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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Abrechnungen mit der Versicherung, solche Sachen.«
    »Du arbeitest nachts und hütest tagsüber die Kinder? Und wann schläfst du?«
    »Zwischendurch.« Er ließ ein Lächeln aufleuchten, das im nächsten Moment wieder erlosch. »Du darfst Luce keinen Vorwurf machen, weil sie so unhöflich ist. Sie ist nicht auf dich sauer. Sie ist meinetwegen so sauer. Ich bin nicht der beste Ehemann.« Er senkte die Stimme. »Ganz ehrlich, Sayre, ich bin ein Säufer. Das ist das Erste, was dir die Leute über mich erzählen werden.«
    »Ich würde nie auf irgendwelchen Klatsch hören, Clark. Und schon gar nicht, wenn er dich betrifft.«
    »Tja, der Klatsch würde aber zutreffen.« Er drehte den Kopf zur Seite und starrte in die Ferne. »Nachdem … du weißt schon …«
    Ja, sie wusste sehr wohl.
    »Danach bin ich von der Spur abgekommen«, sagte er.
    »Das sind wir beide.«
    Sein Blick kehrte zu ihr zurück. »Aber du hast wieder ins Gleis gefunden. Sieh dich nur an. Wow. Du hast es zu was gebracht.« Er lachte noch einmal humorlos über sich selbst. »Nimm mich dagegen. Ich hab nie wieder richtig Tritt gefasst. Bei mir ging es wie auf einer Rutschbahn bergab, und ich habe keinen Sinn darin gesehen, mich wieder aufzurappeln. Ich habe in gar nichts viel Sinn gesehen.«
    »Das tut mir leid.« Da waren sie wieder, von Herzen kommende Worte, aber völlig wirkungslos.
    »Luce hat länger zu mir gehalten, als gut für sie ist. Sie hat mir mehr Chancen gegeben, als ich verdient habe. Jedes Mal halte ich eine Weile durch, aber dann …« Ihm versagte die Stimme, und er sah ihr tief in die Augen. In seinen stand nackte Verzweiflung. »Ich muss endlich wieder ein Lebensziel finden, Sayre. Ich darf meinen Sohn nicht im Stich lassen.«
    »Das wirst du bestimmt nicht. Du wirst dich wieder fangen und von vorn beginnen. Genau wie ich es getan habe.«
    Sie fasste ermutigend seinen Arm. Er sah erst ihre Hand auf seinem Arm an, dann sie, und dann lächelten sie beide, aber dieses Lächeln war nichts als eine wehmütige Erinnerung an das, was hätte sein können.
    »Ich will dich nicht aufhalten«, sagte sie heiser und ließ die Hand wieder fallen. »Ich hätte vorher anrufen sollen. Oder vielleicht hätte ich dich gar nicht besuchen sollen.«
    »Dich zu sehen wiegt vieles auf, Sayre.«
    »Pass auf dich auf.«
    »Du auch.«
    Den Tränen nahe, machte sie kehrt und eilte zu ihrem Auto zurück. Als sie fortfuhr, sah sie ein letztes Mal zu ihm zurück. Er stand auf der Veranda und schaute ihr nach. Seine Hand war zum Abschied halb erhoben.
    Sie fuhr zwei Blocks weiter, ehe sie den Wagen im Schatten einer Eisenbahnüberführung zum Stehen brachte, ihren Kopf auf die Nackenlehne fallen ließ und laut zu schluchzen begann. Und dann weinte sie, wie sie nicht einmal um ihren eigenen Bruder geweint hatte.
    Der Clark Daly, den sie gekannt hatte, dieser talentierte und kluge, süße und einfühlsame, vielversprechende und ehrgeizige Junge, den sie gekannt und geliebt hatte, war genauso tot wie Danny.
     
    So, wie Red Harper es ausgedrückt hatte, war es eine ganz harmlose Bitte, aber Beck war überzeugt, dass es keineswegs nur eine Bitte und schon gar nicht harmlos war.
    Obwohl Red so tat, als hätte es nichts zu bedeuten, hatte er Chris ins Sheriffsbüro bestellt, um einige Fragen zu beantworten, was letztlich einer Vernehmung gleichkam. Chris gegenüber hatte Beck dieses Wort allerdings nicht in den Mund genommen. Stattdessen hatte er gleichmütiger, als ihm zumute war, gesagt: »Offenbar gibt es ein paar lose Fäden, die er gern verknüpfen würde.«
    »Wieso braucht Red mich, um seine losen Fäden zu verknoten?«
    »Ich schätze, das werden wir erfahren, sobald wir dort sind.«
    Beck hatte nicht vorgehabt, Huff von dieser Unterredung zu erzählen – nicht bevor er wusste, worum es ging. Aber wie es das Schicksal wollte, fing Huff sie auf dem Weg nach draußen ab. Genau wie Chris gegenüber spielte Beck die Bitte des Sheriffs herunter. »Bestimmt ist es nur eine Formalität, die höchstens eine halbe Stunde dauert, wenn überhaupt.«
    »Was glaubst du, worum es geht?«, fragte Huff.
    »Ich glaube, es geht vor allem darum, dass Red seinem ehrgeizigen neuen Detective, diesem Deputy Scott, ein bisschen Leine geben will.« Alle drei lachten. Beck versprach, Huff Bericht zu erstatten, sobald sie zurück wären.
    Aber als sie jetzt in Red Harpers Büro geführt wurden, bestätigte ihm das Verhalten des Sheriffs, dass die Sache durchaus ernst war. Red begrüßte

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