bewirkt hatte.
    »Da bin ich wieder.«
    »Sie haben mir heute Morgen nicht gesagt, wer Sie sind.« Die Begrüßung der Krankenschwester klang wie ein Vorwurf.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, wie ich heiße.«
    Sie grunzte missbilligend.
    Sayre war sich bewusst, dass Beck alles mitbekam, und richtete sich zu voller Größe auf. »Wie ich Ihnen heute Morgen zum Abschied gesagt habe, habe ich jemanden mitgebracht, der mit Mr. McGraw sprechen möchte. Wäre das möglich?«
    »Ja, Madam«, antwortete sie steif und trat beiseite, um sie

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