Weißglut
stammt. Ich war am Sonntag nicht dort. Selma weiß genau, dass ich das Haus den ganzen Tag nicht verlassen habe. Du warst selbst ein paar Stunden lang mit mir zusammen. Ich habe Danny das letzte Mal am Samstagvormittag im Country Club gesprochen und gesehen.«
»Wo man Zeuge eines hitzigen Streits zwischen euch war.«
»Über einen Punkt beim Tennis. Wer fängt beim Tennis nicht zu streiten an? Jesus.«
»Darüber auch.«
»Was? Ach so.« Chris drehte die Belüftungsdüse im Armaturenbrett so, dass er genau in dem Luftstrom saß, der endlich abzukühlen begann. »Stimmt schon. Danny hat behauptet, ich würde Gotteslästerung treiben und hätte mich über seine Versammlung von Betschwestern lustig gemacht. Er war mein Bruder. Ich konnte doch nicht tatenlos zusehen, wie mein Bruder einen falschen Weg einschlägt. Es war mein Recht, ihm die Meinung zu sagen.«
»Aber es war nicht dein Recht, dich über ihn lustig zu machen.«
Chris seufzte. »Huff wollte, dass ich Danny wieder zur Vernunft zu bringen, ihn umzudrehen versuchte. Falls ich dabei ein bisschen sarkastisch geworden bin …«
»Wenn diese Zeugen, die Scott da aufgetrieben hat, richtig gehört haben, hast du ihm ganz schön zugesetzt. Stimmt das?«
»Ich weiß nicht mehr genau, was ich gesagt habe.«
›»Ich weiß nicht mehr, was ich gesagt habe.‹ Keine allzu glaubwürdige Verteidigung vor Gericht, Chris.«
Chris sah ihn scharf an. »Vor Gericht?«
»Hast du es noch nicht begriffen? Sie versuchen, dir nachzuweisen, dass du am Tatort warst. Sie stehen kurz davor zu beweisen, dass du an jenem Ort warst, an dem jemand mit einer Schrotflinte Dannys Kopf weggeblasen hat.«
»Sie können mir nichts beweisen, denn ich war nicht dort.«
Beck sah ihn durchdringend an. »Lüg mich bloß nicht an, Chris. Ich möchte keine unliebsamen Überraschungen erleben, wenn es hart auf hart kommt.«
»Wie soll ich es dir beweisen? Soll ich beim Grab meiner Mutter schwören?«
»Schön. Mach dich nur darüber lustig. Das alles ist wirklich ein Heidenspaß.«
Chris’ Schmunzeln löste sich in Luft auf. »Hör zu, mir ist schon klar, dass du jetzt den Anwalt raushängen lässt. Schließlich bezahlen wir dich dafür, dass du dir Sorgen machst, damit wir uns keine zu machen brauchen, wie Huff so richtig gesagt hat. Aber ich weiß wirklich nicht, wie ich dir beweisen kann, dass ich an diesem Wochenende nicht in der Angelhütte war.
Das letzte Mal war ich vor ein paar Monaten mit dir zusammen draußen. Und als ich Danny das letzte Mal gesehen habe, war es Samstagvormittag, und er war unterwegs zum Umkleideraum im Country Club. Inzwischen war er endgültig dem religiösen Wahn verfallen. Man durfte keinen Ton mehr gegen seinen Glauben sagen. Ich habe ein paar nicht besonders ehrfürchtige Witze darüber gerissen, und ja, er ist mit hochroter Birne abgezogen.«
»Was ist mit dir? Wie warst du gelaunt, als er gegangen ist? Danny war immer so leicht zu lenken. Und plötzlich entwickelte er Eigensinn. Wie wurdest du damit fertig?«
»Ich muss zugeben, dass ich ziemlich sauer auf ihn war, weil er sich vor diesen Betbrüdern so zum Narren machte. Viele von denen arbeiten für uns. Sie dürfen nicht glauben, dass wir uns rumschubsen lassen, weder vom Herrn noch von irgendjemand sonst. Ich war wütend.
Um mich abzukühlen, habe ich ein paar Bahnen durch den Pool absolviert und bin dann zu Lila, sobald bei ihr die Luft rein war. Den Rest des Nachmittags habe ich zwischen ihren starken Schenkeln verbracht. Erstaunlich, wie viel Frustration man mit einer handfesten und fantasievollen Frau wie Lila abbauen kann. Ihr Erfindungsgeist kennt keine Grenzen.«
»Erspar mir die Details.«
»Du lässt dir was entgehen, mein Freund. Jedenfalls fuhr ich gegen fünf wieder von ihr weg, habe mich zu Hause umgezogen und bin dann rüber nach Breaux Bridge. Das ist alles. Mehr gibt es nicht zu erzählen.« Er breitete die Hände aus und sah Beck beschwörend an. »Außerdem wüsste ich beim besten Willen nicht, warum ich Danny umbringen sollte.«
»Wenigstens das spricht für uns«, sagte Beck. »Es gibt kein Motiv. Aber sie versuchen, dir nachzuweisen, dass du dort draußen warst, und dieser scharfe junge Detective wird noch weiter nach einem möglichen Motiv wühlen. Wenn da irgendwas ist, was ich nicht weiß …«
»Da ist aber nichts.«
»… dann solltest du es lieber gleich erzählen, Chris. Lüg mich nicht an. Sollte ich jemanden einstellen, der auf Strafrecht spezialisiert ist,
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