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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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hätte arbeiten können, eine versteckte Sucht vielleicht oder irgendein Laster, mit dem sich Nielson angreifbar gemacht hätte. Hatte er Spielschulden, hinterzog er Steuern, nahm er Drogen? Hatte er eine Schwäche für Kinderpornos? Hatte man ihn mit Alkohol am Steuer erwischt? Huff suchte nach irgendwas in dem Leben dieses Mannes, das, wenn es öffentlich bekannt und gebrandmarkt würde, seine Glaubwürdigkeit untergrub.
    Huff setzte die Lesebrille auf, die er nur benutzte, wenn niemand ihn beobachtete, und las, was Sheriff Harper über seinen Erzfeind herausgefunden hatte.
    Sekunden später kam um ein Haar ein Familienkombi von der Fahrbahn ab, weil Huff Hoyle ohne einen Blick nach links oder rechts vom Parkplatz des Dairy Queen auf die Straße raste. Den Papierbecher mit den Resten seines Blizzards hatte er auf den Boden fallen lassen. Dort unten rollte er unter den hektischen Bewegungen des Wagens hin und her und schleuderte klebrigen, schmelzenden Schleim auf die Fußmatte.
    Bis Huff die Gießerei erreicht hatte, hatte sich dieser Schleim in milchige Flüssigkeit verwandelt. Huff verschwendete keinen Gedanken daran. Aber er dachte sehr wohl daran, die Pistole vom Beifahrersitz zu nehmen.
     
    Sayre verschloss gerade ihre Reisetasche, als jemand an die Tür ihres Motelzimmers klopfte. Sie schob die Gardine zur Seite und sah nach draußen. »Red?« Erschrocken öffnete sie die Tür. »Was ist jetzt passiert?«
    »Ich wollte Ihnen keine Angst machen, Sayre. Soweit ich weiß, ist gar nichts passiert.« Er setzte den Hut ab. »Darf ich reinkommen?«
    Sie winkte ihn herein und deutete auf die gepackte Tasche. »Sie haben mich gerade noch erwischt. Ich habe einen Flug für heute Nachmittag von New Orleans aus gebucht.«
    »Sie fliegen nach San Francisco zurück?«
    »Dort bin ich inzwischen zu Hause.«
    »Ich dachte, dass Sie und Beck vielleicht …«
    »Nein.«
    Heute Morgen hatte sie eine klare Grenze gezogen. Er hatte es vorgezogen, auf der anderen Seite bei Huff und Chris zu bleiben. Während des Packens war sie hin- und hergerissen gewesen, ob sie die Karnevalsperlenkette, die er ihr gekauft hatte, in den nächsten Mülleimer werfen oder mitnehmen sollte. Zuletzt hatte sie die Kette in ein T-Shirt gewickelt und in den Koffer gesteckt. Ein einziges Souvenir. Das durfte sie sich zugestehen.
    »Ich werde Beck vor meiner Abreise nicht mehr sehen.«
    »Oh. Ach so.« Red sah sich im Zimmer um, als wüsste er nicht recht, was er noch sagen sollte. Als sich sein Blick endlich wieder mit ihrem traf, bemerkte sie die verkniffenen Schmerzensfalten in seinen Augenwinkeln. »Haben Sie heute Morgen mit Huff gesprochen?«, fragte er.
    Statt ihr zu erklären, was er hier tat, stellte er immer abwegigere Fragen. »Nur bei der Angelhütte.« Wieder schien er sich auszublenden. Die Sekunden verrannen. Schließlich sagte sie: »Ich habe nicht viel Zeit, Red. Weswegen wollten Sie mich sprechen? Hat es etwas mit Danny zu tun? Oder mit Watkins?«
    »Nein. Das ist mehr oder weniger geklärt.«
    »Weshalb ich auch heimfahren kann. Ich habe mir geschworen, in Destiny zu bleiben, bis ich wüsste, was Danny passiert ist. Jetzt kann ich mein Leben wieder aufnehmen.«
    Er nickte, aber es war eine gedankenverlorene Geste, so als hätte er ihr gar nicht zugehört und interessiere sich nicht wirklich für ihre Pläne. Er räusperte sich. »Sayre, ich übernehme die volle Verantwortung für meine Taten und werde niemand anderem die Schuld geben. Ich würde Huff nie hintergehen. Das müssen Sie verstehen.«
    Sie deutete an, dass sie das tat, obwohl sie in Wahrheit keine Ahnung hatte, worauf er hinauswollte.
    »Wir haben einen Haufen Dinger zusammen gedreht, auf die ich nicht besonders stolz bin. Anfangs erschien es nicht so tragisch, die Vorschriften ein bisschen flexibel auszulegen, und dann, ich weiß es nicht, verstrickte ich mich immer mehr. Wie in einem Netz. Ich fand einfach nicht mehr heraus.« Er hob hilflos die Hände, als bäte er um Verständnis und um Vergebung. »Was geschehen ist, ist geschehen. Ich kann nicht mehr zurück und alles ungeschehen zu machen.
    Aber mit der Zukunft ist es was anderes«, fuhr er fort. »Ich erzähle Ihnen das, weil ich möchte, dass noch jemand Bescheid weiß, falls … also, falls irgendwas Schlimmes passiert und ich nicht mehr da bin, um zu berichten, wie es wirklich war.«
    »Wie was wirklich war? Erzählen Sie schon!«
    »Beck Merchant ist Charles Nielson.«
    Der Raum schien seitlich wegzukippen. »Wie

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