Weißglut
Stadt halten können.
Während er so auf der stillen Intensivstation lag, musste er schon wieder ein Lachen unterdrücken. Er hatte seine eigenen Pläne mit Miss Sayre Lynch Hoyle.
Und praktischerweise spielte sie ihm direkt in die Hände.
Kapitel 15
Als Beck nach Hause zurückkehrte, kam Frito angesprungen, um ihn zu begrüßen, und ließ einen vollgesabberten Tennisball vor seine Füße plumpsen. »Entschuldige, alter Knabe. Aber heute ist mir nicht nach Spielen zumute.«
Heute Abend brauchte er weniger einen Hund als einen Punchingball, auf den er ein paar Stunden mit den Fäusten eindreschen konnte. Erst dann hätte er – vielleicht – den gröbsten Ärger abgebaut.
Aber Frito ließ sich nicht abwimmeln, und Beck kam zu dem Schluss, dass es unfair gewesen wäre, seine Laune an dem unschuldigen Hund auszulassen. »Na schön, aber nur kurz.«
Nach fünfzigmal Apportieren war Beck total erschöpft. »Ich kann nicht mehr, Frito. Außerdem ist es längst Essenszeit für dich.«
Frito brauchte nur das Wort »Essen« zu hören, und schon rannte er seinem Herrchen voraus auf die Veranda. Er drückte mit der Schnauze die Fliegentür auf und verschwand im Haus. Als Beck in die Küche kam, saß Frito bereits vor dem Kühlschrank, fegte mit seinem weichen Schweif den Küchenboden und ließ die lange Zunge sabbernd aus seinem Mund hängen.
Beck verschwand unterdessen in der Speisekammer und öffnete den Eimer mit dem Trockenfutter. Frito begann zu winseln. Sonntags und mittwochs bekam er abends Rührei. Er sah zu Beck auf, als wollte er sagen: Hast du vergessen, welcher Tag heute ist?
»Heute nicht. Heute gibt es Bröckchen. Morgen mache ich alles wieder gut.« Er schüttete eine reichliche Portion in den großen Hundenapf auf dem Boden.
Frito kam missmutig näher, beäugte wenig begeistert sein Futter und sah dann erneut flehend und unter leisem Winseln zu Beck auf.
»Wir haben keine Eier mehr, okay? Das hier ist teure, nahrhafte, vitaminreiche Tiernahrung, für die jeder halb verhungerte Hund in China dankbar wäre. Jetzt iss. und hör auf zu winseln.«
Frito kam offenbar zu dem Schluss, dass nichts Besseres zu erwarten war, senkte den Kopf in den Napf und begann, die Brocken zu zermahlen. Aber als Beck den Kühlschrank öffnete, um ein Bier herauszuholen, wandte Frito den Kopf und durchbohrte Beck mit einem vernichtenden Blick, sobald er die Eier ordentlich aufgereiht in der Tür stehen sah.
»Du bist schlauer, als gut für dich ist.«
Beck hatte das gleiche Problem. Manchmal war er schlauer, als gut für ihn war. Sayres wütende Reaktion auf das Gespräch, das er mit Chris über sie geführt hatte, hatte gezeigt, dass sie die Trennung von Clark Daly noch nicht verwunden hatte. Nicht endgültig. Und das irritierte Beck wie ein Steinchen im Schuh. Außerdem war das kaum zu glauben. Daly war ein ausgebrannter Alkoholiker und für jeden, der ihn in seiner Ruhmeszeit gekannt hatte, ein Totalversager. Wie war es möglich, dass eine erfolgreiche Frau wie Sayre Lynch immer noch an ihm hing?
Es trieb ihn zum Wahnsinn – wie praktisch alles an ihr.
Frito leerte mit einem letzten Schlabbern den Wassernapf. »Fertig? Dann mach dein Geschäft, damit ich die Tür abschließen kann.« Frito verschwand durch die Hintertür in den Garten.
In dem eingeschossigen Acadier-Haus gab es zwei Schlafzimmer. Das größere hatte ein eigenes Bad, weshalb Beck darin schlief. Das andere war als Gästezimmer eingerichtet, allerdings übernachteten bei ihm nie Gäste von außerhalb. Darum nutzte er den Raum praktisch nur zur Aufbewahrung wenig gebrauchter Gegenstände und der Kleidung für die jeweils andere Saison.
Das Haus war wahrhaftig keine Villa, aber es war gemütlich. Er mochte das freundliche Knarren des Dielenbodens und den Schnitt der Zimmer, der viel Freifläche und große Fenster ermöglichte. Weil er kein leidenschaftlicher Gärtner war, hatte er eine Gärtnerei damit beauftragt, dass der Sumpf das Gelände nicht zurückeroberte. Zweimal in der Woche kam eine Zugehfrau, die für ihn putzte, seine Wäsche erledigte und die Küche mit Lebensmitteln und selbst gemachten, tiefgekühlten Eintöpfen aufstockte.
Er führte ein Junggesellenleben.
Er zog sich aus und ging unter die Dusche. Die Hände an den Kacheln hinter der Armatur abstützend, senkte er sein Haupt unter den Duschkopf und ließ das Wasser in seinen Nacken prasseln.
»Ich hätte sie nicht anrühren sollen.«
Als Sayre ihn am Genick gepackt und ihm diesen
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